Überfall am helllichten Tag: In bester Wildwest-Manier wurde das Basler Graffiti-Tram auf offener Strasse geteert und gefedert.
Was die einen als Farbtupfer im Basler öV-Betrieb interpretieren, ist andern offensichtlich ein Dorn im Auge. Seit Ende Juli rollt das Graffiti-Tram der BVB durch Basels Innenstadt, am Sonntag wurde einer der Wagen von Unbekannten auf offener Strasse geteert und gefedert.
Für die Besucher des Internetblogs Wandschmuck Basel kommt die Aktion wenig überraschend. Seit das Graffiti Tram zum ersten Mal im neuen Outfit das Depot verliess, wurde auf der Facebook-Seite des Blogs rege über die Aktion debattiert. Nicht alle goutierten den Einsatz des Graffitikünstlers Boogie, die Instrumentalisierung von Graffiti zu Werbezwecken widerspreche dem Spirit der Szene.
Andere hörten den Neid aus den Gegnern sprechen. Jeder Künstler habe das Recht, für seine Kunst bezahlt zu werden, hiess es von Seiten der Befürworter.
Urbane Cowboys gegen Kommerz
Der Betreiber der Plattform Wandschmuck interpretiert die Wildwest-Aktion nicht unbedingt als Angriff auf den Künstler. Viel eher sieht er darin ein Zeichen gegen den widersprüchlichen Umgang der Stadt mit dem Thema Graffiti. «In der Regel werden Wandbilder nicht toleriert, sobald sie jedoch im Hochglanz-Format daherkommen, sind sie okay», sagt er. Dass unliebsame Graffiti mit Teer und Federn abgestraft werden, hat er noch nie erlebt.
Weniger Glück als das Tram, das mit einem Teerspritzer davonkam, hatte ein Bild desselben Graffitikünstlers im Horburgpark. Hier wurde die gesamte Wand geteert und mit Federn überzogen. In Anspielung auf den Slogan des Bekleidungsherstellers, für den das Tram wirbt, steht dort: «Go Home.»