Grosse Vorfreude auf Erik Nielsens Engagement

Er ist jung, hat sich bereits ein breites Opernrepertoire einverleibt, sein Auftreten ist frisch und dynamisch, und er gibt sich dem Regietheater gegenüber aufgeschlossen: Das Theater Basel präsentiert mit dem amerikanischen Dirigenten Erik Nielsen seinen neuen Musikdirektor – eine Wahl, die auch beim Sinfonieorchester Basel grossen Anklang findet.

Der designierte Musikdirektor Erik Nielsen zwischen dem glücklichen Theaterdirektor Andreas Beck und der erfreuten Opernleiterin Laura Berman (Bild: Dominique Spirgi)

Er ist jung, hat sich bereits ein breites Opernrepertoire einverleibt, sein Auftreten ist frisch und dynamisch, und er gibt sich dem Regietheater gegenüber aufgeschlossen: Das Theater Basel präsentiert mit dem amerikanischen Dirigenten Erik Nielsen seinen neuen Musikdirektor – eine Wahl, die auch beim Sinfonieorchester Basel grossen Anklang findet.

Andreas Beck, der ab kommender Spielzeit als neuer Direktor des Theaters Basel walten wird, und seine Operndirektorin Laura Berman strahlten um die Wette, als sie im Sitzungszimmer des Sinfonieorchesters Basel den zwischen ihnen sitzenden neuen Musikdirektor Erik Nielsen den Medien vorstellten. Und auch der Geschäftsleiter des Sinfonieorchesters Basel (SOB), Franziskus Theurillat, zeigte sich im Namen des Klangkörpers höchst angetan von der Wahl.

Der amerikanische Dirigent und Musiker wird ab der Spielzeit 2016/2017 als neuer Musikdirektor am Theater Basel arbeiten. Er übernimmt damit eine Position, die seit 2006 nicht mehr besetzt war. Er wird, so wurde an der Medienorientierung gesagt, quasi als musikalisches Gewissen der künstlerischen Leitung des Theaters dafür sorgen, dass neben der Inszenierung  auch die musikalischen Aspekte im Musiktheater das nötige Gewicht erhalten werden.

Rolle des Dirigenten im Theater stärken

«Wir wollen in Zeiten, in denen das Geld knapper wird, mit einer Investition in die Zukunft und in die Qualität der Theaterarbeit ein klares Zeichen setzen», sagte Beck. Und Berman ergänzte, dass das Theater der Tendenz entgegenwirken möchte, dass die Rolle des Dirigenten im Gesamtpaket Oper vernachlässigt wird.

Solche Worte sind natürlich Wohlklang in den Ohren des Orchestervertreters. Und offenbar auch in denjenigen der Musikerinnen und Musiker. SOB-Geschäftsführer Theurillat wies darauf hin, dass die Ankündigung des neuen Namens vom Orchester mit «riesigem Applaus» aufgenommen worden sei. «Das Orchester freut sich wie verrückt.»

Theurillat verlieh auch seiner Genugtuung darüber Ausdruck, dass die Wahl des neuen Musikdirektors in enger Abstimmung mit dem Orchester erfolgt sei. «Für uns ist der Musikdirektor des Theaters eine eminent wichtige Person», betonte er mit dem Hinweis auf die Tatsache, dass knapp die Hälfte aller Dienste des Sinfonieorchesters im Orchestergraben stattfinden. Nielsen wird das Orchester aber nicht nur im Theater, sonden auch auf dem Konzertpodest leiten.

Guter Einstand mit «Eugen Onegin»

Erik Nielsen und das Orchester haben sich bereits kennenlernen können. Im Januar dieses Jahres übernahm der 37-jährige Dirigent als kurzfristiger Ersatz für den erkrankten Giuliano Betta die musikalische Leitung der Tschaikowsky-Oper «Eugen Onegin» – eine Zusammenarbeit, die offensichtlich auf beiden Seiten in bester Erinnerung geblieben ist.

«Die Zusammenarbeit mit dem Orchester und dem Chor hat mir grossen Spass bereitet», betonte Nielsen. Entsprechend freue er sich auf sein Engagement in Basel, das ihm als Ort mit wunderbaren Opernproduktionen bekannt war.

Seine Stelle als Musikdirektor wird er offiziell erst in der zweiten Spielzeit unter Andres Beck antreten. Aber bereits in der Saison 2015/2016 wird er als Gast die musikalische Leitung einer neuen Opernproduktion übernehmen und mit mehreren weiteren Auftritten präsent sein.

Eine grosse Bandbreite

Über eine mögliche Rolle, die er als Musikdirektor auch über die Spartengrenzen hinaus einnehmen könnte, äusserte sich Nielsen noch zurückhaltend. «Spartenübergreifendes Arbeiten ist für mich noch Neuland, aber ich freue mich darauf», sagte er. Andreas Beck wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass man auf diesem Gebiet in seiner ersten Spielzeit noch nicht zuviel erwarten dürfe: «Das ist ein Prozess und das braucht etwas Zeit.»

Ganz allgemein stellte sich der neue Musikdirektor als Musiker vor, der das Musiktheater in seiner ganzen Bandbreite mag: vom Barock über Verdi bis zum zeitgenösssichen Musiktheater und auch zum Musical. Auch gegenüber dem Regietheater in der Oper hegt der Amerikaner Nielsen nach eigenen Angaben keine Scheu. Im Gegenteil: Er habe die USA nicht zuletzt deswegen verlassen, weil dort ein konservatives Opernverständnis vorherrsche, sagte er.

Der 1977 in Iowa (USA) geborene Musiker und Dirigent war von 2002 bis 2012 an der Oper Frankfurt engagiert, von 2008 bis 2012 als Erster Kapellmeister. Auch nach Beendigung seines Engagements folgten regelmässige Arbeiten in Frankfurt. Er wurde 2009 mit dem Sir Georg Solti Conducting Award ausgezeichnet und übernahm Dirigate an zahlreichen bedeutenden Opernhäusern, darunter Bilbao, die Deutsche Oper Berlin, Dresden, English National Opera London, Luxemburg, Malmö, Metropolitan Opera New York, Rom, Zürich und bei den Bregenzer Festspielen.

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