Falls nicht: Sie haben es wohl einfach nicht gemerkt. Und egal, ob ja oder nein: Es lohnt sich, die Ausstellung «Hello, Robot» im Vitra Design Museum zu besuchen.
Sie haben sich Grosses vorgenommen, die Kuratorinnen und Kuratoren der Ausstellung «Hello, Robot» im Vitra Design Museum in Weil am Rhein. Um Roboter dreht sich alles in der aktuellen Sonderausstellung.
Nur: Was ist das überhaupt, ein Roboter? Schon bei dieser nicht einfach zu beantwortenden Frage fängt das Problem an. Dessen war man sich – die Ausstellung kaschiert es kaum – bewusst.
Das macht die Ausstellung so besuchenswert: Hier werden nicht einfach alle möglichen Arten von Robotern aufgestellt, auf dass die Besucherin sie und deren Design bestaune. Darum geht es zwar auch: Das Herz des Film-Nerds schlägt einige Takte höher, wenn er nur wenige Kilometer von Basel den echten R2-D2 aus «Star Wars» betrachten darf. Und viele weitere Gadgets aus der (Populär-)Kultur, die unser Bild von dem, was ein Roboter ist, nachhaltig geprägt haben: ein Maschinenwesen, menschenähnlich.
Der erste Raum: Unsere wohlbekannte, von der (Pop-)Kultur geprägte Vorstellung von dem, was ein Roboter sei. (Bild: Nils Fisch)
Design als Inhalt
Doch das ist nicht das, was den Siegeszug der Roboter, die mehr und mehr unseren Alltag erobern, ausmacht. Roboter haben keine zwei Beine, keine zwei Arme und vor allem keinen Kopf, wie Science-Fiction-Guru und Ausstellungsberater Bruce Sterling im TagesWoche-Interview ausführt. Und so zeigt das Museum die ganze Palette der Robotik – vom Industrieroboter über alltägliche Helferlein («Smart Home») bis zur künstlichen Intelligenz und zur künstlerischen Auseinandersetzung mit der Materie.
«Die Hauptfrage, die sich Designern heute stellt, ist nicht, ob ein Roboter ein schönes Gesicht hat oder nicht – es geht um praktische und ethische Fragen», sagte Museumsdirektor Mateo Kries am Tag vor der Eröffnung. Die Kuratorinnen und Berater vom Vitra Design Museum, MAK Wien und Design Museum in Gent betonten die Frage des Designs als Bauweise: Nur, indem man von Anfang an über sämtliche Funktionsweisen nachdenke, könne man «humanistische Impulse für die Zukunft» setzen, wenn es um moderne Technologien gehe. Beim Konzept der Ausstellung sei es darum «nicht in erster Linie um Schönheit» gegangen, sondern darum, einen Ort zu schaffen, «der Fragen zulässt».
4 Themen, 14 Fragen
So ist die Ausstellung auch aufgebaut: Die über 150 Exponate sind entlang von vier Themengebieten und 14 Fragen organisiert. Die vier Themengebiete sind: die menschliche Begeisterung für den künstlichen Menschen und Roboter in der Populärkultur; Roboter in Industrie und Arbeitswelt; Roboter als Freund und Helfer in Alltag, Haushalt und Pflege; und letztlich die zunehmende Verschmelzung von Mensch und Robotik – etwa in «lernenden» Gebäuden oder sogenannten Smart Cities.
Die Fragen auf dem Weg durch diese Themengebiete erinnern kaum zufällig an Douglas Couplands «Slogans for the Twenty-First Century», ein Werk mit kurzen Statements über unsere technologische und kulturelle Gegenwart und Zukunft, das erstens in der Roboter-Ausstellung gezeigt wird – und zweitens viele weitere Fragen aufwirft. «Brauchen wir Roboter wirklich?», lautet die dritte Frage. Und schon die vierte ist die, die viele Menschen immer wieder beschäftigt: «Sind Roboter unsere Freunde oder unsere Feinde?»
Was auf dem Papier etwas mechanisch und verkopft, fast roboterhaft, klingen mag, funktioniert in der Ausstellung problemlos. Schliesslich besteht kein Zwang, die Exponate in der vorgesehenen Reihenfolge anzusehen – die Ausstellung funktioniert auch für den ineffizient herumwandelnden und eklektisch staunenden Homo Sapiens. Dass man dabei manchmal ratlos zurückbleibt, ist hier Sinn der Sache – und führt zu umso interessanteren Gesprächen nach dem Museumsbesuch.
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Die Ausstellung «Hello, Robot» dauert bis zum 14. Mai 2017 im Vitra Design Museum, Weil am Rhein.