Hejo, spann die Waden an!

In der Nacht zum Nationalfeiertag liefern sich die Basler Partyveranstalter mit DJs wie Fritz Kalkbrenner, Marek Hemmann, Koze oder Seth Troxler einen Wettkampf um den meistgehypten Headliner: Die Jahres-Höchstdichte an illustren Acts beim «Tension-Festival» sowie in den Clubs Hinterhof und Nordstern dürfte kein Tanzbein ohne Muskelkater zurücklassen.

Ambitioniertes Open-Air auf dem St. Jakob-Areal: Das «Tension»-Festival (Bild: zVg)

In der Nacht zum Nationalfeiertag liefern sich die Basler Partyveranstalter mit DJs wie Fritz Kalkbrenner, Marek Hemmann, Koze oder Seth Troxler einen Wettkampf um den meistgehypten Headliner: Die Jahres-Höchstdichte an illustren Acts beim «Tension-Festival» sowie in den Clubs Hinterhof und Nordstern dürfte kein Tanzbein ohne Muskelkater zurücklassen.

Längst ist es kein Geheimnis mehr: Seit die elektronische Tanzmusik weltweit nicht mehr nur in den Clubs, sondern auch an Open-Airs und – dank dem aus den USA exportierten Mainstream-Monster namens EDM (Electronic Dance Music) – mittlerweile sogar in Grossraum-Discos den Ton angibt, sind die Gagen für Superstar-DJs explodiert.

Dies wiederum bedeutet, dass noch vor kurzem erschwingliche, globale Underground-Ikonen neuerdings auch für die (im internationalen Vergleich immer noch zahlungskräftigen) Schweizer Clubs oft das Budget sprengen: Denn gerade im Sommer locken für internationale DJ-Grössen neben den herkömmlichen Club-Engagements auf der notorisch teuren Party-Insel Ibiza gleichzeitig auch immer mehr gutbezahlte Headliner-Slots an europäischen Festivals.

Als eine der letzten Möglichkeiten für Basler Techno- und House-Liebhaber, die «Household Names» der Szene noch in der eigenen Heimatstadt zu erleben, hat sich daher in den vergangenen Jahren der 31. Juli erwiesen. Denn dank der lokalen Tradition des R(h)einfeiern in den Nationalfeiertag sind an dessen Vorabend jeweils zig mal so viel Menschen im Ausgang unterwegs wie andernorts am 1. August selbst – eine Tatsache, die findige Booker und Partyveranstalter in den letzten Jahren zu einem regelrechten Wettkampf um die grössten Namen animiert hat.

Warum? Ganz einfach deshalb, weil die meisten international erfolgreichen DJs sich zurzeit sowieso auf Europa-Tour befinden, an diesem, ansonsten wenig zugkräftigen Datum noch keine Verpflichtungen haben und daher verhältnismässig günstig zu haben sind.  

Freude am Tanzen mit Marek und Fritz

So lockt Basels Nachtleben auch heute Abend mit einem Jahres-Höchstwert an klingenden Namen – allen voran das «Tension»-Festival, das heuer zum ersten Mal auf dem Areal der St. Jakobshalle zum grossen Open-Air lädt. Zwischen Parkhaus und Eishalle steigt hier bereits ab drei Uhr nachmittags auf 2000 Quadratmeter eine Party der Superlative, wo mit den Zürcher Diynamic-Überfliegern Adriatique, dem durch den «Berlin Calling»-Titeltrack «Sky & Sand» weltbekannt gewordenen Berliner DJ und Sänger Fritz Kalkbrenner (Bruder von Hauptdarsteller Paul Kalkbrenner) sowie Marek Hemmann (langjähriges Aushängeschild des sympathischen Jenaer Erfolgslabels «Freude am Tanzen» und Basler Partygängern noch bestens als regelmässiger Gast des früheren Münchensteiner Technoclubs Presswerk in Erinnerung) zum Tanz aufspielen.

Trotz dieser Zugpferde bleiben wohl auch die Nerven der «Tension»-Organisatoren bis zuletzt ziemlich angespannt – fand das Festival doch bisher tagsüber stets auf dem einiges kleineren Kulturschiff im Rheinhafen statt. «Auch wenn wir in den letzten Jahren auf dem Deck das Schiffs stets an unsere Kapazitätsgrenzen gestossen sind, ist diese klare Expansionsstrategie natürlich ein ziemlich grosses Risiko», gibt Mitorganisator Sebastian Schmidt, der bis zum Relaunch des Schiffs Anfang Jahr gemeinsam mit Dave Meury das Musikbüro des Clubs leitete, offen zu: «Denn bisher hat hier noch nie ein vergleichbarer Open-Air-Anlass stattgefunden.» 

Spagat zwischen Underground und Massen-Appeal 

Sein Team habe zuvor lange nach einem geeigneten Veranstaltungsort gesucht – nach einem Areal, das genügend Platz biete, wo aber gleichzeitig auch eine adäquate Lautstärke gespielt werden dürfe. Das St. Jakob sei diesbezüglich nun zwar einerseits ideal, weil man hier die Musik bis Mitternacht laufen lassen könne, aber andererseits aufgrund der speziellen Lage zwischen Münchenstein und Basel bewilligungstechnisch «nicht ganz ohne Tücken» gewesen: «Jetzt haben wir zwar plötzlich Platz für ungefähr zwei- bis dreitausend Leute – dafür wagen wir uns an eine völlig neue Location, die wir zudem mit einem Riesenaufwand komplett umgebaut haben: Eine ganz andere Ausgangslage also!»  

Dennoch freue er sich darauf, hier «ein Zeichen zu setzen» – etwa mit der eigens für den Anlass aufgebauten, sechs Meter grossen Bühne: «Ich bin überzeugt, dass uns der Spagat zwischen Underground und breitem Publikumsgeschmack gelungen ist, und in der Region die Nachfrage auch für einen Anlass in dieser Grössenordnung vorhanden ist.» Ausserdem seien zum Glück die Wetterprognosen mit 28 Grad im Schatten «nun bereits zum dritten Mal in Folge perfekt.»

Lüpfige Duos, experimentelle Entwürfe 

Wer nach dem Marathon zu St. Jakob um Mitternacht noch nicht genug hat, kann anschliessend an einer der After-Partys wahlweise mit härterer Kost des ehemaligen Deep-Dish-DJ-Team-Mitglieds Dubfire und dem Berghain-geprüften Berliner Len Faki (im Borderline) oder stattdessen mit den lüpfigeren deutschen Tech-House-Duos Adana Twins und Super Flu (in Kuppel und Garage) weiterfeiern. 

Oder als Alternative seine Waden zur Feier der Eidgenossenschaft anderswo nochmals richtig anspannen: Denn auch die restlichen Basler Clubs haben imposante Headliner im Köcher. So lockt das Kollektiv Dreiklang im Hinterhof mit einem 5-Stunden-Set vom Hamburger Paradiesvogel und Pampa-Labelchef DJ Koze: seines Zeichens nicht erst seit dem hochgelobten, in diesem Frühjahr erschienenen Album «Amygdala» bei leidenschaftlichen Liebhabern experimentellerer House- und Techno-Entwürfe eine fast kultisch verehrte (alles andere als graue) Eminenz.

Saisonstart mit Hofnarr Seth 

Der Anfang Jahr zum besten Club der Schweiz gewählte Feiertempel Nordstern lässt nach der Sommerpause zum Saisonstart sogar eigens das Aushängeschild des Detroiter Labels und DJ-Quartetts Visionquest einfliegen: Seth Troxler, der nicht nur im letzten Dezember vom wichtigsten internationalen Szeneportal Resident Advisor zum besten DJ der Welt gekürt wurde, sondern darüber hinaus in seinem Nebenamt als offizieller Hofnarr der Szene auch soeben auf Youtube mit einem Auftritt im Adamskostüm für Furore sorgte (siehe Video).

Wer also ohne Zelt und Zug- oder Flugreise mitten im heimatlichen Hafen die zurzeit meistgehypten Protagonisten des globalen Techno- und House-Zirkus auf Herz und Nieren testen will, sollte sich statt des alljährlichen Gedränges rundum den Rhein lieber für ein elektronisches Feuerwerk entscheiden – damit allerdings auf eine nicht minder schweisstreibende Nacht gefasst machen.  

  • Tension-Festival, diverse Locations. Open-Air bei der St. Jakobs-Halle, Münchenstein: 15-24 Uhr, After-Partys ab 22 Uhr: Borderline, Kuppel und Garage.
  • Hinterhof, Münchensteinerstrasse 81, Basel. Ab 17 Uhr auf der Dachterrasse: DJs Mario Robles, Liebkind, Jamie Shar, ab 23 Uhr im Club: Dreiklang presents DJ Koze.
  • Nordstern,Voltaplatz, Basel. Saisoneröffnung mit Seth Troxler, Andrea Oliva und Resident-DJs, ab 23 Uhr. 

 

 

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