Wenn in Basel gegenwärtig von Museumskrise die Rede ist, ist vor allem das in finanzielle Notlage geratene Kunstmuseum gemeint.
Wie aus dem am Donnerstag veröffentlichten «Mitbericht der Bildungs- und Kulturkommission zum Budget 2018 der fünf kantonalen Museen» hervorgeht, kämpfen aber auch andere staatliche Museen mit Finanzproblemen.
Eines davon ist das Historische Museum Basel. Dort muss der neue Direktor Marc Fehlmann die finanzielle Misswirtschaft seiner Vorgängerin ausbaden: Für das Jahr 2018 gibt es zum Beispiel kein Geld für Sonderausstellungen.
Und er muss noch eine weitere Fehlkalkulation korrigieren: Wie im neuen Bericht klar wird, sind die realen Besucherzahlen des Museums am Barfüsserplatz weitaus tiefer als bislang angegeben.
Beschönigende Zählweise
Bisher erfasste das Historische Museum nicht nur diejenigen Besucher in der Barfüsserkirche in der Statistik, die an der Kasse ein Billett lösten oder mit dem Museumspass reinmarschierten. Es addierte auch all diejenigen dazu, die bloss das Café besuchten oder sich im Schiff des Kirchengebäudes kurz aufwärmten.
Dazu steht im aktuellen Bericht:
«Neu werden nur die Eintritte in den eigentlichen Ausstellungsbereich des HMB-Betriebes gezählt. Dies führt zu einer Reduktion um rund zwei Drittel auf 42’000 Eintritte.»
Wer die beschönigende Zählweise einst eingeführt hat, kann Kommissionssprecherin Franziska Reinhard nicht erklären. Bösen Willen will sie aber niemandem unterstellen. Sie taxiert diese Handhabung als ein Missgeschick.
Der Kommission sei die Diskrepanz zwischen Besuchern und Kurzaufenthaltern bereits letztes Jahr aufgefallen, und man habe dies auch bemängelt, so Reinhard. Der neue Direktor Marc Fehlmann habe das «als Mann der Tat» auch sofort bereinigt.
Der neue Direktor handelte
Fehlmann bestätigt auf Anfrage, dass er mehr oder weniger mit seinem Amtsantritt im Juni die Zählweise korrigiert hat:
«Es ist richtig, dass wir ab 1. Juli 2017 nur noch Besucher zählen, die an der Kasse einen Eintritt verlangen. Die Menschenbewegungen, die mit einem Bewegungsmelder seit über zehn Jahren erfasst wurden, zählen wir nicht mehr.»
Denn dies sei nach Richtlinien des Verbands der Museen der Schweiz VMS nicht zulässig.
Anschwärzen will auch Fehlmann niemanden. Er findet aber:
«Im Zeitalter von erhöhten Compliance-Anforderungen ist es meiner Ansicht nach nicht zulässig, Toiletten-Besucher, Kaffee-Kunden oder Bauarbeiter als reguläre Museumsbesucher zu registrieren, dafür gibt es die Besuchererfassung an der Kasse. So kenne ich das vom Kunstmuseum Bern, vom Museum Oskar Reinhart in Winterthur und vom DHM in Berlin.»
Die fragwürdige Zählweise ist damit vom Tisch. Ob dadurch die Besucherzahlen tatsächlich gleich auf einen Drittel einschmelzen, ist schwer zu sagen. Genaue Zahlen über die bislang mitgezählten Nicht-Besucher waren nicht zu erhalten.
Gastro-Angebot fällt weg
Zum Rückgang der Besucherzahlen werden noch weitere Faktoren beitragen. So etwa der Verzicht auf Sonderausstellungen, die normalerweise für grosse Besucherströme sorgen. Dazu kommen weitere Negativ-Faktoren wie die Erhöhung der Eintrittspreise und eine Anpassung der Öffnungszeiten.
Der grösste Rückgang wird aber bei den künftig nicht mehr mitgezählten Gratis-Besucher sein. Denn das Museum sieht sich aus finanziellen Gründen gezwungen, die «gastronomischen Angebote» einzustellen, wie aus dem Mitbericht der Kommission hervorgeht.