Hunkeler-Krimi an einem heissen Sommermorgen, draussen im frostigen April

Das Theater Basel präsentiert einen Hunkeler-Krimi von Hansjörg Schneider als Fortsetzungsgeschichte. Im Rhybadhüsli St. Johann fand die vierteilige Reihe mit einer etwas inhaltsarmen Vorstellungsrunde ihren charmanten Auftakt.

Die gute Seele des Rhybadhüsli und der Kommissär im Urlaub (Astrid Kehl und Andrea Bettini).

(Bild: Kim Culetto)

Das Theater Basel präsentiert einen Hunkeler-Krimi von Hansjörg Schneider als Fortsetzungsgeschichte. Im Rhybadhüsli St. Johann fand die vierteilige Reihe mit einer etwas inhaltsarmen Vorstellungsrunde ihren charmanten Auftakt.

Ein altes Schild neben dem Eingang zur Rhybadhüsli St. Johann weist mit forschen Worten an: «Wer nicht badet, wird in der Anstalt nicht geduldet». Zum Glück wird man es doch, denn an diesem Abend denkt wohl niemand daran, in den Rhein zu steigen. Und dies nicht wegen der schlechten Wasserqualität, wie der etwas selbstgefällige Bademeister (Roberto Greuter) sagt. Denn obwohl die penetrant gutgelaunte Moderatorin von Radio Basel (Liliane Amuat) auf der Stückebene stetig an die ansteigende Hitze an diesem Sommermorgen erinnert, ist es in Realität eher frostig-kühl auf den Sitzen der äusseren Plattform im Rhybadhüsli.

Rund 50 Zuschauerinnen und Zuschauer nehmen allmählich Platz und bekommen über Funkkopfhörer mit, wie ein gewisser Hansjörg Schneider einen Musikwunsch anmeldet. Dass just zu diesem Zeitpunkt der tatsächliche Hansjörg Schneider über die Passage schreitet, ist einer der schönen Zufälle, die sich an besonderen Spielorten ergeben können. Schneider ist der Autor des Krimis, der das Theater Basel an diesem Abend nachzuspielen beginnt. Im Original heisst er «Flattermann», das Theater Basel nennt ihn etwas verallgemeinernd «Kommissär Hunkeler: Ein Fall für Basel».

Andrea Bettini ist Hunkeler mit Leib und Seele

Langsam belebt sich das Rhybadhüsli mit den Stammgästen: Zum bereits anwesenden Fischer stossen der schöne, wenn auch etwas in die Jahre geratene Sigismund, die beiden Damen in Frottee, die beiden Federball-Virtuosen sowie die Kioskfrau und der Bademeister (engagiert und liebevoll gespielt von der Laien-Verstärkungstruppe mit Àgota Skorski, Conny Eggenschwiler, Martin A. Steiner, Cornelia Bauer, Oliver Börner, Roberto Greuter, Astrid Kehl, Stephan Wottreng und Frank Dettweiler). Ihr Eintreffen wird stimmungsvoll nostalgisch begleitet von der Musik aus Jacques Tatis wunderbarem Film «Les vacances de Monsieur Hulot».

Als letzter trudelt in weisser Badehose und braunem Bademantel Kommissär Hunkeler herein. Andrea Bettini verkörpert den Basler Maigret so, als wäre ihm diese Figur auf den Leib geschneidert worden. Wurde sie in gewisser Weise auch, denn neben der Regisseurin Daniele Kranz zeichnet Bettini verantwortlich für die Theaterfassung des Krimis. Sein Hunkeler ist ein kumpelhaft netter Kerl, der aber sogleich in ein unnahbares Grübeln fällt, wenn er von einem besonderen Ereignis gepackt wird.

Mann stürzt von der Brücke

Und dieses Ereignis bricht natürlich herein in die sommerliche Rheinbad-Idylle. Ein älterer Mann in Steward-Uniform stürzt von der nahen Johanniterbrücke in den Rhein und muss später von Hunkeler herausgefischt werden. Noch ist er nicht ganz tot, als ihn die Sanität (im etwas albernen Gleichschritt-Trab) abholt. Später am nur gerade einstündigen Abend ist er es dann.

Aber noch weiss man – zumindest im Handlungsablauf – nicht, ob es sich um einen Selbstmord handelte oder nicht. Hunkeler ahnt natürlich bereits, dass da etwas nicht stimmte, wir Zuschauer natürlich auch, sonst wäre es ja kein richtiger Krimi. Aber der erste Teil der Fortsetzungsgeschichte lässt dies offen.



Der Rheinschiffer und der Kommissär (Martin A. Steiner und Andrea Bettini) fischen das Opfer aus dem Rhein.

Der Rheinschiffer und der Kommissär (Martin A. Steiner und Andrea Bettini) fischen das Opfer aus dem Rhein. (Bild: Kim Culetto)

Ausser dem Sturz in den Rhein passiert nicht viel in diesem ersten Teil. Eigentlich fast nichts. Regisseurin Daniela Kranz hat den Auftakt als Vorstellungsrunde angelegt und als Stimmungsbeschreibung. Man erfährt, wie dieser Hunkeler so tickt, und kann sich in die speziellen Basel-Schauplätze einfühlen, die Schneider für seine erfolgreiche Krimireihe ausgewählt hat.

Es weht ein kühler Wind

Dieser erste Schauplatz bietet eine ausgesprochen stimmungsvolle Kulisse für ein Open-Air-Spiel. Aber auch ein kleines Problem. Denn auf den Sitzen über dem Rhein bekommt man den frostigen Wind an diesem Aprilabend stark zu spüren, was es nicht einfach macht, sich in die von der Hitze geprägte Atmosphäre der Handlung einzufühlen. Stellvertretend leidet man etwas mit, wenn man den Spielern in kurzen Hosen und Raketenglacés im Mund zuschaut. Da ist der warme Tee, der den Zuschauern zur Verfügung steht, schon etwas angemessener.

Nur Detektiv Wachtmeister Madörin (Martin Hug) erscheint mit Anzug, blauem Regenmantel und Hut in einem Outfit, das zu den realen Witterungsverhältnissen besser passt. Es ist erst ein Kürzest-Auftritt, der dem mürrischen Assistenten Hunkelers an diesem Abend zugestanden wird. Aber ein vielversprechender, denn Hug hat schon vielfach bewiesen, dass er solche Charaktere auf der Bühne hinreissend darzustellen versteht.

Gespannt auf die weiteren Folgen

Der erste Teil von Komissär Hunkelers Fall für Basel vermag unter dem Strich noch nicht richtig für diese Geschichte zu erwärmen. Gerne hätte man mehr gesehen vom Ermittlerduo Hunkeler/Madörin oder vom Schauspielergespann Bettini/Hug. Aber das wird ja bestimmt folgen, wenn man erleben wird, «wie sich Kommissär Hunkeler mit seinen eigensinnigen Ermittlungsmethoden immer stärker in den Graubereich des Legalen manövriert» und «wie ein Geist aus dem Jenseits von der Seefahrt berichtet …». So zumindest kündigt das Theater Basel die nächsten Folgen an.

Autor Hansjörg Schneider äusserte sich gegenüber dem Regionaljournal Basel von Radio SRF übrigens angetan vom Auftakt zu «seinem» Krimi.
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«Kommissär Hunkeler: Ein Fall für Basel». Eine Theaterserie nach einem Kriminalroman von Hansjörg Schneider – 1. Teil. Die nächsten Vorstellungen: 7. und 8. April, jeweils 19 Uhr.

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