In der internationalen Presse wurde der neue Erweiterungsbau des Kunstmuseums höchst unterschiedlich aufgenommen. Das deutsche Feuilleton holte zur verbalen Ohrfeige aus, während die englische Presse euphorisch jubelt.
Zuerst die positiven Nachrichten: Das Kunstmuseum als Institution gilt in den Elfenbeintürmen des deutschen und britischen Feuilletons als erstrangig. «Das Museum besitzt nicht nur die älteste öffentliche Sammlung der Welt, sondern auch eine der besten», schreibt die «Süddeutsche Zeitung». Und die FAZ bemerkt: «Die Stadt am Rhein ist einer der herausragendsten Orte, um in die Zukunft der Kunstwelt zu schauen, schon alleine deshalb, weil die traditionsreiche Sammlung im internationalen Vergleich zu den besten zählt.»
Da schlägt dem Basler Museumsfreund beim Lesen das Herz höher. Und gleich noch höher, wenn er vernimmt, dass die Londoner «Times» das Kunstmuseum Basel zum fünftwichtigsten Kunstmuseum der Welt erkoren hat, was allerdings bereits drei Jahre her ist.
Es war also eine Selbstverständlichkeit, dass alle wichtigen Zeitungen der westlichen Welt ausführlich über den neuen Erweiterungsbau, der Mitte April eröffnet wurde, berichteten. Aber auf die Architektur gemünzt, schlagen die Zeitungen ganz andere Töne an:
Raumgewordenes Unbehagen
«Vom Unbehagen in der Kultur war schon viel die Rede, aber nun ist das Unbehagen Raum geworden», heisst es in der «Zeit». Besonders unbehaglich fühlte sich der Kritiker offensichtlich im unterirdischen Foyer: «Es ist, als durchschreite man ein Hybrid aus U-Bahn-Station, Ceaușescu-Palast und Firmenzentrale.»
Ein ähnliches Unbehagen beschlich auch die Schreiberin der FAZ: «Diese Box ohne Tageslicht könnte auch der Kühlraum einer Luxusfleischerei sein oder, etwas freundlicher formuliert, das Setting eines dystopischen Science-Fiction-Films», schreibt sie. Und ihre Kollegin von der «Süddeutschen Zeitung» malt ein noch düstereres Bild: «Tatsächlich verlässt einen das Gefühl, eingesperrt zu sein, im ganzen Erweiterungsbau kaum, es ist, als würde man sich durch eine luxuriöse Grabkammer bewegen.»
«Man muss sich immunisieren»
Der Direktor des Kunstmuseums Basel, Bernhard Mendes Bürgi, blendet solche Pressereaktionen aus, wie er im Interview mit der TagesWoche sagt: «Da fange ich erst gar nicht an, lange zu grübeln. Man muss sich etwas immunisieren. Ich habe gewisse Kritiken gar nicht gelesen. Meine Devise war stets, dass ich das Museum beherzt führen möchte, ohne auf den Applaus des deutschen Feuilletons zu schielen.»
Auf das britische Feuilleton dürfte er aber sehr wohl geschielt haben. Denn dieses reagierte überaus positiv:
«Art and architecture rub up against each other in all the right ways in a miraculous new extension to Basel’s 1930s art museum» («Kunst und Architektur reiben sich auf absolut richtige Weise in einem wunderbaren Erweiterungsbau zum Museum aus den 1930er-Jahren», jubelte der Londoner «Guardian». Und die «Financial Times» spendet grossen Applaus mit den Worten: «It is simply one of the best new museums of recent years.»
«Einfach eines der besten neuen Museen der Gegenwart.» So etwas liest man in Basel gerne.