James Dean: Der Filmrebell kehrt auf die Leinwand zurück

Am 30. September 1955 starb James Dean hinter dem Steuer seines Rennautos bei einem Verkehrsunfall. Der junge Filmrebell wurde durch den Tod zur Legende – und kehrt 60 Jahre später auf die Kinoleinwand zurück.

James Dean auf dem New Yorker Times Square.

(Bild: Dennis Stock)

Am 30. September 1955 starb James Dean hinter dem Steuer seines Rennautos bei einem Verkehrsunfall. Der junge Filmrebell wurde durch den Tod zur Legende – und kehrt 60 Jahre später auf die Kinoleinwand zurück.

Am 17. September 1955, zwei Wochen vor seinem Tod, trat James Dean während einer Drehpause zum Film «Giganten» in einem zweiminütigen Werbespot für Verkehrssicherheit auf.

Dean stellte auch in diesem Kurzauftritt die Attribute jener Rolle zur Schau, die ihn überlebten: lässig die Zigarette im Mundwinkel, die Stirn ironisch in Falten gelegt. Und eine Sprache und Körperhaltung, die signalisierten, dass er sich nicht um den Eindruck kümmerte, den er auf andere machte. Zum Beispiel auf den Herrn in Anzug und Krawatte, der sich neben ihn setzt und von ihm hören will, was er über das Rasen denkt.

Das Lebensgefühl der Halbstarken

James Dean, damals 24 Jahre alt, war zu diesem Zeitpunkt der aufstrebende Star von Hollywood, der sein rebellisches, für US-Jugendliche der «Silent Generation» besonders attraktives Image vor allem «Rebel Without A Cause» verdankte. Der Film wurde im deutschen Sprachraum unter dem Bibelzitat «…denn sie wissen nicht, was sie tun» veröffentlicht, und beide Titel drücken das Lebensgefühl jener Generation aus, die zu spät geboren war, um aktiv am grossen Krieg gegen die Nazi-Diktatur teilzunehmen, jedoch bereits zu alt, um im Geist von «68» sozialisiert zu werden.

Dean spielte darin den Jugendlichen Jim Stark, der aus einer zerrütteten Mittelschichtsfamilie stammt, durch Trunkenheit in der Öffentlichkeit auffällt und sich unter Gleichaltrigen mit einer Mutprobe Respekt verschaffen will: dem «Chicken Game».

Stark und sein Kontrahent, der Chef einer Rowdy-Gang, rasen nebeneinander in einem Auto auf einen Abgrund zu. Verlierer ist, wer zuerst aus dem Auto springt, bevor das Auto über die Klippe fällt. Jim Stark springt als Erster raus – und ist doch der Gewinner. Sein Gegner schafft den Absprung nicht rechtzeitig, weil dessen Jackenärmel in der Wagentür hängen bleibt.


Rasen bis an die Schmerzgrenze – es war diese Szene, in der sich der Film zusammenschnürte. Bereits in «Jenseits von Eden» eignete sich Dean die Attribute des jungen, unangepassten Mannes an, der sich vital gegen den Vater sperrte.

«Rebel Without A Cause» weitete die Konfrontation zu einem Generationenkonflikt aus, in dem sich eine nach Orientierung und Sinntiefe gierende Jugend vom zufriedenen Materialismus ihrer Eltern abgrenzte. Sinnbild waren die zahlreichen schicken Autos, die durch den Film brettern: Die Eltern schafften sie als Statussymbol einer kaufkräftigen Mittelschicht an, die Söhne nutzten sie als Vehikel ihres Freiheitsdrangs.

Passionierter Rennfahrer

Auch privat war der Leinwandrebell schnellen Schlitten nicht abgeneigt. Dean war passionierter Rennfahrer und kaufte sich für seine Amateurrennen im September 1955 einen neuen Wagen, einen silberfarbenen Porsche 550. Darin fuhr er vor 60 Jahren, am 30. September, auf dem kalifornischen Highway 466 mit seinem deutschstämmigen Mechaniker Rolf Wüthrich eine letzte Probefahrt für ein Rennen am nächsten Tag. Der Abend dämmerte bereits, als Deans Porsche an einer Kreuzung in ein anderes, unvermittelt nach links abbiegendes Auto krachte. Dessen Fahrer kam mit einem Schock davon, Deans Mechaniker Wüthrich wurde aus dem Porsche geschleudert und brach sich die Beine. James Dean starb hinter dem Steuer.

Sofort wurde sein Unfalltod, parallel zum Leinwanddrama, als Raserunglück interpretiert. Dean fuhr zwar trotz hereinbrechender Dunkelheit ohne Licht, jedoch deutlich unter der Höchstgeschwindigkeit. Es war der Lenker auf der Gegenfahrbahn, der die Vorfahrt abschnitt und den Crash verursachte.

«Ich fahre sehr vorsichtig auf öffentlichen Strassen und sehe keinen Anlass, dort zu rasen», antwortete Dean im Werbefilm zur Strassensicherheit. Und gab am Schluss den Zuschauern einen Tipp mit auf den Weg, der sich wie eine dunkle Prophezeiung anhört: «Fahrt gelassen. Das Leben, das ihr damit verschont, könnte meins sein.» Zwei Wochen später war James Dean tot.

Als Legende kehrt er in diesem Jahr zurück auf die Leinwand: Der Fotograf und Regisseur Anton Corbijn folgt in seinem neusten Film «Life» der Beziehung zwischen Dean und dem jungen, ehrgeizigen Fotografen Dennis Stock, der während einer Arbeit für das Magazin «Life» das ikonische Potenzial des jungen, aufstrebenden Schauspielers erkannte.

(Bild: Dennis Stock)

Das berühmteste seiner Bilder hat Deans Erscheinung ebenso geprägt wie die rote Lederjacke, die er in «Rebel Without A Cause» trug: James Dean in dunklem Mantel und mit hochgeschlagenem Kragen auf dem verregneten New Yorker Times Square, die Zigarette im Mundwinkel, der Blick gen Himmel, die Stirn leicht in Falten. Und ein selten zu sehendes Lächeln im Gesicht des jungen Mannes, das den widrigen Umständen trotzt. Dem Regen. Und den Zeiten.
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«Life» von Anton Corbijn läuft im Basler Kino Atelier.

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