Jeri-Jeri lassen in der Kaserne Basel Trommelfeuer und Clubkunst verschmelzen


In der Kaserne Basel verschmilzt das senegalesische Trommelfeuer von Jeri-Jeri mit der Pultkunst des Berliners Mark Ernestus

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Trommeln, bis die Füsse zucken: Mit der senegalesischen Kombo Jéri-Jéri. (Bild: zVg)


In der Kaserne Basel verschmilzt das senegalesische Trommelfeuer von Jeri-Jeri mit der Pultkunst des Berliners Mark Ernestus

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Wenn es einen Paradigmenwechsel gibt in der aktuellen Musik Afrikas, dann lautet er: weg vom glitzernden Afro-Pop hin zur Musik der Strasse, der Garagen und Hinterhöfe. Im Kongo hängen Daumenklavierorchester monströse Verstärker an ihre Instrumente, Südafrikas Townships spucken ein wildes Electro-Gemisch namens Shangaan aus, von Angola aus hat es der Kuduro – ein Mix aus Roots, House und Techno – bis auf europäische Dancefloors geschafft.

Diese neue, elektrifizierte Untergrundmusik ist wieder viel näher dran an der tanzbaren Grundsubstanz afrikanischer Musikkulturen, und gerade deshalb weckt sie auch das Interesse vieler DJs in der westlichen Welt. Nachdem vor zwei Jahren mit Konono No1 eine Band aus Kinshasa die Kaserne infiziert hat, setzt jetzt ein Projekt aus dem Senegal das Afro-Electro-Fieber fort, verstärkt durch einen Berliner Pultmeister. 

Jeri-Jeri heisst die Formation aus der senegalesischen Stadt Kaolack, die im Mittelpunkt des ungewöhnlichen Teamworks steht.

Alte Hasen im Business

Die etwa ein Dutzend Musiker starke Gruppe um den Leader Bakane Seck spielt die Sabar, jene Trommelfamilie, die den Griots, den Geschichtenbewahrern und -erzählern Westafrikas ursprünglich auch zur Übermittlung von Nachrichten diente. Die Sabar sind zentral für den senegalesischen und gambischen Mbalax (sprich: ballach) – ein Genre, das sich aus traditionellen Rhythmen der grossen Volksgruppe der Wolof ableitet und in den 1970ern in einer elektrisch verstärkten Popversion die Vorherrschaft kubanischer Musik im Senegal beendete.

Weitere wichtige Merkmale sind die fast arabesken Vokallinien in der harsch tönenden Wolof-Sprache, xylofonartige Keyboardriffs und die exaltierten, ventilierenden Bewegungen der Tänzer. Aus all dem entsteht ein komplexes Gefüge von Metren, das fürs europäische Ohr eine wahre Herausforderung ist.

Die Musiker des Jeri-Jeri-Klans hatten schon zu Beginn Anteil an der Entwicklung des populären Mbalax, der künftige internationale Superstar Youssou N’Dour und seine damalige Band Étoile De Dakar mischten ebenso mit. Heute ist der Mbalax nach wie vor lebendig, wird von Grössen wie N’Dour, Baaba Maal oder Doudou N’Diaye Rose gesungen, und sie alle sind regelmässig Gaststars bei Jeri-Jeri.



Die Begegnung von Mark Ernestus mit den Senegalesen ist nicht der erste Ausflug des DJs in afrikanische Gefilde. Der Berliner fertigte in der Vergangenheit auch schon Remixes für den nigerianischen Afrobeat-Erfinder Tony Allen oder die Kongolesen von Konono No1. Und er hat in seiner Geschichte als Techno- und Dubproduzent schon früh dafür gesorgt, dass Parallelen zwischen karibischer Kultur und europäischer Clubmusik freigelegt wurden.

Immer auf der Suche nach neuen Afro-Abenteuern fing er nach einem Treffen mit Musikern aus Gambia Feuer für den Mbalax, stiess dann durch Recherchen vor Ort auf Secks Truppe, mit der er schliesslich eine Platte in den Xippi-Studios von Youssou N’Dour einspielte. Wer dem Mbalax von Jeri-Jeri lauscht, der begreift schnell, was Ernestus an dieser Musik fasziniert: Man kann diese Musik nicht mit dem Kopf kapieren, sie fährt in die Beine, fördert durch die verschachtelten Wiederholungsmuster einen tranceartigen Zustand. – Technos Vorfahren auf dem schwarzen Kontinent.

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Mark Ernestus presents Jeri-Jeri, Kaserne Basel, Samstag 8. Februar, 21.30 Uhr.

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