Die Hochschule für Gestaltung und Kunst lädt zur Diplomausstellung in der Messehalle. Wer die Arbeiten der 220 Absolventen eingehend betrachten will, plant besser viel Zeit ein.
«Holz aalänge» heisst es bei den Verantwortlichen der Hochschule für Gestaltung und Kunst (HGK), wenn es um den Umzug auf den Dreispitz geht. Klappt alles, dann soll es in einem Jahr soweit sein – der Kunstcampus soll endlich Realität werden. Und Holz anfassen, das kann man jetzt: An der Diplomausstellung in der Messehalle 3. Denn Holz, so scheint es hier, ist das Material der Gegenwart schlechthin.
Die Ausstellung läuft dieses Jahr unter dem Titel «Perspektiven». Die Perspektive, die sich jenen bietet, welche die Halle betreten, ist zwar eine nach oben weite, nach hinten aber eher chaotische. Das lässt sich kaum vermeiden, denn schliesslich sind es die Arbeiten von 220 Diplomanden, die hier präsentiert werden wollen. Zehn Institute vereinigt die HGK unter ihrem Dach, wir zählen sie rasch auf: Da ist das Institut für Kunst, jenes für Mode-Design, für Visuelle Kommunikation, für Industrial Design, für Design- und Kunstforschung, für Ästhetische Praxis und Theorie, für Lehrberufe für Gestaltung und Kunst, für Innenarchitektur und Szenografie, das Hyperwerk und das Masterstudio Design.
Hülle und Fülle
Wem jetzt der Kopf schwirrt, der dürfte sich darüber freuen, dass die einzelnen Institute ihre Abschlussarbeiten künftig wohl getrennt zeigen werden. Vorerst aber darf man sich durch eine ganze Messehalle voller Kunst und Objekte wühlen – klingt nach Ramsch, ist aber nicht so gemeint. Viel eher kommt das Wühlgefühl von der Fülle, die sich einem hier bietet. Wollte man sich so richtig in die einzelnen Arbeiten vertiefen, bräuchte man einen ganzen Tag.
Beim Presserundgang macht man es uns Journalisten deshalb fast schon einfach, denn die meisten Bildschirme funktionieren noch nicht – da fällt schon einiges weg, was sonst der Betrachtung harrte. Doch es herrscht noch Aufbaustimmung. René Pulfer, Institutsleiter Kunst, sucht auf Anfrage verzweifelt nach dem Plan, auf dem die einzelnen Künstler verzeichnet sind. Leider bleibt er unauffindbar. Die Werke guckt man sich trotzdem an – zumindest jene, die sich schon betrachten lassen.
Die bildende Kunst tut es sich hier in der Halle am schwersten. Wie froh er sei, dass die Masterabschlussarbeiten in der Kunsthalle Basel und somit in einem richtigen Ausstellungsumfeld gezeigt werden können, lasse sich kaum beschreiben, meint Pulfer. Um zu verstehen, was er meint, sei kurz das System der Diplomausstellung erklärt.
Vom Bambus zum Holzschnipsel
Jedes Institut erhält in der Halle eine bestimmte Anzahl Quadratmeter. Diese gilt es passend zu bespielen. Das Institut für Industrial Design etwa stellt die einzelnen Arbeiten auf kleine Podeste – jedes gleich gross. Das Hyperwerk präsentiert seine Arbeiten an Gerüsten aus Bambus, die an Spinnennetze oder Höhlen erinnern. Das Masterstudio Design hat eine rechteckige Fläche mit Holzschnipseln ausgelegt, in dem alle Abschlusswerke gezeigt werden. Die Szenografen wiederum zeigen ihre Werke auf einem 60 Meter langen Tisch, der sich von vorne nach hinten durch die Halle zieht.
Die Arbeiten der bildenden Künstler wiederum lassen sich nicht so leicht in ein Ausstellungsschema pressen. Während drei Gemälde einen geschlossenen, aber hellen Raum verlangen, braucht eine Videoinstallation eine eher dunkle Umgebung. Ein grosses Objekt braucht vor allem Platz, und Fotografien wiederum eine grosse Wand. Bleibt also nichts anderes übrig, als Wände aufzustellen und Räume zu bauen, Decke inklusive. Doch egal wie gut man das tut – etwas Provisorisches haftet dem Ganzen am Schluss immer an.
Die Besucher der Ausstellung sind also mehrfach gefordert. Orientieren können sie sich via kleinerer Holzinseln (da ist es wieder, das Trendmaterial!), an denen die einzelnen Institute wie auch die HGK als Ganzes sich vorstellen. An letzterer Station, je nachdem ganz am Anfang oder ganz am Schluss des Rundgangs, kann man sich über die Zukunft der Schule auf dem Kunstcampus Dreispitz informieren. Es bietet sich an, diese Station am Anfang einzubauen – dann beschliesst man seine Reise durchs Kunst und Gestaltungsuniversum nämlich beim Mode-Institut. Dort kann man sich in Liegestühle fläzen und sich auf Leinwänden die Modeschau der Diplomanden und Diplomandinnen vom Frühling anschauen. Und die Füsse hochlagern – denn wer alles gesehen hat, dem wird das gut tun.
- Vernissage der Diplomausstellung ist am Freitag, 13. September, um 18.30 Uhr. Die Ausstellung sehen kann man von Samstag, 14. bis Sonntag, 22. September.