Kino im Kopf

Wer möchte im Kino nicht gerne rufen: Verweile Augenblick, du bist so schön! Jetzt können Sie das.

Zwischen zwei Buchdeckeln im Kopfkino schwelgen: eine erhellende Erfahrung. (Bild: Illustration: Nils Fisch)

Wer möchte im Kino nicht gerne rufen: Verweile Augenblick, du bist so schön! Jetzt können Sie das.

Wann dürfen Sie schon während eines Films einmal in Ruhe über die Tiefenschärfe einer Einstellung begeistert sein? Oder gar einen Abend lang über die Schnittfrequenz als narratives Mittel schwärmen? Kino nämlich, darauf verwies bereits Hitchcock, findet im Kopf statt. Zwar kommt der Kopf, zum Glück, meist mit, wenn wir ins Kino gehen – doch braucht er oft etwas mehr Zeit, als 24 Bilder pro Sekunde zulassen, um wirklich mitzukommen.

Bücher können da unseren Kopffilmen langsam auf die Sprünge helfen. Lichtspiel-Bücher führen zwar in Buchhandlungen ein Schattendasein. Aber es gibt Verlage, die die Sternmomente aus Filmen sammeln. Einer von ihnen ist der Schüren-Verlag. Er bietet an der Frankfurter Buchmesse neben neuen Titeln auch Bewährtes: Neu aufgelegt wird demnächst etwa der Klassiker von Hans-Jürgen Kubiak «Die Oscar-Filme», der jeden prämierten Film seit 1927 launig beschreibt.

Unter den spannenden Verlagsreihen finden sich auch die «Zürcher Filmstu­dien». Phillip Brunner beschreibt in den «Konventionen eines Sternmoments» etwa die Entwicklung der Liebeserklärung in der Filmgeschichte. Ebenso bestechend sind die Antworten, die der Sorbonne-Professor François Niney auf die 50 Fragen zur «Wirklichkeit des Dokumentarfilms» zusammengestellt hat. Niney führt die Tradition der grossen französischen Filmtheo­retiker weiter, indem er sie alltagstauglich macht.

Wer es nicht mag, in einem Buch über lauter Filme zu lesen, die man dann vielleicht doch nicht gesehen hat, ist bei Thorolf Lipps Neuerscheinung «Spielarten des Dokumentarischen» gut bedient. Hier wird die DVD gleich mitgeliefert.

Nichts ist aber erhellender, als den Kopf zwischen zwei Buchdeckeln im grossen Kino schwelgen zu lassen. Dazu muss man nicht einmal extra an die Frankfurter Buchmesse reisen. Eines der bestsortierten Kopfkinos liegt in Basel: Das «Pep No Name» am Heuberg bietet das ganze Jahr Film- und Fotobücher.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 12.10.12

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