KlangBasel: Nicht ganz so lokal, dafür umso spannender

Mit explizit experimentellen und exklusiven Konzerten regionaler Musiker will KlangBasel Familien wie Fachleuten einen umfassenden Einblick in die Basler Szene bieten. Doch eigentlich geht es um ein Festival, das musikalische wie geografische Grenzen überschreitet.

Happy House im Brockenhaus: Marlon McNeill (Mitte) spielt mit verschiedenen Musikern seines Labels am KlangBasel-Festival.

(Bild: Tjefa Wegener)

Mit explizit experimentellen und exklusiven Konzerten regionaler Musiker will KlangBasel Familien wie Fachleuten einen umfassenden Einblick in die Basler Szene bieten. Doch eigentlich geht es um ein Festival, das musikalische wie geografische Grenzen überschreitet

Singende Solarvögel, eine Wagnerkrippe für die Kleinsten, barocke Modeschauen und Werkschauen von Flötenbau bis Synthesizer – viele der hundert Programmpunkte klingen ungehört schon unerhört spannend. Im Detail verspricht das Festival einen Genremix, der weit über Musikstile wie Jazz und Klassik hinaus geht. Das Theater Basel ist genauso Teil wie Instrumentenbauer. Überraschendes bietet auch die breite Palette an Bühnen mit Brückenpfeilern, Brockenstuben und einem Warenhaus.

Man staunt bei der Präsentation des Programms, was der Verein KlangBasel am letzten Septemberwochenende im 24-Stunden-Betrieb feilbietet. 100 Konzerte, 40 Aufführungsorte und über 1000 beteiligte Musikerinnen und Musiker aus Basel und der Region – so steht es in gefetteten Lettern auf dem Infoflyer. 
Der Vereinspräsident und künstlerische Leiter des Sinfonieorchesters Basel Hans-Georg Hofmann schwärmt ausführlich vom unglaublichen künstlerischen Potenzial der Stadt, das man dem Publikum präsentieren will. Auf internationale Stars verzichte man bewusst, damit die lokale Szene ungeteilte Aufmerksamkeit bekomme.

Zu viel Basel auf dem Blatt

Der Ansatz ist Wasser auf die Mühlen vieler BScene-Kritiker. Das etablierte Basler Musikfestival, das sich seit 20 Jahren als einzigartige lokale Plattform für sämtliche Musikstile bezeichnete, vergab auch bei der diesjährigen Jubiläumsausgabe die besten Auftrittszeiten an internationale Acts. So hoffen die Macher mehr nationale Relevanz und Publikum für die Szeneschau zu bekommen.

Das Bekenntnis von KlangBasel zum Lokalen ist nicht nur mutig, sondern auch erfolgreich. 10’000 Besucher zählte das Festival bei der Erstausgabe vor zwei Jahren. Die BScene durfte dieses Jahr dank Jubiläumsbonus eine Rekordzahl von 7800 vermelden. Da KlangBasel nun noch mehr Konzerte anbietet, hofft man auch ein noch grösseres Publikum zu begeistern.

Chapeau, denkt man, vor allem da der Festival-Newcomer mit offiziell 350’000 Franken mit einem nur leicht höheren Budget kalkuliert als die BScene. Dennoch klopft man dem Verein KlangBasel ob der lokalen Lobeshymne besser auf die Finger denn die Schulter. So viel Basel, das stimmt so wenig wie das Budget.

Budget bedarf Korrektur

Schon Isabel Heusser, künstlerische Leiterin von der Swiss Foundation for Young Musicians, spricht von «46 Musikern aus aller Welt», die jeweils zu zweit bei den Konzerten in der Turnhalle Klingental ihr «Feu sacre» entfachen werden. Der Lokalbezug reduziert sich wohl auf die pekuniäre Unterstützung der Basler Stiftung. Die Gagen für den Auftritt bezahlt auch die Foundation.

Ähnlich die Ausgangslage bei der «A Tree In A Field Records»-Nacht. Der umtriebige Basler Labelkopf Marlon McNeill verwandelt das Glubos Brockenhaus in ein «Happy House». Besucher werden dabei auf einen getakteten Parcours geschickt, wo sie «auf verstörende Weise» beschallt werden. Um die mitwirkenden Musiker aus verschiedenen Städten zahlen zu können, klopfte auch er bei einer Stiftung an.

Festival Co-Leiterin Alexa Tepen relativiert das effektive Budget im Gespräch nach der offiziellen Pressekonferenz denn auch nach oben. Wie hoch, ist dabei eigentlich egal. Genauso, woher die Musiker stammen – hätte man das Baseltum nicht derart hervorgehoben.

Ein Festival, auf das die Stadt stolz sein darf

Von der Organisation des Rahmens, der Räumlichkeiten und dem Ermöglichen einmaliger Kollaborationen bietet KlangBasel einer Vielzahl lokaler Musikern die Möglichkeit, ihr Talent in einem einzigartigen Setting auszuleben. Nicht alles wird funktionieren. Aber das Publikum kann sich auf ein exklusives Festival freuen.

Das Programm von KlangBasel klingt so vielversprechend, dass die Stadt bereits stolz sein kann, ein musikalisch so fortschrittliches Festival zu beherbergen. Das experimentelle Interpretieren und Ausloten der Grenzen hätten die Organisatoren lieber den Musikern überlassen.

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KlangBasel findet vom 23. bis 25. September statt.

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