Kultwerk #21: Casablanca

As Time Goes By… Schon 70 Jahre her, seit dieser Hollywood-Klassiker ins Kino kam.

Singt Sam (Dooley Wilson) in «Rick’s American Café», hält halb Casablanca inne. (Bild: Cinetext Bildarchiv)

As Time Goes By… Schon 70 Jahre her, seit dieser Hollywood-Klassiker ins Kino kam.

Wer «Casablanca» hört, sagt sofort: «Play it again, Sam!» Und Sam, dieser Barpianist (Dooley Wilson), er spielt es immer wieder, das alte Lied: «As Time Goes By». Es ist dies der nostalgische Soundtrack zum Liebesdrama, das sich zwischen dem Amerikaner Rick (Humphrey Bogart) und der Norwegerin Ilsa (Ingrid Bergman) abspielt.

In der Stadt der Liebe sind sie einst einander verfallen, kurz darauf haben sie sich verloren. Rick, ein Mann mit Söldnervergangenheit, musste vor den Nazis fliehen. Ohne Ilsa, die ihn im Regen stehen liess.

Rick strandet in Casablanca und baut sich ein neues Leben auf. In der französischen Präfektur tummeln sich Gauner und begüterte Flüchtlinge. Gemein ist allen die Hoffnung, den Nazis zu entkommen und ein Visum für die Ausreise in die USA ergattern zu können. Die Aufenthaltsdauer in Casa-blanca verkürzen sie sich in «Rick’s Café». Der Patron ist ein Zyniker, der seinen Idealismus – und seine grosse Liebe – in Paris zurückgelassen hat. Ein harter Kerl, der Don Draper («Mad Men») beeindruckt hätte: immer gut gekleidet, mit gutem Zug, was Kippen und Drinks angeht. Höflich, aber autoritär, wortkarg, cool, souverän. Und mit einem weichen Kern, wie sich herausstellt, als seine alte Liebe unverhofft auftaucht, an der Seite eines Widerstandskämpfers.

Sehen wir uns «Casablanca» heute an (Play it again, Blu-ray-Gerät!), fällt auf: Die Romanze allein macht den Film nicht unverwechselbar, Ingrid Bergman schüttet literweise Pathos vor unser Sofa, sodass wir die Füsse hochziehen. Nein, was den Film grossartig macht, ist das brillante Setting: Perfekt ist es Hollywood gelungen, mit einer fiktiven Handlung an einem exotischen Ort eine vermeintlich historische Realität darzustellen: Propaganda gegen die Nazis wird hier mit einem allgemeinen Appell an Moral und Ehre kombiniert – und mit grossen Gefühlen und Zitaten angereichert. «Schau mir in die Augen, Kleines!» – «Das ist der Beginn einer wunderbaren Freundschaft». Legendär sind diese Worte, wie der Film selber.

Übrigens: «Play it again, Sam!», diese vielzitierte Aufforderung, wird so im Film nie ausgesprochen. «Play it, Sam!» Damit hat es sich. Das «again» hat sich im Laufe der Jahrzehnte in unsere Erinnerung eingebrannt – nicht zuletzt, weil Woody Allen später einen seiner Filme so betitelt hat.

1899 in New York geboren, zog Humphrey Bogart in den 30er-Jahren nach Hollywood. Mit Gangsterrollen schaffte er den Durchbruch und spezialisierte sich fortan auf die Verkörperung von ­herben Männertypen. Kurz nachdem er für «African Queen» (1952) seinen ersten Oscar erhalten hatte, erkrankte er an Speiseröhrenkrebs. Sein letzter Satz, so will es die Legende, lautete: «Ich hätte nie von Scotch auf Martini umsteigen sollen.»

  •  Das Stadtkino Basel zeigt derzeit Bogart-Klassiker, darunter auch «Casablanca».

 

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 16.03.12

Nächster Artikel