Kultwerk #98: Edith Piaf – Hymne an das Leben

Zum 50. Todestag von Edith Piaf erscheint eine neue Biografie, die ihr vielschichtiges Leben nachzeichnet.

Der Spatz von Paris: Edith Piaf.

Am 10. Oktober 1963 starb sie im Alter von nur 47: Edith Piaf, der Spatz von Paris, die grösste Frauenstimme des französischen Chansons. Zu ihrem 50. Todestag erscheint eine neue Biografie, die ihr vielschichtiges Leben nachzeichnet – und dabei Legenden und Mythos angenehm kritisch hinterfragt.

Ihr Vibrato ist ebenso unvergesslich wie ihr markantes «r», ihre stimmliche Stärke und ihre menschliche Fragilität kombinierte sie in vielen Chansons, vom Leben gezeichnet, vom Tod umkreist. «Ich empfand eine Art übler Freude am Zerstören meiner selbst», bekannte Edith Piaf. Lebenslust und -frust, Selbstvertrauen und -zweifel, Geselligkeit und Einsamkeit begleiteten sie ein Leben lang. Ein Leben, das von so vielen Legenden umrankt wird, dass man kaum noch weiss, was wahr ist und was nicht.

Am 10. Oktober jährt sich ihr Tod zum 50. Mal. Edith Piaf, das Artistenkind aus der Gosse, das zum Weltstar aufstieg, wurde nur 47 Jahre alt. In dieser kurzen Zeit führte sie ein Leben voller Leidenschaft, Exzesse, Höhen und Tiefen, die in einer neu erschienenen deutschsprachigen Biografie nachgezeichnet sind. Einem Buch, das wie das Oeuvre von Piaf selbst das Zeug zum Kultwerk hat.

Wankelmütige Sängerin

Jens Rosteck erzählt das Leben der französischen Sängerin lebhaft und beseelt, mitunter fast allzu detailreich, aber auch mit kritischer Distanz, hinterfragt Anekdoten, die «einem Groschenroman entliehen scheinen und deren Wahrheitsgehalt sich nicht klären lässt», wie er zugibt. Widersprüchliche Aussagen von Zeitzeugen führen zu einem umfassenden Bild der wankelmütigen Sängerin und ihrer Entourage, weitaus präziser und glaubwürdiger, als dies in Piafs eigenen Memoiren der Fall war. Und auch vielschichtiger als im leicht enttäuschenden Biopic «La vie en rose», das 2007 in die Kinos kam. Denn wer sich den Film anschaut, ist zwar beeindruckt von Marion Cotillards oscargekrönter Leistung, das Drehbuch aber konzentriert sich auf die dunklen Seiten der Piaf, auf ihre Vulgarität und ihr Elend, wirft mehr Fragen auf, als es Antworten gibt.

Pilgerstätte Père Lachaise

Nicht so das Buch, das im Untertitel als «Hymne an das Leben» verkauft wird. Die launischen Seiten von Piaf, aber auch die altruistischen, die im Film unterschlagen werden, legt Rosteck ausführlich dar.

Dabei gelingt es ihm prächtig, Piafs Biografie mit jener ihrer grossen Chansons zu kreuzen, von «Elle fréquentait la Rue Pigalle» bis zu «Je ne regrette rien», jenem Lied, das sie am Ende ihrer Karriere sang, am Ende ihres Lebens auch, damit ihren Mythos zu erhöhen wusste, weit über den Tod hinaus. Unvergessen geblieben ist sie bis heute, täglich besuchen Dutzende Menschen ihr Grab auf dem mystischen Pariser Friedhof Père Lachaise. Ein Besucher sagte mir mal, Piaf erhalte posthum mehr Blumen als Jim Morrison, Chopin und Oscar Wilde zusammen. Vielleicht auch nur eine Legende. Unbestritten aber ist, dass ihre Stimme, ihre Geschichte(n) bis heute berühren und nachhallen.

Marguerite Monnot

Sie bildeten das weibliche Dreamteam ihrer Zeit: Sängerin Edith Piaf und Komponistin Marguerite Monnot (1903–1961). Die beiden verband eine grosse Freundschaft und eine fruchtbare Zusammenarbeit: 25 Jahre lang kredenzte die Pianistin Piaf unvergessliche Melodien, von «Hymne à l’amour» bis «Milord». Daneben schrieb Monnot auch das überaus erfolgreiche Musical «Irma La Douce».

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