Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten, über Kunst erst recht. Genau diese Auseinandersetzung wollte die Kunstkreditkommission beim Wettbewerb für ein monumentales Wandbild am Eingangstor zum Gundeli an der Ecke Margarethen- und Gundeldingerstrasse fördern. Sie hatte die breite Bevölkerung eingeladen, per Internet bei der Wahl mitzureden.
Die Verantwortlichen zeigen sich rückblickend «sehr erfreut» über die hohe Beteiligung: Insgesamt seien 1378 Stimmen abgegeben worden. Mitreden hiess in diesem Falle aber nicht entscheiden: Denn neben der Kunstkreditkommission, dem Hausbesitzer und zwei Quartiervertretern hatte das Resultat der Internet-Abstimmung lediglich das Gewicht von einer von total fünf Jurystimmen.
Am meisten Stimmen aus der Bevölkerung erhielt das Projekt «Totem» von Geneviève Morin, ein figuratives Werk mit gestisch gemalten Tierköpfen und Pflanzen – gefolgt von Jan Kiefers bunter Treppe und einem Korkenzieher von Guido Nussbaum.
Ein kleiner Scherz über den Städtebau
Als siegreiches Projekt auserkoren wurde schliesslich aber der Entwurf von Guido Nussbaum mit dem Titel «Hybris-Helix Basiliensis». Der Künstler erlaubt sich mit diesem Werk einen kleinen Scherz über den Städtebau, namentlich über den ersten Entwurf von Herzog & de Meuron für den Roche-Turm, der sich wie eine Doppelhelix in den Himmel geschraubt hätte. Bei Nussbaum ist es nun ein monumentaler Korkenzieher.
Die Jury lobt in ihrem Bericht, «dass es sich beim Vorschlag von Guido Nussbaum um ein Projekt mit vielfältigen Referenzen an die Kunst und Malerei handelt, das gleichzeitig explizit einen örtlichen Zusammenhang schafft».
Ein Korkenzieher als Kreation eines «örtlichen Zusammenhangs» fürs Gundeli? Darüber lässt sich sicherlich streiten, und das war es schliesslich auch, was die Kunstkreditkommission beabsichtigt hatte.