Reeto von Gunten verzückt nicht nur jeden Sonntagmorgen als Moderator die DRS3-Hörer, sondern auch an manchen Abenden ein Live-Publikum mit seinen Dia-Shows auf der Bühne. Am Donnerstag (9.2.) gastiert er in Basel. Anlass für ein Interview – schriftlich, seine Stimme kennen wir ja schon bestens.
Reeto von Gunten, Sie haben explizit uns als Interviewpartner bevorzugt. Wir fühlen uns geehrt. Was assoziieren Sie denn mit der TagesWoche?
Die Tageswoche ist die gegenwärtig modernste Zeitung des Landes.
Und was ist mit der BaZ?
Die BaZ nicht. Das Tageswoche-Bild von Michael Würtenberg bringt’s auf den Punkt:
Die BaZ gibts jetzt auch am Sonntag, so wie Sie: Seit sieben Jahren stehen Sie jeden Sonntag früh auf und wecken uns mit Ihrem Bariton. Warum tun Sie sich das eigentlich an?
Man darf das Feld nicht immer den Anderen überlassen.
Was haben Sie mit 18 gemacht, Sonntag morgen in der Früh?
Das ist 30 Jahre her. Keine Ahnung. Wahrscheinlich Musik. Oder geschlafen.
Eine verführerische Sonntagmorgenstimme wie Sie sie haben: Gab es da auch schon mal ein verführerisches Angebot aus der Hörerschaft?
Man kann am Sonntagmorgen auch mit mir aufstehen, ohne sich verführerisch anbieten zu müssen.
Und wie sah diese Liebesbezeugung aus?
Schaurig wenig Frauen, am Sonntagmorgen in der Kirche.
Vor Ihrem Comeback bei DRS3 war es eine Zeit lang ruhig um Sie. Wo waren Sie da eigentlich?
In Zürich, meistens. Und oft in Basel. Meine Frau kommt aus Basel und meine Schwester betreibt da ein prima Restaurant.
Und was haben Sie gemacht?
Geküsst, gegessen, fotografiert. Musik für andere. Verschiedene Hörbücher und Werbekonzepte. Und mir Geschichten ausgedacht.
Welcher Moderator ist für Sie der kultigste: Howard Stern, John Peel, Elmar Hörig oder Roschee Schawinski?
John Peel.
Und warum?
Weil er sowohl die Musik als auch das Radio geprägt hat, wie kein anderer. John Peel ist mein Vorbild.
In einer Radiolandschaft, die von oberflächlichen Guteminen dominiert wird: Fühlen Sie sich da manchmal wie ein Ausserguntischer?
Come again?
Sie wählen die Sonntagsmusik selber aus. Eine Freiheit, die andere Moderatoren nicht geniessen. Hat die Musikredaktion damals widerwillig zugestimmt? Wie haben Sie sie davon überzeugt?
Auf meiner Website gibt’s eine Sonntagsmusik-Sammlung. Hören Sie sich’s einfach mal an. Gute Musik überzeugt immer.
Ach, und Sie als Berner müssen es ja wissen: Welche Mundartband berauscht Sie am meisten?
Manillio, Lo&Leduc, Schöftland, Baze, The Bianca Story, Mani Matter und Züri West.
Apropos Rausch: Wann haben Sie zuletzt einen erlebt?
Gestern.
Und warum?
Meine Tochter hat in der Schule zum ersten Mal ein Theater / Musical aufgeführt. Mich hat’s vor lauter Vaterstolz fast umgehauen, die Videoaufnahmen sind ganz zittrig.
Wie ging es Ihnen am Tag danach?
Langsam gehts wieder, danke.
«iSee More» heisst die Show, mit der Sie auf Tour sind. Klingt nach einer LSD-Erfahrung, oder?
Mag sein, geht aber auch ganz prima ohne. Die Publikums-Reaktionen auf die erste Diaabend-Tour «iSee» haben mich dazu bewogen, es nochmal zu tun. Daher der Titel. Ausserdem impliziert «iSee more», dass man nach dem Besuch eines meiner Dia-Abende mehr sieht als vorher. Was übrigens tatsächlich so ist.
Die Tour ist vielerorts ausverkauft. Wie sehr schmeichelt Ihnen das, auf einer Skala von 1 bis 10?
11.
Können Sie uns ein Müsterchen geben, was wir live erwarten dürfen?
Klar. Hier.
Es scheint, als hätten Sie Ihren Wikipedia-Eintrag selber lancieren lassen. Wo äussert sich Ihr Narzissmus sonst noch?
Auf Facebook, Twitter und der Badezimmerwaage. Und überall sonst, wo mehr scheint, als tatsächlich ist.
Sehen Sie sich als Entertainer, Unternehmer oder Informant?
Oder Radiomoderator, Musiker, Ghostwriter oder Autor? Um mich dieser Problematik nicht stellen zu müssen, verstehe ich mich einfach selber nicht.
Radiopublikum, Konzert- oder Lesepublikum: Welches ist am treuesten?
Jenes, das auch kommt, wenn nicht ausverkauft ist.
- Reeto von Guntens Dia-Abend «iSee More» im Parterre Basel (Do, 9.2.2012, 20 Uhr), ist beinahe ausverkauft. Beinahe, ihr treuen Seelen.