Lichtspiele: Analoge Perlen im Stadtkino

Das Stadtkino zeigt Leckerbissen für den analogen Cineasten: Orchester-Filme, digital restaurierte Klassiker und eine Reihe um Jean-Pierre Léaud.

Fritz Langs dystopisches Meisterwerk «Metropolis» erstrahlt dieser Tage im Stadtkino in neuem (digitalen) Glanz. (Bild: © Warner Bros.)

Das Stadtkino zeigt Leckerbissen für den analogen Cineasten: Orchester-Filme, digital restaurierte Klassiker und eine Reihe um Jean-Pierre Léaud.

Fühlen Sie hin und wieder den Impuls, beim Zeitungslesen mit dem Finger über einem Artikel zu wedeln, um weiterzublättern? Dann sind Sie im digitalen Zeitalter angekommen. Trotzdem hindert Sie im Urlaub ein Telefon mit Wählscheibe nicht daran, einen Notruf zu tätigen. Erst wenn eine Frauenstimme Sie auffordert: «Drücken Sie die Eins!» schmeissen auch Sie den Hörer (an einer Schnur!!) auf die Gabel!

Sie haben eben doch noch analoge Gefühle.

Sie nutzen Ihr analoges Wissen auch, um Ihren Kindern zu erklären, dass ein Operateur im Kino keine Mandeln entfernt, sondern den Film in den Projektionsapparat einfädelt.

Schluss mit Fädeln

Aber halt! Film? Fädeln? Gefädelt wird in den Basler Kinos kaum mehr. Selbst das Stadtkino rechnet uns seit heute seine Filme vor. Ab sofort können Sie also Klassiker wie «Metropolis», «Lawrence of Arabia», «Taxi Driver» oder, mein Liebling : «Le Voyage dans la lune» von Meliès «digitally remastered» geniessen!  

Mehr noch: Wer nach all den wunderbar analogen Open-Air-Erlebnissen am Rhein weiter seine Zeit mit analogen Musik-Kapellen verbringen will: Das Stadtkino erinnert uns daran, dass das «Orchestra» eigentlich ein Bühnenteil für Chor und Tänzer im griechischen Theater war. Es zeigt eine ganze Reihe von Orchester-Filmen, in denen nicht nur die Musik eine zentrale Rolle spielt, sondern die Musiker. Bozzettos «Allegro non Troppo», Daniel Schmids «Il Bacio Di Tosca», und Fellinis «Prova d’Orchestra» sind ein paar Perlen, die zelluloid gezeigt werden.

Ebenso analog das Programm um den Schauspieler Jean-Pierre Léaud. Mit Truffaut bis hin zu Kaurismäki hat er das Gesicht des neuen Films im 20. Jahrhundert geprägt. Ein Vergnügen für jene, die beim Umblättern noch den Daumen befeuchten, beim Fummeln bei der Freundin nicht nach dem Touchpad suchen und ein wütendes Telefongespräch damit beenden, dass sie das Handy auf die Gabel schmeissen.

Jean-Pierre Léaud in Jean-Luc Godards «Masculin Féminin»

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