Die Midlife-Krise trifft nur Männer? Keineswegs. In «This is 40» kommen auch Frauen zum Zug.
Frauen, die in die Wechseljahre kommen, neigen dazu, das zu tun, was Männer seit ihrer Jugend versuchen: Sie verändern sich – oder zumindest die Vorhänge, den Job, den Moisturizer, die Haarfarbe. Eigentlich fast alles. Ausser: das Alter. Verschärfend kommt zur Wechseljahreproblematik hinzu: Das Wechseljahrealter trifft auch Männer. Die Niederlagen im Job werden nicht mehr als Siege verkauft. Plötzlich wollen auch Männer geliebt und nicht mehr bewundert werden.
Eine Familie, die diesen Prozess mit den Eltern teilt, steht meist unter zusätzlichem Stress. Das erste Kind wäre meist lieber mit seinen Serienhelden verwandt. Das zweite Kind steckt möglicherweise in der Pubertät. Das dritte möchte doch nicht erwachsen werden. Der Vater verpasst eher einen Geburtstag als die Sportschau. Das Sexleben der Eltern erinnert an das Gratisexemplar einer lokalen Tageszeitung, das auf der Toilette liegen geblieben ist und doch nur selten von jemandem gelesen wird.
Stunde der Wahrheit
Was Debbie und Pete an ihrem 40. Geburtstag erleben, fasst jede Wechselangst treffsicher zusammen, die mit dem Videorekorder beginnt und mit der Intimrasur aufhört. Der Vierzigste markiert deutlich jenen Punkt im Leben, wo jene, die ihre Illusionen gerade verlieren, jene zu verstehen beginnen, die sich noch welche machen, aber mit jenen noch nicht klarkommen, die keine mehr haben. In einer Familie ist dies meist die Stunde der Wahrheit.
Regisseur Judd Apatow hat es erneut geschafft. Nach «Anchorman», «Bridesmaids» und «The 40-Year-Old Virgin» entwickelt er mit immer leichterer Hand kleine Schauspielerinnen-Kabinette: Was Leslie Mann als Debbie draufhat, ist mehr als gut. Was Melissa McCarthy abliefern darf, ragt sogar in den Abspann hinein: Frauen, die mit 40 komischer sind als Männer! «This is 40» erspart Ihnen mindestens vier Monate lang den Wechsel ihrer TV-Serie. Wenn nicht, sind Sie eben noch nicht in den Wechseljahren.
Artikelgeschichte
Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 22.03.13