Liebe im Zügelkarton

Passend zum Umzugstermin kommt «3 Zimmer/Küche/Bad»in die Kinos.

(Bild: Zvg)

Passend zum Umzugstermin kommt «3 Zimmer/Küche/Bad»in die Kinos.

In «3 Zimmer/Küche/Bad» erklärt der Vater Philipp das Zusammenleben so: «Das Leben ist wie eine alte Maschine, die jemand auf dem Dachboden fand. Niemand weiss, wozu das Ding gut ist, noch, wie es funktioniert. Ohne Gebrauchsanweisung wurstelt man, bis man es irgendwann den Kindern überlässt: Mach du mal! Du hast ja jetzt gesehen, wie das geht.»

Jede neue Generation übernimmt die Familienmaschine, ohne sie zu verstehen. Wozu auch? Nach einem Mausklick ist eh alles wieder anders. So hat das die Generation der Digital Natives gelernt, die jetzt in Wohngemeinschaften die Hauptrolle übernehmen – als Digital Naivs. Frech, wach, altklug und überreif wursteln die WG-Bewohner an der Maschine der Eltern rum. Zwischen Umzugskartons wird all das notgedrungen Prekäre kurzfristig sichtbar. Längerfristige Projekte wie ein Studium, Elternpflege oder Liebe müssen halt mal verschoben werden – per Mausklick.

Händchenhalten über Facebook

«3 Zimmer/Küche/Bad» schildert lauter leise Begebenheiten in Beziehungen während Umzügen von einer WG in die nächste. Dabei ist eine Reihe neuer Schauspieler am Werk. Sie spielen tiefsinnig ein hochkomisches Drehbuch, das Bild, Text und Spiel raffiniert verstrickt. Wir dürfen uns mal an einer Bild-Idee, mal an einer Text-Pointe, mal an einer kleinen Schauspieler-Geste erfreuen. Die Komik entsteht nie, weil der Film sich darum bemüht. Sondern weil die Maschine vom Dachboden eben neuerdings solchen Aberwitz produziert: Ein Paar geht ins Kino, um sich nahe zu sein, bloss – nicht in derselben Stadt!

Wenn Sie «3 Zimmer/Küche/Bad» richtig erleben wollen, facebooken Sie vorher Ihre Freundinnen, damit die mit Ihnen in den Film gehen, zur selben Zeit – in anderen Städten. Das ist dann das neue Zusammengehörigkeitsgefühl. Wenn Sie noch Händchenhalterinnen sind, greifen Sie bereits ins Leere. Wenn Sie nicht mehr wissen, was Händchenhalten ist, können Sies ja mal googeln. Und dann per SMS senden.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 29.03.13

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