Love, Peace, Happiness und ein Vampir

Die einen wollten immer schon mal Batman spielen. Johnny Depp aber, der wollte von Kindesbeinen an den Vampir Barnabas Collins verkörpern. Sein Freund Tim Burton hat ihm diesen Traum nun erfüllt. Und Depp, den viele nur noch mit Piratenperücke vor Augen haben, freut sich sichtlich hinter seiner weissen Schminke.

Bittet zu Tisch: Johnny Depp als Barnabas Collins. (Bild: ©Warner Bros.)

Die einen wollten immer schon mal Batman spielen. Johnny Depp aber, der wollte von Kindesbeinen an den Vampir Barnabas Collins verkörpern. Sein Freund und Regisseur Tim Burton hat ihm diesen Traum nun erfüllt. Und Depp, den viele nur noch mit Piratenrastaperücke vor Augen haben, freut sich sichtlich hinter seiner weissen Vampirschminke.

Ein vornehmer Dandy war Barnabas Collins in der TV-Serie «Dark Shadows» in den Sechzigerjahren, ein Gentleman. Als solcher wird auch Johnny Depp in Tim Burtons Filmversion im Jahr 1776 begraben – lebendig, von einer Hexe, die er verschmähte, verflucht und zum Vampir verwandelt. Doch Tim Burton wäre nicht Tim Burton, wenn er Depps Part nicht mit einer gehörigen Prise schwarzem Humor pfeffern würde. Und so wacht Burtons Barnabas im Jahr 1972 wieder auf, wird rüde aus seinem Grab gerissen von Baggern, die gerade eine neue McDonald’s-Filiale in Angriff nehmen. Statt Burgern gibts für den ausgehungerten Vampiren Fast-Food-Bauarbeiter. Und auf kanns gehen zur Rache an der bösen Hexe, die immer noch durchs Fischerörtchen Collinport streift.

Vampire stehen in Hollywood gerade hoch im Kurs, den blutleeren Saugern aus der «Twilight»-Serie sei dank. Möchte Tim Burton nun auf dieser Erfolgswelle mitreiten, indem er einen Vampir zu neuem Leben erweckt? Nötig hat er es nicht, denn der Erfolg ist dem kalifornischen Regisseur mit der dunklen Sonnenbrille eigentlich gewiss, ganz egal, ob er sich Alice im Wunderland annimmt oder eine Blutschlacht mit Massenmörder inszeniert. Nun also ein Vampir – das passt perfekt in sein düsteres, durch fantastische Figuren angereichertes Portfolio.

Dunkel, dunkel

Düster geht es auch in «Dark Shadows» zu und her: Die Wälder Maines, das dunkle Gemäuer, das die Familie Collins beherbergt, die Gedanken, die manch eine Hauptfigur umtreiben, dann kommen noch Vampir, Geister und ein Werwolf dazu. Doch wir schreiben das Jahr 1972, als Barnabas mit seinen dunklen Augenringen aus seinem Sarg steigt, und da haben Makramee, Flokatiteppich und Lavalampe Hochkonjunktur. Es gibt wohl kaum eine Szenerie, in die ein Vampir aus dem 18. Jahrhundert weniger gut passt, als ein Teeniezimmer in den frühen Siebzigerjahren – ein Bild, das Burton in den unterschiedlichsten Variationen genüsslich auskostet, auch im musikalischen Bereich. Love, Peace und Happiness, und schnell werden ein paar Flowerpower-Anhänger verspeist. Ein Vampir muss schliesslich trinken.

An Johnny Depp kann man die dicke Make-up-Schicht kritisieren, wenn man denn unbedingt einen Kritikpunkt braucht. Doch seine überzeichnete Darstellung des verletzlichen, aber nicht braven Vampirs ist gleichermassen famos wie absurd, wenn er etwa mit seinen langen Fingern versucht, einen von Alt-Dracula Christopher Lee gespielten Fischer zu hypnotisieren. Nein, Barnabas Collins hält sich an keine Regeln, er will Rache, er trinkt menschliches Blut – auch wenn ihm die Familie heilig ist, für die er auch mal einen Ball schmeisst, mit Alice Cooper als Unterhaltungsprogramm, der «hässlichsten Frau, die ich je gesehen habe» (Zitat Barnabas Collins).

Für den Zuschauer gibt es einiges zu schmunzeln und manches Mal auch Grund, laut loszulachen. Der Gruselfaktor bleibt dabei eher nebensächlich. Doch Tim Burton gelingt es mit seiner Adaption des Klassikers aus den Sechzigerjahren, sich deutlich vom aktuellen Vampirtrend abzuheben. Er beweist: Etwas Ironie hat noch nie geschadet.

«Dark Shadows» läuft ab Mittwochabend, 9. Mai, im Pathé Küchlin in Basel.

 

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