Lust am guten alten Theater

Die zweite Ausgabe des Theaterfestivals Basel nach seiner Wiedergeburt kam an. Die Produktionen überzeugten durch Inhalt und Aussagekraft.

Das Theaterfestival Basel blickt auf eine erfolgreiche zweite Ausgabe seit seiner Wiedergeburt zurück. (Bild: Dominique Spirgi)

Das Theaterfestival Basel lebt. Die Aufführungen überzeugten und zogen Publikum an. Die Festivalmacher können sich über eine durchschnittliche Auslastung von 86 Prozent freuen.

Da geschieht Erstaunliches: Angekündigt ist mit Amir Reza Koohestani einer der herausragenden und in seinem Heimatland umstrittenen Theatermacher aus Teheran. Und was ist zu sehen? Eine auf den ersten Blick doch recht konventionell daherkommende und werktreue Inszenierung des Repertoirestücks «Iwanow» von Anton Tschechow.

Erst auf den zweiten Blick offenbart sich, dass dieser «Iwanow» mit der gleichnamigen Titelfigur, die sich dem Leben entzieht, sehr wohl etwas mit der Gesellschaft des Irans von heute zu tun hat. Dieser «Iwanow» berührt und hallt nach. Aber es ist nicht das exotisch wirkende, fremde Theater, es ist nicht die verblüffende Innovation in der Form, die einen umhaut.

Formal konventionelle Bühenkunstwerke

Dieser «Iwanow» ist bezeichnend für das Programm der am Sonntag zu Ende gegangenen zweiten Theaterfestivalausgabe unter der künstlerischen Leitung von Carena Schlewitt. Das Theater, das gezeigt wurde, fand auf der dem Publikum frontal vorgesetzten Bühne statt. Theater, wie man es kennt. Mit Schauspielern oder Tänzerinnen aus Fleisch und Blut, die eine Botschaft zu übermitteln haben.

Natürlich gab es Ausnahmen. Die Zügel- und Freiluft-Wohn-Performance «Reisebüro» zum Beispiel. Aber die grosse Stückezertrümmerung fand nicht statt (die Zertrümmerung der Bühne indes sehr wohl). Postdramatik scheint out zu sein, und ungewohnte neue Theaterformen sowie Projekte im Grenzbereich zwischen den Sparten, die in der Kaserne Basel ansonsten stark vertreten sind, waren allenfalls Randerscheinungen – vorab im Tanzbereich.

Intelligente Konzepte, packende Inhalte

Das Theaterfestival Basel 2014 liest sich wie ein Plädoyer auf das gute alte Medium Theater, das dem Publikum im Zuschauerraum mit nachvollziehbaren Geschichten einnimmt. Cybertheater, szenische Spaziergänge und dergleichen mehr werden später wieder eine Rolle spielen. Aber es waren herausragende Produktionen, die Schlewitt und ihr Team nach Basel geholt haben. Solche mit intelligenten Inhalten, die packend umgesetzt wurden.

Dieses Programm kam beim Publikum gut an. Die Festivalmacher können sich über ausgesprochen guten Zuspruch freuen. Mit einer durchschnittlichen Auslastung von 86 Prozent und vielen ausverkauften Vorstellungen. In absoluten Zahlen wurden für 16 Produktionen aus zehn Ländern rund 6000 Tickets abgesetzt.

Auch das Wetter spielte mit

Dazu kommen nach Angaben der Veranstalter rund 5500 Gäste, die das Festivalzentrum auf dem Kasernenareal, das «Reisebüro» von boijeot.renauld.turon und die Stadtinstallation «home sweet home» in der Turnhalle Klingental bevölkerten. Wenn wir vor zwei Jahren geschrieben haben, dass das Theaterfestival nach seiner Wiedergeburt gut angekommen ist, kann man jetzt hinzufügen, dass es mittlerweile fest Fuss gefasst hat. Schade, dass wir jetzt lange zwei Jahre auf die nächste Ausgabe werdenwarten müssen.

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