«Der Rehbock oder Die schuldlosen Schuldbewussten» von August von Kotzebue ist eine amüsante Verwechslungskomödie aus dem Jahr 1815. Die Bühne 67 zeigt sie dieser Tage im Basler Kellertheater Nadelberg 6.
Der Baron gibt sich als Rittmeister aus, die Schwester des Grafen schlüpft in die Rolle der jungen Pächterfrau, der Graf wirft ein Auge auf die vermeintliche Pächterfrau und befürchtet gleichzeitig, dass der Baron, statt sich mit seiner Schwester zu verbinden, der Frau Gräfin Avancen machen könnte. Derweilen drückt den Pächter Grauschimmel der Schuh gleich zweifach. Denn einerseits befürchtet er, dass sich ein junger Reisender (der in Wirklichkeit eine Kammerzofe in Männerkleidern ist) an seine Gemahlin heranpirschen könnte, und andererseits droht ihm die Vertreibung vom Pachthof, weil er im Schlosswald einen Rehbock gewildert hat.
Einfach zum Lachen
Die Dialoge in August von Kotzebues Komödie sind witzig und die Geschlechterrollen von einer derart offensichtlich patriarchalen Prägung, dass man heute einfach darüber lachen muss.
Im Kotzebueschen Universum sind beide Geschlechter extrem triebgetrieben. Die Frauen können fast nicht anders, als sich erobern zu lassen, und die Männer müssen jedem Frauenzimmer an die Wäsche, alles andere bedeutet Schwerstarbeit am eigenen und fremden Über-Ich. So jedenfalls will es die Theorie – in der Praxis ist das alles noch etwas komplizierter. Nicht einfacher wird das Liebeswerben für die „schuldlosen Schuldbewussten“ zudem dadurch, dass sie sich in einer Ständegesellschaft bewegen, in der die Verbindung einer Baronin mit einem einfachen Rittmeister bestenfalls als Mésalliance gilt.
Die Bühne 67 setzt das Stück mit viel Spass am Spiel in historischen Kostümen in Szene. Regie führten Reinhard Hammel und Thomas Waldmann. Letzterer brilliert auch in der Rolle des Pächters Grauschimmel.