«M & The Acid Monks» der Theatergruppe Adapt in der Basler Kaserne: Ein cleverer Horrortrip durch die Geschichte der Popkultur, eine gekonnte Abrechnung mit den vorherrschenden Klischees über die mitwirkende Basler Band The bianca Story.
Der junge Mönch M., ein Narziss aus dem Bilderbuch, möchte mehr sein, als ihm die vom Kloster zugedachte Rolle erlaubt. Von Grandiositätsgedanken beherrscht, vergreift er sich an einem verbotenen Trank, irrt daraufhin als Wahnsinniger durch die Welt, und gibt sich schliesslich bei der ersten, sich bietenden Gelegenheit als Graf aus, um die schöne Aurelie als Geliebte zu gewinnen. Doch, wie könnte es anders sein, das Doppelgängerspiel endet tragisch: Im Delirium löscht der durchgeknallte M. seine neue Familie aus, wird eingekerkert und schliesslich – als ironische Pointe – aufgrund einer neuerlichen Verwechslung mit seinem Kontrahenten freigelassen.
So in etwa geht die schräge Geschichte, die E.T.A. Hoffmanns Schauerroman «Die Elixiere des Teufels» (1815/1816) zugrundeliegt, welche die Theatergruppe Adapt nun auf die Bühne der Basler Kaserne bringt. Und so viel sollte bereits klar geworden sein: Mit Kopf und Verstand lässt sich diese Mär des kopflosen, um den Verstand gebrachten Mönchs M. nicht fassen. Vielmehr gleicht sie dem, was man heute gemeinhin unter einem «Horrortrip» versteht: Ein verstörender, alle Sinne umfassender Rausch, im Zuge dessen sich die eigene Identität auflöst und einem das eigene Selbst als dämonische Fratze gegenübertritt.
Wie clever, dass Regisseur Daniel Pfluger, Schauspieler Victor Moser und Videokünstler Flurin Borg Madsen für die Inszenierung dieses halluzinogenen Schock-Spektakels wieder auf Schützenhilfe der Synth-Pop-Barden The bianca Story zurückgreifen, mit denen sie 2009 bereits die gefeierte Elektro-Oper «Chris Crocker» entwickelten. Als «M & The Acid Monks» schlüpfen die letztjährigen Basler Pop-Preis-Gewinner ihrerseits in die Rolle einer Alter-Ego-Band, und können geschickt mit ihrem Image als theatralisch-anarchische Narzisstentruppe kokettieren. Und: die Plattform als Promo-Gag für ihr im Januar erscheinendes, neues Album nutzen.
Aus sprühenden Einfallsfunken ein elektrisierendes Show-Feuerwerk gezündet
Aber: Obacht! Wer «M & The Acid Monks» nun vorschnell als wirres Werbevehikel einer geltungssüchtigen Künstlertruppe abtut, tappt genau in die aufgestellte Falle dieses schwarzhumorigen Spektakels. Zu scharfsinnig ist das Kammerspiel-Konzept, zu treffend sind die gewählten Zitate, von der pantomimischen Stummfilm-Tradition über die Psychedelik der Flower-Power-Ära bis hin zur postmodernen Performance- und Videokunst. Und: zu stark sind die elf von The bianca Story eigens geschriebenen Art-Rock-Songskizzen.
Aus vielen sprühenden Einfallsfunken zünden die Acid Monks ein elektrisierendes, 90-minütiges Show-Feuerwerk um Sex, Drugs & Rock’n’Roll, das einen mit popkulturellen Zitatsprenkseln übergiesst und wohlig-sinnlichem Schauern zurücklässt. Fürwahr, ein teuflischer Plan, den Adapt und The bianca Story da ausgeheckt haben, um uns Zuschauer die farbigen Facetten ihres Narzissmus näherzubringen, so schräg-schillernd und fantasievoll-faszinierend, dass man dem mörderischen Treiben am Ende genauso verfällt wie M. dem Elixier, und schliesslich nur noch ein Gedanken im überreizten Kopf herumspukt: «Bitte mehr davon!»
M & The Acid Monks, weitere Vorführungen: 11., 12., 13., 14.12., Kaserne Basel.
Reinhören: www.theacidmonks.com/get-acid-songs