«Magic Mike XXL»: Höllentrip durchs Tangaland

In der Fortsetzung von «Magic Mike» schwingen die «Gebrüder Tanga» wieder die Hüften. Diesmal in einem Stripper-Roadmovie, der hält, was sein Trailer verspricht: Uninspirierter Plot, lauwarmer Collegebuben-Humor und fleissiger Ausdruckstanz. Eine Rezension mit erotischem Alternativ-Vorschlag.

Ehm..., genau.

(Bild: © 2015 Warner Bros. Ent.)

In der Fortsetzung von «Magic Mike» schwingen die «Gebrüder Tanga» wieder die Hüften. Diesmal in einem Stripper-Roadmovie, der hält, was sein Trailer verspricht: Uninspirierter Plot, lauwarmer Collegebuben-Humor und fleissiger Ausdruckstanz. Eine Rezension mit erotischem Alternativ-Vorschlag.

Es handelt sich um einen dieser Filme, bei denen man die Erwartungen besser zu Hause lässt, wenn man ins Kino geht. Ebenso von Vorteil ist es – wie die Delfine im Schlaf – während der Dauer dieses pheromontriefenden Streifens wahlweise nur eine Hirnhälfte in Betrieb zu nehmen. Da dies den Menschen leider nicht vergönnt ist, werden es einige recht schwer haben, «Magic Mike XXL» auszuhalten. Ich verzeihe es dem Film allerdings: Es ist ja nicht so, dass der Zuschauer unter falschen Vorwänden ins Kino gelockt wird:

Bromance im Tenue Tanga

Die Fortsetzung von «Magic Mike» beginnt mit dem Hauptdarsteller Mike Lane (Channing Tatum). Sehen wir ihm zuerst einmal zehn Minuten bei der Arbeit zu. Seit er sich vor drei Jahren aus dem Strip-Geschäft zurückgezogen hat, geht es mit seiner Stimmung bergab. Sein Traum von einem eigenen Möbelgeschäft entpuppte sich als Sackgasse: Geld verdienen abseits der Stripperlokale ist anstrengend.

In der Liebe scheints auch nicht so gut zu laufen. Der Zuschauer merkt, Mike ist unzufrieden. Da erhält er einen Anruf von «Tarzan», einem ehemaligen Stripper-Kollegen. Dieser lässt Mike glauben, dass «Dallas», der frühere Tourmanager, gestorben sei und lädt ihn zur Beerdigung ein. Die vermeintliche Beerdigung entpuppt sich jedoch als Pool-Party, wo den Zuschauern, die das Prequel nicht gesehen haben, die interne Gruppendynamik erklärt wird. Praktisch.

Die alte Truppe erzählt Mike, dass sie ihre Karriere beenden möchte, jedoch nicht ohne es davor noch einmal so richtig krachen zu lassen. Als letzter Höhepunkt ihres Stripperdaseins soll das jährliche Strippertreffen in Myrtle Beach dienen. Sie fragen Mike, ob er mitkommen will, um der guten alten Zeiten willen. Dieser sagt Nein, doch seine Augen sagen Ja, und so fährt er [Spoiler] am Ende doch mit.

Grund für seinen Gesinnungswechsel ist die Erleuchtung während einer Nachtschicht in seiner Werkstatt. Da spielt plötzlich sein Marken-Song, zu dem er früher immer aufgetreten ist – und schwupps: Der Workshop verwandelt sich in einen Twerk-Shop. Kurzum entschliesst sich Mike, seine Siebensachen zu packen und mit seinen Freunden zur Stripper-Con zu fahren.



Sechs Bros glücklich vereint.

Sechs Bros glücklich vereint. (Bild: © 2015 Warner Bros. Ent.)

Also fahren Ken, Tarzan, Big Dick Richie, Tito und Magic Mike in einem Frozen-Yoghurt-Truck in Richtung Myrtle Beach. Begleitet werden sie von Tobias, dem «Master of Ceremony» für ihre Show. Das wandelnde Stereotyp «MC Discokugel» hat vor allem zwei Funktionen: dick und lustig sein. Man möchte gerne mitlachen, heraus kommt aber meist nicht mehr als ein unterdrücktes Husten. Spätestens nach der strunzdummen MDMA-Szene, in der sich alle im Bus in wahnsinnig gschpürige Tangafetischisten verwandeln, weiss man als Zuschauer, was einem blüht. 

Magic Mike’s Lonely Heart Club

Denn der Klischee-Reigen hat gerade erst angefangen. Es folgt ein widerspenstiges, knapp volljähriges Teeniemädchen mit Liebeskummer, das während einer Party allein in der Küche sitzt und trotzig massenweise Kuchen in sich hineinstopft. Ich möchte an dieser Stelle dem Kreativteam und dem Regisseur zu ihrer Innovationsfähigkeit gratulieren. Frauen, die ihren Liebeskummer mit Süssem bekämpfen, wurden ja auch erst etwa 59’327-Mal in Filmen gezeigt.

Ähnlich originell geht es weiter. Die Party, vor welcher die junge Frau flüchtet, ist ein Wine-and-Cheese-Abend ihrer frisch getrennten Mutter – eine Tupperware-Party für Frauen mittleren Alters der höheren Mittelklasse.

Beim Brainstorming wird die Diskussion im Filmteam ungefähr so abgelaufen sein:

Person A: «Was könnten wir noch als überbrückendes Element bis zur Spitze des Spannungsbogens einbauen?»
Person B: «Wie wärs mit sexuell frustrierten Frauen in ihren Vierzigern?»
Person A: «Gute Idee! Gabs noch nie, machen wir!» 



Die Feuerprobe: Hat es Magic Mike nach drei Jahren Strip-Abstinenz noch drauf? 

Die Feuerprobe: Hat es Magic Mike nach drei Jahren Strip-Abstinenz noch drauf?  (Bild: © 2015 Warner Bros. Ent.)

Der kompetente Rat der nackt tanzenden Beziehungstherapeuten ist derweil so simpel wie vorhersehbar: Von der Liebe frustrierten Frauen hilft Spass – in Form von männlichen Striptease-Tänzern – und sich wieder einmal so richtig durchbürsten lassen. Des Weiteren werden auch die altbekannten Klischees beackert, dass jede Frau wie eine Königin behandelt werden will und nichts so gut für das Selbstbewusstsein ist wie die Aufmerksamkeit eines muskelbepackten, hüftkreisenden Neandertalers.

Was ich nach zwei Stunden Testosteron, Schweiss und halbnacktem Ausdruckstanz gelernt habe: Ich bin eine Frau, nein, eine Königin und verdiene es, wie eine Göttin angebetet zu werden. Zur Stärkung meines Selbstbewusstseins muss ich heute nur noch einen tangatragenden Mann dazu bringen, mir zu sagen, wie fantastisch ich bin.

Immerhin ist das Grande Finale beim nationalen Strippertreffen Balsam für jede Zuschauerin, auch wenn sie nur die Hirnkapazität eines schlafenden Delfins besitzt. Wenigstens sind die Jungs jetzt mal still und tanzen einfach nur:



Die Stunde der Wahrheit. Werden die «Gebrüder Tanga» an der Strip-Con die Frauenherzen erobern?

Die Stunde der Wahrheit. Werden die «Gebrüder Tanga» an der Strip-Con die Frauenherzen erobern? (Bild: © 2015 Warner Bros. Ent.)

Sollte sich jetzt jemand abgeschreckt fühlen, ins Kino zu gehen, bestünde da noch folgende erotische Variante: Wer Männer im Tanga sehen möchte, ohne aber Geld dafür auszugeben, der ist bei String-Emil an der richtigen Adresse! Vor rund fünf Jahren tauchten die ersten Bilder von ihm im Netz auf, bald darauf mauserte er sich zum wahren Internetphänomen.

Auf seiner Website, auf Twitter und auf Facebook präsentiert er sich gerne freizügig. Er fühlt sich pudelwohl in seiner Haut und sieht seinen Medienauftritt mit Humor. «Ich bin der String-Emil und komme vom schönen Bodensee Deutschland», heisst es auf Twitter. «Wer meine Homepage nicht kennt, der hat noch was zu lachen!»

Alles andere als ein Witz ist allerdings sein Erfolg. Das Posieren im Internet hat sich ausgezahlt: 2012 spielte er in einem Video der australischen Band Van She mit. 

100 Prozent String, 100 Prozent Emil, 100 Prozent Erotik – und das alles ohne die Hirnakrobatik, die es braucht um sich in «Magic Mike XXL» den Plot schönzureden.


«Magic Mike XXL» läuft ab dem 23. Juli in den Schweizer Kinos.

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