Magische Verwandlung des Musical-Theaters zum Konzertsaal

Eine eingebaute Orchestermuschel und ein ausgeklügeltes elektronisches Raumakustik-System bewirken Wunder: Sie verwandeln das Musical Theater Basel zum Ersatzkonzertsaal, der einem Vergleich mit dem berühmten Musiksaal des Stadtcasinos gut standhalten kann.

Eine Orchestermuschel auf der Bühne (mit Deckenelementen und flexiblen Holzwänden) sorgt zusammen mit ausgefeilter Elektronik dafür, dass man im Musical Theater Basel auch klassische Konzerte geniessen kann.

(Bild: Picasa)

Eine eingebaute Orchestermuschel und ein ausgeklügeltes elektronisches Raumakustik-System bewirken Wunder: Sie verwandeln das Musical Theater Basel zum Ersatzkonzertsaal, der einem Vergleich mit dem berühmten Musiksaal des Stadtcasinos gut standhalten kann.

Ungewohntes spielt sich ab im Musical Theater Basel: Auf der Bühne, wo bis vor Kurzem noch Webbers Katzen tanzten und Disneys Löwen brüllten, hat eine zwanzigköpfige Formation des Sinfonieorchesters Basel Platz genommen. Ohne elektronische Verstärkung spielen die Musiker ein Stück aus ihrem «Saitensprung»-Programm und es klingt so, als befände man sich in einem akustisch vorbildlichen Konzertsaal.

Das ist keine Selbstverständlichkeit. Das Musical Theater Basel, das wegen des Umbaus des Stadtcasinos für drei Jahre den weltberühmten grossen Musiksaal ersetzen soll, verfügt zwar über eine ganz gute Akustik, wie Chris Eichenberger vom Theaterbetreiber Freddy Burger Management sagt. Aber es handelt sich um eine stumpfe, trockene Akustik, die auf Veranstaltungen mit elektronischer Verstärkung abgestimmt ist.

Die magische Verwandlung

«Im Musical Theater herrscht eine Nachhallzeit von lediglich 1,4 Sekunden», präzisierte Thomas Koeb, Direktor der Casinogesellschaft, an einer Medienkonferenz. Das sei zu wenig für klassische Konzerte. Im Musiksaal seines Stadtcasinos sind es ideale 2,3 Sekunden. Also musste die Casinogesellschaft eine Lösung finden, diese Nachhallzeit zu verlängern. Durch drei Massnahmen habe man diese Wandlung zum klassischen Konzertsaal erreicht:

  • Als einfachste Massnahme wurden die bestehenden Dachsegel des Musical Theaters angepasst.
  • Auf der Bühne wurde eine Orchestermuschel installiert. Sie besteht aus flexiblen Holzwänden und Deckenelementen, die dafür sorgen, dass der Orchesterklang sich im fast 30 Meter hohen und ebenso tiefen Bühnenraum nicht verflüchtigt. Diese Orchestermuschel konnte die Casinogesellschaft vom Kurtheater Baden ausleihen.
  • Die aufwändigste und zugleich faszinierendste Massnahme ist aber elektronischer Art. Mit Hilfe von Schall-Spezialisten der Müller BBM Holding aus München wurde ein ausgeklügeltes elektronisches Raumakustik-System eingebaut, das den Nachhall wie aus Zauberhand auf die gewünschte Länge ausdehnen vermag. 15 Mikrophone nehmen den Ton des Orchesters auf, und über 40 im Saal verteilte Lautsprecher erzeugen dann einen optimalen Konzertsaal-Ton.

Dass der grosse Saal gut klingt, zeigte die kurze Musikdemonstration des Sinfonieorchesters Basel. Wirklich verblüffend war dann aber die Demonstration von Koeb selber: Während er sprach, schaltete er über ein Tablet das System ein und wieder aus. Und wie wenn jemand einen Zauberstab geschwungen hätte, befand man sich als Zuhörer in zwei akustisch völlig unterschiedlichen Räumen – ohne dass Koebs Stimme akustisch verstärkt worden wäre.

Massnahmen kosten eine halbe Million Franken

Für die Installation des Raumakustik-Systems mussten viele Kilometer Kabel verlegt werden. Wie viele genau, wusste Koeb nicht zu sagen. Aber wie viel das Ganze kostet: Für die Akustik-Massnahmen muss die Casinogesellschaft eine halbe Million Franken aufbringen. Wie viel sie der Freddy Burger Management für die Untermiete zahlen muss, wollten die Verantwortlichen nicht bekanntgeben.

Event Manager Chris Eichenberger betonte, dass das Musical Theater Basel während der dreijährigen Nutzung als Musiksaal-Ersatz seine im Namen implizierte Nutzung nicht ganz aufgeben wird. Im November wird zum Beispiel die internationale Neuproduktion von «West Side Story» gastieren. Und auch das Drummeli wird weiterhin im Theater Platz finden.

Saal für spezielle Konzerte

Auch die verschiedenen Orchester werden das Musical Theater für besondere Konzerte nutzen. Das Sinfonieorchester Basel wird zum Beispiel mit dem TV-Zaubergeiger David Garrett auftreten und mit dem Musik-Komikerduo Igudesman & Joo  «Big Nightmare Music» veranstalten. Und Basel Sinfonietta wird die ausgesprochen üppig orchestrierte Turangalîla-Symphonie von Olivier Messiaen zur Aufführung bringen.

Die Grösse der Bühne im Musical Theater haben die Orchester inhaltlich offensichtlich angeregt. Franziskus Theurillat, Geschäftsleiter des Sinfonieorchesters Basel, kündigte zwei spezielle Produktionen an, die das Orchester im Köcher hat: zum einen Gustav Mahlers «Sinfonie der Tausend», die im Titel bereits den Aufwand vorgibt. Und zum anderen ein szenisch-konzertantes Musical in Zusammenarbeit mit dem Theater Basel.
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Tag der offenen Tür im Musical Theater Basel. Am Samstag, 20. August, 10 bis 17 Uhr. Eine Konzert-Häppchenparade mit den Basler Formationen La Cetra, Kammerorchester Basel, Collegium Musicum Basel, basel sinfonietta, Sinfonieorchester Basel und dem Klassik-Veranstalter AMG.

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