Mehr Museen fürs gleiche Geld

Der Oberrheinische Museums-Pass ist auf Expansionskurs. Wie die TagesWoche erfahren hat, gehören ab 2012 auch die Regionen Stuttgart und Franche-Comté mit 46 Museen zum Verbund. Und ab 2013 ist gar eine enge Kooperation mit dem Schweizer Museumspass möglich.

Mit der Ausweitung des Oberrheinischen Museumspasses kommen diverse Museen neu dazu, etwas das Mercedes Benz-Museum in Stuttgart. (Bild: zVg)

Der Oberrheinische Museums-Pass ist auf Expansionskurs. Wie die TagesWoche erfahren hat, gehören ab 2012 auch die Regionen Stuttgart und Franche-Comté mit 46 Museen zum Verbund. Und ab 2013 ist gar eine enge Kooperation mit dem Schweizer Museumspass möglich.

Der in der Region Basel gut etablierte Oberrheinische Museums-Pass streicht das «Oberrheinische» aus dem Namen und bedient ab 2012 als «Der Museumspass» zusätzlich 17 Museen im Raum Stuttgart und 25 Museen in der Franche-Comté (Region Belfort, Besançon). Den über 30’000 Passinhabern stehen somit ab Januar 230 (bisher 190) Museen, Schlösser und Gärten offen. Und damit nicht genug: Für Gilles Meyer, Geschäftsführer des Vereins Oberrheinischer Museums-Pass, könnte schon 2013 die Vision von einem noch viel grösseren Verbund Realität werden.


Herr Meyer, Sie streichen das «Oberrheinische» aus dem Namen und expandieren in den Raum Stuttgart sowie in die Franche-Comté. Warum dieser Schritt über die Region hinaus?

Gilles Meyer: Museums-Passinhaber äussern häufig den Wunsch, dass wir Museen aus angrenzenden Regionen aufnehmen sollten, um das Angebot zu vergrössern. Die Region Stuttgart mit ihren vielen bekannten Museen liegt nur eine Stunde entfernt von Karlsruhe oder Mannheim, das gleiche gilt für die ans Elsass und den Schweizer Jura angrenzende Region Franche-Comté. Beide Regionen haben uns im vergangenen Jahr kontaktiert und Interesse an einem Beitritt geäussert. Sie hatten ebenfalls überlegt, nach unserem Beispiel eigene Museumspässe einzuführen. Nach einigen Gesprächen und Genehmigung durch unsere Mitgliederversammlung haben wir uns für diese Expansion entschieden.

Gibt der Pass, ein Kind der trinationalen Oberrhein-Konferenz, damit nicht ein Stück seiner Identität preis?

Nein, der Museums-Pass behält auch nach der geographischen Ausweitung seine trinationale Identität bei. Das bisherige Oberrheingebiet bleibt ja erhalten und wird um zwei angrenzende Regionen erweitert. Dadurch wird der trinationale Charakter des Museums-Passes sogar noch verstärkt.

Trotzdem: Zwischen dem Schloss Ludwigsburg und dem «Maison de la Vache qui rit» in Lons-le-Saunier liegen sechs Autostunden, von Basel aus sind die Orte nicht unter drei Stunden erreichbar. Kann man das erweiterte Angebot überhaupt sinnvoll nutzen?

Natürlich! Sobald Passinhaberinnen und Passinhaber Interesse an einem oder mehreren Museen haben, sind sie auch bereit, einen Ausflug dorthin zu machen. Vor allem in den bisherigen Grenzgebieten der Oberrheinregion – im Jura, in der Metropolregion Rhein-Neckar oder im westlichen Elsass – erhalten die Besitzer ein viel grösseres Museumsangebot vor ihrer Haustür. Selbstverständlich ist es ebenso unser Ziel, der Bevölkerung in den neuen Regionen über diesen Pass die Mitgliedsmuseen näher zu bringen.

Dringen Sie nach der Expansion gegen Norden und Westen demnächst ins Stammland ihres grössten Konkurrenten, des Schweizer Museumspasses vor – ins Mittelland, in die Zentralschweiz, in den Raum Zürich?

Es gibt tatsächlich weitere Gespräche mit Regionen im Randgebiet des Museums-Passes, die auf uns zugekommen sind – sowohl  in Deutschland, als auch in Frankreich oder der Schweiz. In diesem Zusammenhang finden auch Gespräche mit dem Schweizer Museumspass statt, den wir nicht als Konkurrent betrachten, sondern als möglichen Kooperationspartner.

Womöglich gibt es ab 2013 also einen einzigen Pass mit einer geographischen Ausdehnung von Mendrisio bis Mannheim – oder darüber hinaus?

Wie erwähnt, wir führen momentan Gespräche. Das Hauptziel des Museums-Passes ist, mehr Besucherinnen und Besucher in die Museen zu bringen. Unser Ziel ist nicht, durch Vergünstigungssysteme oder sonstige Aktionen den Verwaltungsaufwand für die beteiligten Museen zu erhöhen. Diesbezüglich haben beide Organisationen dieselbe Zielsetzung.

Was macht das Pass-System für die Museen so attraktiv, dass Sie seit Jahren gute Zuwachsraten auf Seiten der Institutionen haben?

Durch den Museums-Pass erreichen die Museen neue Besucher. Er ist eine Art «Besucherbindungsprogramm». Darüber hinaus profitieren die Museen von zweisprachiger Werbung in drei Ländern, zwischen denen seit jeher ein starker Austausch stattfindet. Ende Jahr erhalten alle Museen eine finanzielle Rückerstattung für alle Museums-Pass-Verkäufe und -Eintritte.

Der Schweizer Museumspass hat in Basel keinen leichten Stand; die wichtigen Basler Häuser kündigten zwischenzeitlich gar ihre Gefolgschaft und forderten bessere Bedingungen und mehr Transparenz. Hat der Oberrheinische Museums-Pass von den Querelen profitiert?

Einige Personen haben sich wahrscheinlich entschieden, dann den Oberrheinischen Museums-Pass anstelle oder zusätzlich zum Schweizer Museumspass zu kaufen. Allerdings haben wir darüber keine offiziellen Zahlen, und seit dem 1. November sind die Basler Museen wieder beim Schweizer Museumspass mit dabei.

Erhöht sich durch das grössere Angebot 2012 auch der Preis?

Die Museums-Pass-Preise bleiben 2012 in der Schweiz gleich.

Der Museums-Pass für zwei Erwachsene kostet in Basel 202 Franken, in Lörrach oder St. Louis nur 127 Euro – beim aktuellen Kurs aus Schweizer Sicht 46 Franken Währungsverlust. Wie ist das zu erklären?

Der Verkaufspreis des Museums-Passes orientiert sich seit seiner Einführung 1999 an den Eintrittspreisen der Museen und wurde mit einem Wechselkurs von 1,6 CHF für 1 € umgerechnet. Seit wenigen Jahren hat sich der Wechselkurs zwischen beiden Währungen geändert, verbessert oder verschlechtert, je nachdem, in welchem Land Sie wohnen. Dieser Wechselkursunterschied betrifft jedoch nicht nur den Museums-Pass, sondern viele Produkte. Er kann sich in kurzer Zeit wieder in die eine oder in die andere Richtung verändern. Der Museums-Pass kann nicht kurzfristig, sondern nur langfristig mit dem Wechselkurs arbeiten und auch die Schweizer Museen haben Ihre Eintrittspreise nicht geändert.

Tickets: Tarif 1 (1 Person + 5 Kinder unter 18 Jahren): 118 Franken/73  Euro; Tarif 2 (2 Personen + je 5 Kinder unter 18 Jahren): 202 Franken/127 Euro. www.museumspass.com


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