Basel wird nach langer Zeit wieder zum Schauplatz eines Stadionrock-Konzerts. Metallica treten am 4. Juli im St. Jakob-Park auf. Die kalifornischen Rocker spielten am selben Ort schon vor 20 Jahren, damals auf dem Höhepunkt ihres Erfolgs.
Es war lange ruhig im St. Jakob-Park, die grossen Chorgesänge, sie beschränkten sich in den vergangenen Jahren auf die Schlachtrufe der lautstarken Muttenzer Kurve. Der Rock aber kam ab Konserve. Das wird sich bald ändern. Am 4. Juli treten Metallica im Fussballstadion auf, wie der FC Basel 1893 in seinem Newsletter mitteilt. Die US-amerikanische Heavy-Metal-Band lädt zum grossen Wunschkonzert. Fans, die ihre Tickets online erwerben (Vvk. ab 7. Dezember, 8 Uhr), können sich ihre Traumsetliste aus 140 Songs zusammenstellen. Metallica wollen sich damit vor ihren Fans verneigen und ihnen für die Treue nach über 30 Jahren Bandgeschichte danken. «Das traditionell 18 Songs umfassende Konzert wird aus den 17 meistgewählten Liedern bestehen», heisst es, das 18. Stück wird aus einem brandneuen Song bestehen. Auf der Website der Gruppe wird ersichtlich, für welche Lieder andere gestimmt haben.
Für Metallica bedeutet der Auftritt eine Rückkehr nach Basel (wir erinnern uns gerne an ihren Auftritt vor 20 Jahren – im Juni 1993, auf dem Höhepunkt ihrer Karriere, im alten Joggeli). Mit der Band kehrt auch die Zürcher Veranstaltungs-Agentur Good News Productions auf den Basler Rasen zurück. Wir erinnern uns: Ihr Gründer André Béchir machte das Joggeli in den 80er-Jahren zur ersten Adresse in der Schweiz in Sachen Stadionrock: The Rolling Stones, U2, AC/DC, Pink Floyd, Michael Jackson, Eric Clapton, Guns N’Roses, Metallica – alle kamen sie und schüttelten ihre Körper im Einklang mit den Fans.
Rückschläge als Stadionrock-Standort
Seit der Neueröffnung des St. Jakob-Parks wurde es merklich ruhiger in Basel. Bern und Zürich liefen dem Standort den Rang ab. Ursprung war ein Zerwürfnis zwischen Kanton und Veranstalter. Basel hatte sich 2004 erdreistet, für das Konzert von Simon & Garfunkel so viele Polizisten wie bei einem Hochrisikofussballspiel gegen den FCZ aufzubieten. Good News musste für das Sicherheitsdispositiv aufkommen, das zur Überwachung der «Folkmusic-Hooligans» aufgestellt wurde und erhielt eine Rechnung über 56’000 Franken. In den Augen von Béchir war dies eine Frechheit, die ihn nachhaltig davon abhielt, wieder stärker Fuss zu fassen in Basel.
Erschwerend kam in den letzten Jahren hinzu, dass das Basler Stadion über weniger freie Daten verfügte als die Konkurrenz – die hohe Belegung durch den auch international immer erfolgreicher agierenden Fussballclub verunmöglichte das eine oder andere Konzert. Zum Beispiel einen Auftritt der Red Hot Chili Peppers, der an einer Terminkollision scheiterte.
Tiefpunkt: Sonisphere Festival
Vor zwei Jahren wagte die Agentur Free & Virgin einen Versuch und wählte das Joggeliareal als neuen Standort für sein Sonisphere Festival. Doch das ging gründlich schief: Der Ticketverkauf harzte, der Auftritt von Iron Maiden wurde vom St. Jakob-Park ins Leichtathletik-Stadion verlegt, statt 45’000 Metal-Fans kamen nur 21’000. Free & Virgin war danach bankrott. «Festival-Flop des Jahres», titelten wir damals betrübt.
Zuletzt, im Juli 2013, sang die Schlagersängerin Helene Fischer unter freiem Himmel: Nicht das, was die Nostalgiker (Weisch no!) begeistern mag. Ob sich der FC Basel, der ja neuerdings die Stadionvermarktung in eigener Hand hat, gesagt hat: Wenn schon kaputter Rasen, dann bitte wegen Rock’n’Roll!? Gut möglich. Sicher ist: In den Tagen nach dem Metallica-Gastspiel bleibt Zeit, einen neuen Rasen zu verlegen. Denn der Auftritt der Kalifornier fällt mitten in die Fussball-WM in Brasilien, wo auch ein Grossteil des FCB-Kaders engagiert sein wird.
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Der Vorverkauf beginnt am 7. Dezember um 8 Uhr.
Metallica live in Basel: 4. Juli 2014.
Support Acts: Alice in Chains (USA), AIRBORNE (AUS) und Kvelertak (NOR).
Artikelgeschichte
Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 30/12/11