Warum nur muss Kino mit Kindern so teuer sein? Der Erfahrungsbericht einer Mutter.
Seit einiger Zeit geht meine Tochter gerne ins Kino, da schlägt sie ganz nach mir. Und doch fange ich an, diese Nachmittagsausflüge zu hassen. Denn nicht nur laufen die Filme oftmals zu unmöglichen Zeiten – um 13 Uhr etwa, wenn man zuhause Mittagessen sollte –, sondern der Filmspass kostet inzwischen so viel, dass dem zahlenden Elternteil die Freude auf den Film spätestens an der Kinokasse vergällt wird.
Kino ist in der Schweiz halt teuer, mag man nun achselzuckend anmerken. Stimmt ja. Da helfen auch die Statistiken nichts, die mir weismachen wollen, dass anhand der Kaufkraft berechnet die Schweiz zu den billigsten Kinoländern zählt. Mir ist es im Grunde auch egal, ob die Monopolisierung bei den Kinoverleihen mit ihren Preisvorgaben oder die Personal- und Mietkosten die Kinos zu derart hohen Preisen zwingen. Ich rege mich als Konsumentin über die Preise auf, weil ich meinem Kind diesen Spass nicht vorenthalten will und darum das Portemonnaie zücken und leeren muss.
Zwei Personen, 45 Franken
Ein Kinobesuch für mich und meine Tochter kostet mich in einem Pathé-Kino (hier laufen die meisten Kinderfilme) rund 45 Franken. Rechnen wir das um in DVDs, so springen für dieses Geld locker drei Stück raus. Rechnen wir in Filmdownloads, so sind es unbegrenzt viele mehr. Im Kino hingegen erhält man für die 45 Franken bei einem 3D-Film, was inzwischen Standard ist, zwei Tickets à 22 (Erwachsene) bzw. 17 Franken (Kind) plus eine kleine Packung Popcorn. Zum Glück habe ich nur eine Tochter, sage ich mir manchmal. Und die Wasserflasche eingepackt.
Der Geschäftsführer der Pathé, Antonio Annecchiarico, ist damit auch nicht nur zufrieden. Er sei jedoch auch überrascht gewesen darüber, dass ein Familienticket, das zwei Erwachsene plus Kind plus Popcorn für 40 Franken ins Kino bringen wollte, an mangelndem Interesse gescheitert sei. Trotzdem denke man über eine Neulancierung des Angebots nach.
Doch ginge es nicht auch grundsätzlich günstiger? Wäre beispielsweise nicht jeder Kinderfilm im Kino automatisch in 3D und müsste ich deshalb nicht pro Ticket einen Aufschlag von 3 Franken berappen, würde ich bereits sechs Franken sparen. Poppe ich meine Maiskörnchen zuhause in der Pfanne und schmuggle sie in den Saal, sind es gleich noch ein paar Fränkli mehr. Die 3D-Brille, die gehört uns ja wenigstens inzwischen, sonst kämen pro Augenpaar noch drei Franken dazu.
Rutschende Brillen
Eigentlich aber will ich die Filme gar nicht in 3D sehen. Für meine Tochter müsste es auch nicht zwingend sein. Die Brille rutscht eh dauernd von der Nase, weil sie für Kinder viel zu gross und breit ist. Und in 2D machen Filme ebenfalls ungeheuer viel Spass. Doch mit dieser Meinung stehe ich offenbar alleine da, wie mir Antonio Annecchiarico versichert: «Wir haben zu Anfang der 3D-Welle die Filme in beiden Versionen angeboten. Doch eine grosse Mehrheit der Kinogänger wollte die 3D-Fassung sehen.» Aus Kapazitätsgründen, das heisst, weil man nicht zwei Kinosäle mit einem Film besetzen wollte, habe man mit der Zeit auf die 2D-Versionen verzichtet.
Bleibt also nur, weiter in den sauren Apfel zu beissen: Soll ich nun rechtsumkehrt machen und zuhause eine alte DVD in den DVD-Player schieben? Oder die Filme vom Internet downloaden? Die moralischen Bedenken hindern mich bisher immer daran, aber irgendwann werden sie schwinden. Bei den Kinos hat man ja scheinbar auch keine.
- Wer es sich noch leisten will und kann: Hier geht’s zum Kino-Programm der TagesWoche.