Mittendrin statt nur dabei: Im HeK gibts Medienkunst zum Selbermachen

Das HeK stellt die «Do-it-Yourself»-Kultur vor. Auf spielerische Art beleuchten eine Ausstellung, Workshops und Gespräche die Strukturen der heutigen IT-Branche. Die essbaren Kuchendiagramme machen Hunger auf mehr.

Das Duo Scenocosme aus der Romandie verbindet Natur und Technologie. (Bild: Katharina Good)

Das HeK stellt die «Do-it-Yourself»-Kultur vor. Auf spielerische Art beleuchten eine Ausstellung, Workshops und Gespräche die Strukturen der heutigen IT-Branche. Die essbaren Kuchendiagramme machen Hunger auf mehr.

Wissen Sie, wie Ihr Handy gebaut wurde? Wer an der Herstellung Ihres Computers beteiligt war, und wie dessen Einzelteile eines Tages recycelt werden? Die 15 künstlerischen Positionen, die seit Mittwoch im HeK (Haus der elektronischen Künste Basel) zu sehen sind, können diese Fragen auch nicht beantworten. Zu komplex ist die Technologie, die in unserem Alltag den Takt angibt.

Dass es aber so nicht sein muss, beweist die Gegenbewegung «Do It Yourself» oder kurz «DIY», die Kultur des Selbermachens, die vor allem aus dem Kontext der elektronischen Künste nicht wegzudenken ist. Dazu gehört auch ein kritischer Diskurs zu DIY-Praktiken.

DIY steht für unkommerzielle Lösungen, zumindest teilweise. «Inzwischen herrscht auch bei Open-Source-Programmen ein harter Wettbewerb», sagt Shusha Niederberger, Kunstvermittlerin am HeK und selbst Medienkünstlerin. Eine ganze Woche lang fordert das HeK unter dem Motto «Critical Make – turning functionality» mit spielerischen und theoretischen Ansätzen zum Nachdenken auf.



Laura Couto Rosado und Dan Lagardère bringen selbst gemachte Quartz-Kristalle zum «Singen».

Laura Couto Rosado und Dan Lagardère bringen selbst gemachte Quartz-Kristalle zum «Singen». (Bild: Katharina Good)

Die Künstlerinnen und Künstler in der Ausstellung eignen sich zum Teil ungewöhnliche Techniken an. Der Roboter von Annina Rüst etwa zeichnet Kuchendiagramme auf essbare Kuchen und veranschaulicht, dass Frauen in der Elektronikbranche in der Minderheit sind. Laura Couto Rosado und Dan Lagardère wiederum setzen in ihrer Arbeit «Le Chant des Quartz» drei selbst kreierte Kristalle als Instrumente für elektronische Musik ein.

Süsse Zahlen:«A Piece of the Piechart» von Annina Rüst.

Selbermachen ist diese Woche aber auch für Besuchende einprogrammiert. «Die Ausstellung wurde von der Vermittlung her gedacht», sagt Sabine Himmelsbach, Direktorin des HeK. Führungen sollten nicht wie oft üblich nebenher laufen. Vielmehr wird die Ausstellung als neues Format gestaltet, mit der die DIY-Kultur erlebbar wird.



Während der Oslo-Night fräst sich Jens Standkes Maschine wieder durch Techno-Platten.

Während der Oslo-Night fräst sich Jens Standkes Maschine wieder durch Techno-Platten. (Bild: Katharina Good)

Das Künstlerduo «Büro für Problem» etwa stellt eine Bibliothek handgemachter Bücher aus. Besuchende können am Wochenende mit ihnen ein persönliches Magazin zum «Critical Make» produzieren. Und wer einen Fernsehersatz mitnehmen möchte, kann am Samstag mit Jördis Drawe und Uwe Schüler an einem Objekt tüfteln, das Schattenspiele mit farbigen LED-Leuchten in Bewegung bringt.

Im Zentrum der Ausstellung steht eine Bühne: In öffentlichen Gesprächen vergleichen Kunstschaffende und Wissenschaftler verschiedene Alternativen zu kommerziellen Angeboten. Sie verbinden Praktiken der DIY-Kultur mit anderen Kunstrichtungen und aktuellen politischen wie gesellschaftliche Anliegen. Auch das Selber-Einbringen ist erwünscht.

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«Critical Make – turning functionality», HeK (Haus der elektronischen Künste Basel). Bis Mittwoch, 29. April 2015. Alle Veranstaltungen auf einem Flyer.
Am Samstag ist «Critical Make» Teil der alljährlichen Oslo Night, zu der auch die Hochschule für Gestaltung und Kunst sowie die umliegenden Galerien und Institutionen zu Ausstellungen und Veranstaltungen einladen.

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