Die Kunstkreditkommission stellte im Ausstellungsraum Klingental ihr neues Leitbild vor – ein Novum zwar in der fast hundertjährigen Geschichte der Dienststelle zur Förderung der bildenden Kunst, jedoch ohne revolutionären Inhalt.
Gut möglich, dass sich einige der Anwesenden mehr versprochen hatten als ein zwei Seiten umfassendes Schriftstück, das mit den Worten «Kunst eröffnet Denk- und Handlungsräume» anfängt. Gut möglich, dass sich Kantonsbaumeister und Kunstkredit-Kommissionsmitglied Fritz Schumacher deshalb genötigt sah, sich gegen Ende der anderthalbstündigen Veranstaltung dafür zu entschuldigen, «dass wir uns vorgenommen haben, nicht mehr als zwei Seiten zu schreiben.»
Dabei ist zu erwarten gewesen, dass ein als Leitbild definierter Text nur grobe Leitplanken einschlagen wird. Schliesslich soll es möglichst über den nächsten Sommer hinaus Gültigkeit besitzen.
Die offene Formulierung einzelner Punkte im neuen Leitbild des Kunstkredits Basel-Stadt stiess trotzdem manch einem der rund 50 Anwesenden etwas säuerlich auf, machte es den Anschein. Es fragten sich wohl Viele, was beispielsweise gemeint ist mit: «Die Kunstkreditkommission strebt (…) nach einer hohen Sichtbarkeit der Kunst im öffentlichen Raum.» Es sei beim Erstellen des Leitbildes nicht darum gegangen, konkrete Punkte festzunageln, wurde von Seiten der anwesenden Kommissionsmitglieder des Kunstkredits wie auch des Beauftragten für Kulturprojekte beim Präsidialdepartement Peter Stohler daraufhin stetig wiederholt. Das Leitbild sei als Bekenntnis zu verstehen, als Richtlinie für die Kommission, als nichts sonst.
Neun Kommissionsmitglieder
Fast vergessen ging bei diesen Diskussionen, was dieses Leitbild, das von Philippe Bischof, Leiter der Abteilung Kultur, vor einem Jahr angekündigt worden war, tatsächlich für Neuerungen bringt. Als erster Punkt ist hier vor allem die Aufstockung der Kommission von gegenwärtig acht auf neun Mitglieder zu nennen. Die Kommission wird künftig in drei Gruppen unterteilt, die eine vertiefte Auseinandersetzung mit den einzelnen Bereichen für die Mitglieder ermöglichen sollen. Eine Gruppe soll sich den Ankäufen widmen, eine zweite der Ausstellung und eine dritte dem Programm. Diese erhält auch die Aufgabe, die Wettbewerbsgefässe jedes Jahr auf ihre Aktualität zu überprüfen.
Neben diesen drei «offiziellen» Gruppen wird eine vierte, bestehend aus drei Kommissionsmitgliedern, sich darum kümmern, neue Mitglieder für die Kommission anzufragen – auch dies eine Neuerung, die bei der Überprüfung der Strukturen, die mit der Erstellung des Leitbildes einherging, für nötig erachtet wurde. Die Kommission soll im Idealfall künftig ein «breiteres Spektrum» aufweisen, so Peter Stohler. Das heisst konkret, dass vor allem auf unterschiedliches Alter, aber auch auf verschiedene Sparten geachtet werden soll. Die Auswahl neuer Mitglieder soll auf Initiative der Kommission über Gespräche erfolgen.
Preis für ein Lebenswerk
Schon ab nächstem Jahr wird die jährliche Kunstkredit-Ausstellung mit Hilfe eines externen Kuratoriums eingerichtet werden. Und zuguterletzt wird – ebenfalls ab 2013 – ein Anerkennungspreis für ein Lebenswerk verliehen werden. Gerade dieser letzte Punkt ist ein Beispiel dafür, wie die offen formulierten Punkte des Leitbildes konkret umgesetzt werden können: «Wir definieren Förderschwerpunkte und entwickeln innovative Förderinstrumente.» Statt «innovativ» hätte man hier auch «zeitgemäss» setzen können, doch grundsätzlich gehe es vor allem darum, wie Kommissionsmitglied Katharina Dunst betonte, dass die Fördergefässe stetig einer Überprüfung unterzogen werden müssten. Der jetzt ins Leben gerufene Anerkennungspreis sei ein Resultat ebendieser Überprüfung.
Was die Förderziele angeht, so wird sich ansonsten so schnell kaum etwas ändern. Mit einer Ausnahme: Neu aufgenommen wurden im Leitbild explizit auch «kuratorische Projekte». Hiermit will die Kommission laut eigener Aussage auch versuchen, Projekträumen die Chance auf Förderung zu geben. Gerade weil das Bundesamt für Kultur auf Anfang 2012 das gesamte Geld, das für Projekträume existierte, gestrichen hat, bestehe hier grosser Bedarf, so Dunst. Gleichzeitig habe der Kunstkredit natürlich nicht die Möglichkeiten, die der Bund früher hatte. Auch sei es nicht möglich, für Betriebskosten Geld zu sprechen – deshalb der Umweg über Projekte.
Das erstmalige Erstellen eines Leitbildes für den Kunstkredit, der seit 1919 Kunst fördert, war erst der erste Schritt der Überarbeitung dessen Systems. 2013 soll auch die überarbeitete Verordnung vorgestellt werden, sagte Stohler. Die bisherige stammt aus dem Jahr 1991 – und es gebe einiges anzupassen, war herauszuhören.
- Das Leitbild des Kunstkredits kann man auf der Website der Abteilung Kultur als pdf herunterladen. Oder auf der Rückseite dieses Artikels.