Moop Mama: Rote Matrosen bringen das Kulturfloss in Fahrt

Hängende Köpfe, weil das Festival «Im Fluss» ohne Floss startet? Mitnichten. Die Münchner Brass- und Hip Hop-Band Moop Mama war nicht umwerfend, machte aber eine sehr gute Party.

Die rote Crew von Moop Mama: Angetreten, um das Kulturfloss aufzumischen. (Bild: Valentin Kimstedt)

Hängende Köpfe, weil das Festival «Im Fluss» ohne Floss startet? Mitnichten. Die Münchner Brass- und Hip Hop-Band Moop Mama war nicht umwerfend, machte aber eine sehr gute Party.

Ein Festival, das «Im Fluss heisst», feiert seinen Auftakt wegen Hochwasser ohne Floss – klingt bitter. Über die Webseite hatten die Veranstalter noch rausgelassen, dass sie trotz der Ersatzlösung in Form einer Bühne an Land auf die Leute zählen: «Jetzt brauchen wir Euch und Eure Solidarität!» Tagsüber war der Veranstalter Tino Krattiger sehr gedämpft drauf gewesen – um die 20’000 Franken hat ihn die Extrabühne gekostet, die er an Land aufstellen liess, weil das Rheinwasser lieber weiter steigen wollte statt sinken.

Ist aber alles halb so schlimm. Abends war Krattiger in weissen Kleidern unterwegs, ganz der geklärte Kapitän. Die dreieckige Bühne am Rheinufer ist geschickt aufgestellt, vielleicht wäre die Party mit Floss nicht mal besser gewesen. Denn sie war gut, am Dienstagabend. Eine Riesencrowd scharte sich um das Bühnendreieck und baute Stück für Stück den Halbkreis ab, den sie aus Schüchternheit vor der Bühne freiliess. Man muss halt auftauen, gell, und dann erst so in der Öffentlichkeit.

Ganze Arbeit von MC Keno Langbein

MC Keno Langbein

MC Keno Langbein (Bild: Valentin Kimstedt)

Die erfolgreiche Schmelzung darf sich der Frontmann der Müchner Brassband Moop Mama aufs Konto schreiben – Keno Langbein ist ein überzeugender Rapper und vor allem ein bestrickender Entertainer. Man muss ihn mögen. Man hebt die Hand, wenn er es will. Man ruft yeah, wenn er es will. Und wenn das Publikum immer noch an seinem Schamhalbkreis klebt, dann kommt er halt runter von der Bühne und geht freestylend durch die Menge. Nice!

Der Sound, auf den er bauen kann, kommt nicht aus der Konserve. Neun Mann hat er bei sich, coole Kerle, in rot gekleidet, mit Pauken und Trompeten – eine Testosteronbombe.

Eine Weile lang wehrte es sich im Schreiber. Rap mit live gespielter Instrumentalmusik – eine alte Sehnsucht, die aber doch immer zweite Wahl blieb. Die grossen Momente im Hip Hop sind alle gesampelt und geloopt. Kommt dazu, dass die Bläsersätze erdig und satt klingen, aber nicht richtig tight und sauber zusammen sind.

Aber was soll man machen?

Schritt für Schritt treibt man Richtung Bühne, fängt zu wippen an, hebt wie befohlen den Arm, ruft yeah. Der Sound ist gut, macht Spass, geht rein. Die Texte sind in ihrer Kritik nicht subtil, aber sympathisch: Die Yuppies in den Szenevierteln werden aufs Korn genommen, die ihren Kinderwagen dabeihaben und Latte Macchiato trinken. Ebenso ergeht es rolextragenden Neureichen, die schlechte Parties feiern und sich langweilen. Gut, sind wir besser und fühlen uns wohl!

Später machen Moop Mama einen Einschub: Sie spielen ein paar Evergreens des deutschen Hip Hops. «Liebeslied» von den Absoluten Beginnern, «Jein» von Fettes Brot. Und was spricht gegen die Reminiszenz? Nichts. Und doch schleicht sich ein wenig die Stimmung eines Unterhaltungsprogramms ein. Was etwas anderes ist, als gute Unterhaltung. Doch egal! Das ist nur eine Note. Das Kulturfloss ist im Schwung, auch ohne Floss.

Immer jut druf: MC Keno Langbein «scracht» auf Peter Laib seinem Sousaphon

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Das weitere Programm: www.imfluss.ch

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