Nach Bowies Tod schiessen die Hommagen in den Himmel

Unveröffentlichte Aufnahmen, ungewöhnliche Einsichten, unorthodoxe Annäherungen: David Bowie ist überall im Gespräch. Coldplay gestehen, dass sie bei ihm mal abgeblitzt sind. Madonna fällt mit einem Cover durch, Kanye West lässt Fans fürchten und Springsteen ist und bleibt cool – so wie auch Kate Bush.

Ein neues Sternenbild für Bowie.

Unveröffentlichte Aufnahmen, ungewöhnliche Einsichten, unorthodoxe Annäherungen: David Bowie ist überall im Gespräch. Coldplay gestehen, dass sie bei ihm mal abgeblitzt sind. Madonna fällt mit einem Cover durch, Kanye West lässt Fans fürchten und Springsteen ist und bleibt cool – so wie auch Kate Bush.

Seit die Nachricht von David Bowies Tod die Musikwelt erschüttert hat, überschlagen sich britische und amerikanische Medien mit Berichten über den Universalkünstler. Seit Tagen tauchen ständig neue Geschichten, Anekdoten und Trouvaillen auf. Hier eine Auswahl an Wissenswertem und Kuriosem, von Bowies Lieblingsplatten und -büchern über sein in Anonymität geführtes Leben in New York und den Schrecken, den Kanye West unter Bowie-Fans verbreitet.    

Petition I: Kanye West, lass die Finger von Bowie!

Der US-amerikanische Rapstar Kanye West, ein Mann mit Hang zum Grössenwahn, hat sich unmittelbar nach Bowies Tod per Twitter zu Wort gemeldet und den Briten als eine seiner grössten Inspirationen bezeichnet.

Das allein hat viele Bowie-Fans überrascht, erschrocken sind sie aber erst, seit das Gerücht die Runde macht, Kanye West wolle Bowie-Songs covern. Angeblich plane der Rapper ein Tributalbum, wofür er Bowie-Klassiker wie «Heroes» etc. neu vertone. Wie das klingt, wenn sich Kanye West an Rockgrössen heranwagt? 2015 versuchte er sich live an Queens «Bohemian Rhapsody». Und schien nicht zu merken, dass er sich damit zum Gespött machte.    

Auch andere Amerikaner huldigen Bowie dieser Tage: Sowohl Madonna als auch Bruce Springsteen haben an Konzerten Bowies alten Hit «Rebel Rebel» gespielt. Hier Madonnas Version:

Und hier jene von Bruce Springsteen. Keine Frage, wer von den beiden Superstars der Boss ist, oder?

Rap-Tracks, in denen Bowie steckt

Anyway, zurück zu Kanye West: Mehrere Tausend Menschen fordern seit Dienstag, dass Kanye West untersagt wird, Bowie zu covern. Nun, er könnte es tatsächlich sein lassen und stattdessen einfach diesen Link verbreiten: Elf Rap-Tracks, in denen Bowie steckt

Wenn wir schon bei Listen sind, hier drei weitere, die man gerne überfliegt:

  1. Bowie in TV-Werbungen, von Eiscreme bis Vittel
  2. Bowies 100 Lieblingsbücher, von Jack Kerouac bis Christa Wolf 
  3. Bowies 25 Lieblingsplatten, von Linton Kwesi Johnson bis Steve Reich 

Petition II: Gott, gib uns Bowie zurück!

Eine andere Petition wurde im italienischen Rom lanciert und richtet sich direkt an den lieben Gott. Sie fordert eine Rückgabe von David Bowie. Gott habe bereits Lemmy Kilmister, Freddie Mercury, Lou Reed oder John Lennon. Er soll nicht gierig sein und Bowie zurückgeben. Mehr als 11’000 Menschen schlossen sich bisher der Petition «Say NO to David Bowie dead!» an. 

Wie der coole Bowie Coldplay einen Korb gab

Dass Bowie selber gottähnliche Grandezza hatte, zeigt auch ein neues Interview mit Coldplay im britischen «NME». Er sei in vielerlei Hinsicht ein Vorbild gewesen, sagt die Band. Und verrät, dass er ihnen einst einen Korb gab. Chris Martin fragte Bowie in einem Brief höflich an, ob er bei einem ihrer Songs mitsingen würde. Bowies Absage versteckte sich in seiner Antwort: «Es ist nicht wirklich ein guter Song, nicht wahr?»

Ungreifbar ist Bowie nicht nur für Coldplay geblieben, sondern für die meisten Menschen. Auch, weil er seine Privatsphäre zu schützen wusste.  

Wie sich Bowie in New York als Grieche tarnte

Dass Bowie in den letzten zehn Jahren ein zurückgezogenes Leben führte, war bekannt. Nach seinem Tod kommen immer mehr private Details ans Tageslicht – manches im Boulevard, manches aber auch reflektierterer Art. Bemerkenswert etwa ist die Anekdote eines befreundeten Autors, wonach Bowie jeweils eine griechische Zeitung mit sich rumtrug und seinen Kopf hinter den fremdländischen Schriftzeichen versteckte. Die Leute schüttelten erstaunt den Kopf, wenn sie merkten, dass dieser bowieske Mann ein Grieche sein musste, der ihm sehr ähnlich sah. 

Rührende Kate Bush

Die grosse Sängerin und Tänzerin Kate Bush, die noch öffentlichkeitsscheuer ist als Bowie, hat sich mit einer rührenden Lobeshymne zu Wort gemeldet. Rührend auch dieser «Guardian»-Artikel, worin Schauspieler Michael C. Hall («Dexter»), der in Bowies Off-Broadway-Musical «Lazarus» die Hauptrolle spielt, über ihre Verbindung und den Tod spricht. Bleiben wir noch rasch in New York: In dieser Reportage wird Bowie auch als bestes Beispiel für die Gentrifizierung Manhattans genannt. Lesenswert!

Unveröffentlichtes Album aufgetaucht

Bowie selber meldet sich aus der Zwischenwelt mit neuen Aufnahmen zurück. So ist ein unveröffentlichtes Album aufgetaucht, an dem Bowie in den Jahren 2000/2001 gearbeitet hat. Er nahm alte, unbekannte Songs neu auf und schrieb auch neue Nummern. Diese veröffentlichte er schliesslich auf «Heathen», das unveröffentlichte Album «Toy» landete aus rechtlichen Gründen in der Schublade. Nun kann man es sich auf Mixcloud anhören

Bowies Produzent Tony Visconti hat übrigens dem «Rolling Stone» erzählt, dass Bowie ihn noch Anfang Januar angerufen hatte, um mit ihm über ein weiteres Album zu sprechen. Der Sänger und Songwriter glaubte, noch ein paar Monate Zeit zu haben bis zu seinem Tod. 

Eine Strasse für Bowie 

Und während in Berlin darüber geredet wird, ob und wann man dem ehemaligen Einwohner David Bowie eine Strasse widmen soll, hat das ein Fan in Austin, Texas, bereits in die Tat umgesetzt: Die Stadt hat in einer ersten Stellungnahme verlauten lassen, dass sie das neue Strassenschild vorläufig hängen lassen will. Die selbsternannte Livemusik-Hauptstadt der Welt nimmt diesen «Vandalenakt» also mit Gelassenheit hin.

«Vandalismus» in Austin, Texas. Die Stadt lässt das Schild derzeit hängen.

«Vandalismus» in Austin, Texas. Die Stadt lässt das Schild derzeit hängen.

Ebenfalls im Süden der USA, in New Orleans, hat die kanadische Band Arcade Fire zum grossen bunten Gedenkmarsch aufgerufen. Und Zehntausende (!) kamen, wie man hier nachlesen kann.

Weitere Todesfälle: Drummer von Mott The Hoople gestorben

Nachlesen kann man auch Nachrufe auf andere Musiker. Es ist verflixt, sie scheinen derzeit im Tagestakt zu sterben, die Rockmusiker. Mit Glenn Frey (67) von den Eagles hatte Bowie allerdings wenig gemeinsam. Eher erwähnenswert sind zwei andere Todesfälle: Jener von Dale Griffin, dem Schlagzeuger von Mott The Hoople (67). Bowie war früh Fan dieser Band und schrieb für sie «All The Young Dudes», um ihre Karriere anzutreiben. Was ihm gelang. Dann starb am 8. Januar auch noch Brett Smiley, ein obskurer Vertreter der Glamrock-Ära, dessen Stardom von ganz kurzer Dauer war.  

Eine Sternenkonstellation für den Starman Bowie

Und während wir dieser Tage noch immer Bowies neues, vieldeutiges Album «Blackstar» hören und darin dunkle Anspielungen entdecken, leuchtet Bowie, dieser grosse Star, nicht nur am Popfirmament auf: Nein, Astronomen widmen David Bowie eine eigene Sternenkonstellation. Diese zeichnet den Blitz nach, mit dem sich Bowie auf dem Album «Aladdin Sane» verewigt hat. 

Ein neues Sternenbild für Bowie.

 

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