Das Kunstmuseum Basel verliert seine Vize-Direktorin an Bern: Nina Zimmer wird ab August das Kunstmuseum Bern und das Zentrum Paul Klee leiten. Sie hält damit eine Tradition aufrecht: In den letzten Jahren erwies sich das Kunstmuseum Basel immer wieder als Sprungbrett für Direktionskarrieren.
Nina Zimmer kommt kaum nach, Gratulationen entgegenzunehmen. Gestern feierte die Vize-Direktorin des Basler Kunstmuseums ihren 43. Geburtstag. Und heute Vormittag stellte sie sich den Blitzlichtern in Bern, wo sie als neue «Superdirektorin» den Medien vorgestellt worden ist.
Die promovierte Kunsthistorikerin wurde von der Klee-Stadt abgeworben. Sie wird am 1. August die künstlerische Leitung des Berner Kunstmuseums sowie des Zentrums Paul Klee übernehmen und soll Bern zu einer der drei führenden Schweizer Kunststädte machen, wie die Dachstiftung der beiden Häuser bekannt gab.
Für die Wahl Zimmers sprach, dass sie zu den jüngeren, aufstrebenden Museumsleiterinnen und -leitern der Gegenwart gehöre und in der Kunstszene hoch eingestuft werde, insbesondere in dem für Bern bedeutsamen Bereich der Klassischen Moderne. Zimmer sieht ihre neue Aufgabe in erster Linie als Chance: «Es ist immer ein toller Moment, wenn alle zum Mitdenken aufgefordert sind.»
Synergien, Sammlungen – und der Fall Gurlitt
Der Zusammenschluss der Berner Museen ist aus der Not geboren, sollen doch damit Kosten eingespart werden. Von der engeren Zusammenarbeit versprechen sich die Verantwortlichen der beiden Häuser einen Synergieeffekt in der Höhe von etwa einer Million Franken. Als kaufmännischer Leiter ist Thomas Soraperra gewählt worden.
Mit Ideen, was sie in Bern verwirklichen will, gab sich Zimmer am Montag noch zurückhaltend. Ihr sei wichtig, dass beide Häuser ein eigenes, selbständiges Profil hätten, sagte die neue Direktorin. Auf sie warten auch heikle Aufgaben, etwa durch die umstrittene Sammlung Gurlitt, die der verstorbene deutsche Kunstsammler dem Berner Kunstmuseum vermacht hat. «Wir warten ganz gelassen, bis die rechtlichen Probleme gelöst sind», sagt die designierte Direktorin. Sie freue sich auf die geplante Ausstellung.
Wie Zimmers Vorgesetzter Bernhard Mendes Bürgi, der in Pension geht, wird nun also auch die Vize-Direktorin das Basler Kunstmuseum kurz nach der Eröffnung des Erweiterungsbaus verlassen. Damit erhält eine Aussage, die sie angesichts des Basler Kunstfrühlings gemacht hat, eine ganz neue Bedeutung: Im Januar sprach Zimmer im Regionaljournal Basel von «ganz neuen Möglichkeiten für das Kunstmuseum».
Philippe Bischof freut sich für Nina Zimmer
War der Transfer vom künftigen Basler Direktor Josef Helfenstein vielleicht sogar erwünscht? Die Frage scheint müssig. «Nina Zimmer ist mit ihrer Qualität und Erfahrung am richtigen Punkt, eine Leitungsaufgabe zu übernehmen», sagt Philippe Bischof, Leiter der Abteilung Kultur Basel-Stadt, auf Nachfrage. «Das hat nichts mit den Wünschen der neuen Direktion zu tun, sondern mit ihren persönlichen Ambitionen. Ich war von ihr darüber informiert, dass sie mit Bern im Gespräch war, und ich nehme an, auch Josef Helfenstein.»
Natürlich sei ihr Weggang ein grosser Verlust für das Kunstmuseum Basel, inhaltlich und menschlich, «aber zugleich bietet sich dadurch dem neuen Direktor Josef Helfenstein auch die Gelegenheit, eine neue Person zu wählen, mit der er gemeinsam neue Pläne schmieden kann», so Bischof. «Und da die Ausstellungsplanung in einem Museum ohnehin über Jahre voraus stattfindet, wird sicherlich noch das eine oder andere Projekt realisiert, das von Nina Zimmer entwickelt und initiiert worden ist.»
Das Kunstmuseum als Sprungbrett
Das Kunstmuseum Basel hat sich in den vergangenen Jahren immer wieder als grosses Karriere-Sprungbrett für Kuratorinnen und Kuratoren erwiesen. Zimmers Vorgänger als Kurator für die Klassische Moderne, Hartwig Fischer, legte nach Basel eine Bilderbuchkarriere hin: Direktor des Museums Folkwang in Essen, Generaldirektor der Staatlichen Kunstsammlung Dresden und designierter neuer Direktor des British Museum in London.
Die Liste lässt sich fortsetzen: Der ehemalige Altmeister-Kurator Bernd Lindemann wurde von Basel aus zum neuen Chef der Gemäldegalerie in Berlin berufen. Und der ehemalige Kurator für die zeitgenössische Kunst, Philipp Kaiser, wurde über den Umweg als leitender Kurator des Museum of Contemporary Art (Moca) in Los Angeles Direktor des Museum Ludwig in Köln. Vor wenigen Tagen wurde überdies bekannt, dass er an der Biennale 2017 in Venedig den Schweizer Pavillon kuratieren wird.