Maggie möchte in Rebecca Millers neuem Film ihr Schicksal gerne selbst bestimmen. Das ist gar nicht mal so einfach – aber dafür äusserst unterhaltsam.
Den Wunsch haben bestimmt schon einige gehegt: Dass man, wenn die Liebe verflogen ist, den Partner oder die Partnerin einfach wieder zurückgeben könnte. Wie einen Pullover, der nicht bei der Anprobe, sondern erst zuhause kratzt.
Maggie (Greta Gerwig) hat in John so einen Partner. Mit ihm hat sie ein Kind, doch weder Frau noch Tochter scheinen ihn wirklich zu interessieren. Sogar die Kinder, die er mit seiner Exfrau hat, schiebt er an Maggie ab. Also fasst Maggie einen Plan: Wie wär’s, wenn sie den Mann einfach dieser Exfrau zurückgibt, der sie ihn drei Jahre zuvor ausgespannt hat?
Maggie ist die Hauptprotagonistin in Rebecca Millers neuem Film «Maggie’s Plan», einer unterhaltsamen Komödie, die man unter dem Label Screwball Comedy einordnen könnte oder mit einem frühen Woody Allen vergleichen – wenn er auch deutlich weniger neurotische Züge trägt. Die Dialoge sind witzig, und brilliant sind vor allem die Schauspieler, allen voran Julianne Moore als eisig-egozentrische Exfrau Georgette mit merkwürdig dänischem Akzent.
Ethan Hawke als John spielt, was er am besten kann: Einen Akademiker in abgerissenem Mantel, einen Bücherfreak, der sich in Sprache verlieren kann und mitten in der Midlife-Krise steckt. Und Greta Gerwig? Sie spielt die Quäkertochter Maggie in dicken Wollstrümpfen und Karoröcken herrlich sympathisch-unsympathisch, mit einer Prise Neurose eben doch. Schliesslich will sie alles kontrollieren – Kontrollfreak wird sie uncharmant genannt.
Die Sache mit den Plänen
Mit Maggies Plänen ist es allerdings so eine Sache. Sie gehen manchmal schief. Das Schicksal austricksen, das täte sie gern. Warum zum Beispiel brauche sie einen Mann, um Mutter zu werden, fragt sie sich zu Beginn des Films. Und quasi mit dem Sperma eines Freundes in der Hand, das dieser ihr grosszügigerweise zur Eigenbefruchtung zur Verfügung gestellt hat, trifft sie auf den verheirateten John. Plan 1 – gescheitert.
Sie heiratet, kriegt ein Kind, und wieder läuft alles so gar nicht nach Plan. Denn nicht nur die Exfrau ist egozentrisch, auch John stellt sich als selbstzentriert heraus. Da bleibt nicht nur Maggie, sondern vor allem auch die Liebe auf der Strecke. Also weg mit dem Mann, zurück zur Exfrau am besten, dann ist das Schuldgefühl nicht ganz so gross.
Ob das gelingt, sei dahingestellt. Die Idee jedenfalls führt zu bester Filmunterhaltung, von den Figuren bis zum Styling: Kluge Menschen mit gutem Geschmack treffen (meist) schlechte Entscheidungen. Keiner ist hier unfehlbar. Und das ist äusserst sympathisch.
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«Maggie’s Plan» läuft am Sonntag, 17. Juli, um 16.30 Uhr im kult.kino Atelier und im regulären Filmprogramm ab dem 18. August 2016.