Nur etwas fehlte am Festival

Gestern startete das Imagine-Festival zum elften Mal in Basel. Es gab viel zu essen, viel zu trinken, und hatte viele Besucher. Doch etwas fehlte…

Ein Höhepunkt des Abends: The Jackets. (Bild: Cédric Russo)

Gestern startete das Imagine-Festival zum elften Mal in Basel. Es gab viel zu essen, viel zu trinken, und hatte viele Besucher. Doch etwas fehlte…

Auf der Kleinkunstbühne herrscht gähnende Leere. Die Barfibühne wird gerade für den nächsten Act vorbereitet. Allzu viele Besucher sind noch nicht da. Zeit also, sich die verschiedene Stände anzusehen: Hier ein Stand mit Merchandise-Artikeln zum Festival; mhmm. Gleich daneben gibts Bier; sehr gut. Ein Sanitäterzelt steht auch; löblich. Dann nochmal Bier; hier gefällts mir. Die Treppe rauf zum Barfi-Plateau und schon beginnt die Fressmeile; halt, Moment! Vorher gibt es links noch ne Schnapsbar; gespeichert. Also zurück zur kulinarischen Promenade: Da gibt es thailändische Küche, Grill Poulet, Pizza, Indian Food, Schwiizer Chuchi, Chinesisch, den obligatorischen Döner-Stand, und eine seltsame bis eklige Kombination von Softeis und Raclette unter einem Dach. Ach ja, und ein Bierzelt hats auch noch.

Endlich Musik!

Und schwuppdiwupp stehe ich schon am Ende des Festivalgeländes, nämlich bei der Klosterhofbühne. Dort scheint aber auch niemand auftreten zu wollen. Ich schlendere zurück zur Barfibühne und kriege gerade noch die letzten Gags der Eröffnungsrede mit. Es ist kein Übel, dass ich die ersten Gags verpasst habe.

Und nun endlich, eine Band. Und erst noch eine, auf die ich mich gefreut hatte: Kill it kid. Die junge Band aus England weiss den Blues perfekt mit einem Schuss Rock aufzupeppen. Und spielen können sie auch gut. Leider springt der Funke während des Konzerts nie so recht rüber. Zu lustlos agieren die vier Musiker. Die Ansagen sind öde. Und als die Keyboarderin Probleme mit ihrem Instrument hat, dauert es knapp 10 Minuten bis es wieder läuft.

Zu lange für mich. Also trotte ich, wie ein Panther im Käfig, meinen Weg zurück zur Klosterhofbühne. Und das war die beste Idee des Abends! Denn dort spielen gerade The Jackets.

Mit viel Witz und Theatralik geben sie ihren Sixties-Garage-Surfsound, der immer ein bisschen an den Pulp-Fiction-Soundtrack erinnert, zum Besten. Auch optisch unterstreichen sie diesen Effekt: Die Gitarristin und Sängerin Jacki Brutsche sieht aus wie die Gothic-Version von Mia Wallace. Mit ihrem Charisma weiss sie das Publikum in ihren Bann zu ziehen.

Im Tram nach Nirgendwo

Als das Konzert endet, entdecke ich drei Reihen Trämlisitze auf dem Platz, davor jeweils zwei Kopfhörer. Ich setze mich hin, und lausche den Klängen aus dem Kopfhörer: Eine Szene aus dem, wie könnte es anders sein, Trämlialltag: Eine Frau erzählt ihrer Mutter am Handy, dass sie gerade unterwegs von Wasweissichwo nach Weninteressierts ist. Ich werde noch müder. Also aufgestanden und Richtung Hauptbühne zurück, während ich mich frage, was eigentlich Sinn und Zweck dieses reduzierten Trams ist. Sicher nicht der Unterhaltungswert.

So in Gedanken versunken, merke ich erst als ein Weiterkommen nicht mehr möglich ist, wie viele Leute, hauptsächlich Jugendliche, inzwischen auf dem Gelände sind. Der Barfi ist zugestopft. Näher, als bis zur Treppe komme ich nicht an die Hauptbühne ran. Der Hauptact des Abends beginnt an:

Selah Sue aus Belgien. Die junge Sängerin, derzeit als heisse Newcomerin bejubelt, kann anfangs nicht recht überzeugen. Zu träge und abgestanden klingen die Songs. Doch nach etwas Anlauf kommt Leben auf die Bühne. Der Soul- und R’n’B-Sound schlägt durch. Es wird endlich abgerockt. Leider aber nicht lange. Ein mit akustischer Gitarre begleitetes Raggamuffin-Stück erwürgt die Stimmung. Und ein todsicheres Zeichen für schlechte Songs ist, wenn die Band anfängt, das Publikum via Hände klatschen zu animieren. Glücklicherweise gehts zum Ende des Sets wieder bergauf. Selah hüpft und springt und mit ihr der Dutt im Wind. Doch lassen sich damit die Durchhänger nicht retuschieren. Alles in allem war es ein gutes, aber nicht ein herausragendes Konzert.

Und eben, was fehlte

Der Barfi ist immer noch voll mit U-20ern. Und da ich bereits zu den Ü-30ern gehöre, wird es für mich langsam Zeit, nach hause zu gehen. Ich trinke noch mein Bier aus und kehre dann dem Festival den Rücken zu.

Eine breite Öffentlichkeit zu erreichen, das ist den Festivalbetreibern eindeutig gelungen. Vielleicht fragen sich jetzt aber einige Leser, warum ich die Thematik des Festivals nicht aufgriff: gegen Rassismus. Nun, weil es das Festival auch nicht tat.

Das Programm des heutigen Tages ist hier zu finden.

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