Der Projektraum M54 und der Ausstellungsraum Klingental bieten zur «Regionale 13» konstrastreiche Ausstellungen.
Viele Werke, sehr viele Werke haben Monika Dillier und Chris Regn im grossen Raum und in den Kellerabteilen des visarte-Projektraums M54 für «Eine Zierde für den Verein» angerichtet. Auf den ersten Blick wird man förmlich ob der Fülle erschlagen. Wo anfangen, wie sich wenden, und wohin treten? Nur mit konzentrierter Disziplin ist diese liebevoll undisziplinierte Ausstellung zu bewältigen – und zu schätzen.
Neben den massiven Setzungen von Urs Cavelti oder Guillaume Barth, die den Raum nicht haben, welchen sie eigentlich bräuchten, fallen unangestrengte, präzise Arbeiten auf: «Maria mit Hund» von Ariane Koch, «the others» von Christina Schmid, «Sandschloss» von Jisook Min oder «Ein Vogel der sich selbst gezeichnet hat» von Lena Eriksson. Es sind Installationen von Vorgefundenem, erstarrtes Gehäckeltes, nicht-fixierter Sand oder der Abdruck eines Vogels auf einer Fensterscheibe.
Von Fränzi Madörin, Muda Mathis und Sus Zwick ist die nackte «Equality», eine der sechs Fotomontagen aus der Serie «The Golden Landscape Of Feminism» sowie das Making-of-Video der Fotoserie zu sehen. Herrlich fraulich, wie die drei arrivierten Künstlerinnen an ihrer Feminismus-Ehrensache weiterspinnen. Das bunte Treiben des Videos wird von den Aufrufen aus ihrem «Manifest grosser und angesehener Künstlerinnen» aus dem Jahre 1999 strukturiert: «Geht weiter als erlaubt. Zögern ist blöd.», «Wenn du etwas Gutes willst, musst du etwas Wahres geben» oder «Klaut Ideen und verschenkt die besten» lesen sich wie der Leitfaden ihres jahrzehntelangen, eigenen Schaffens, welches ganz selbstverständlich immer feministisch war. Heute ist Feminismus bei vielen dreissigjährigen Frauen zum Wäh-Wort geworden, stellt Michèle Roten unlängst in «Wie Frau sein. Protokoll einer Verwirrung» fest und fragt sich, warum gerade diejenigen so über eine Bewegung denken, «die es überhaupt erst möglich machte, dass wir heute dieses lustige Leben führen dürfen, auf das wir so pochen». Jedenfalls sieht es so aus, als hätte das Trio Madörin-Mathis-Zwick mit Lebensfreude, Tatendrang, Intelligenz und Schalk schon länger dieses «lustige Leben» vorgelebt.
Sinnesschärfung
Erholung für die Sinne und gleichsam eine Schärfung derselben bietet die Ausstellung im Ausstellungsraum Klingental als Kontrast. David Berweger und Leif Bennett walten in Personalallianz als Kuratoren und Künstler und haben Michael Ernst Graber (Text) und Carlos Granado (Wort) für die Kunstvermittlung engagiert.
Der Veränderung ausgeliefert sind zwei Arbeiten von David Berweger: Seine aus Asche gebaute Wand zerfällt langsam, formt sich selbst neu und nimmt immer mehr Raum in Anspruch. Der von «2 Teppiche» definierte Raum wurde unterdessen von einem Besucher betreten, der sich gerade durch den Hinweis «Nicht betreten» dazu provoziert fühlte. Zwei grosse Schuhabdrucke sind nun in die präzisen geometrischen Strukturen der übereinander liegenden Teppiche eingedrückt. Fatal für diese, da sie aus Gipspulver und Farbpigmenten bestehen – ist das Werk nun zerstört oder bloss durch diesen Eingriff transformiert? Einen vergrössernden Blick wirft Leif Bennett auf Strukturen und Proportionen in seinen Silbergelatine-Abzügen. Diese fotografischen Feststellungen setzen ein Gegengewicht zu dem Fluss der Partikel von Berweger.
Zwei Künstler zeigen also ihre eigenen Arbeiten im Klingental, deren Ausstellung sich in das Konzept des Ausstellungsraumes einreiht und genauso gut zu einem andern Zeitpunkt hätte stattfinden können. So geht die Idee der «Regionale» leider verloren.
- Beide Ausstellungen laufen noch bis zum 6. Januar.