Petra – Vom Zeltlager zur antiken Metropole

Das Antikenmuseum Basel eröfffnet am 23. Oktober 2012 eine Ausstellung zur Felsenstadt Petra. Diese wurde vom Basler Scheich Ibrahim in Jordanien entdeckt.

Die Fassade des „ed Deir“ (Bild: Andreas Voegelin)

Das Antikenmuseum Basel eröfffnet am 23. Oktober 2012 eine Ausstellung zur Felsenstadt Petra. Diese wurde vom Basler Scheich Ibrahim in Jordanien entdeckt.

Die Plakate hängen, und die Riesenstele aus Polyurethan steht schon als Blickfang im Garten des Antikenmuseums. Im Innern des Hauses wird noch emsig gearbeitet. Es riecht nach Farbe, Leim und Sperrholz. Rote Wandpaneele stehen herum, leere Vitrinen gähnen, auf anderen kleben rätselhafte Zettel: «Pos 36, AePfV 50×50, 067, Elephant-Head», steht da zum Beispiel. Hinter dem Glas blickt uns ein wundervoller Elefantenkopf ruhig an, völlig unberührt vom Trubel rings herum. Ein Prachtstück! «Ja, das ist einer meiner Lieblinge», sagt die Archäologin Ella van der Meijden. Sie ist Co-Kuratorin der Petra-Ausstellung, die am 23. Oktober in Basel ihre Tore öffnen wird. Noch wird gehämmert und gebohrt, man kann sich kaum vorstellen, dass das alles rechtzeitig fertig sein wird – aber es wird!

Vor 200 Jahren entdeckte der Basler Forscher Johann Ludwig Burckhardt die Felsenstadt Petra; ihm ist der erste Teil der Ausstellung gewidmet. Erst nachdem der Besucher durch den berühmten Sik, die Schlucht vor Petra, ins Untergeschoss gestiegen ist, betritt er die antike Stadt. «Wer an Petra denkt, sieht vor dem inneren Auge zuerst die roten Felswände mit den riesigen Gräberfassaden. Wir haben mit der roten Wandfarbe und den grossen Fotos versucht, diesen Eindruck in die Ausstellung hinein zu holen», erklärt van der Meijden.

Tempel, Theater und Paläste

Es waren Nabatäer, ursprünglich arabische Nomaden, die Petra erbauten. Sie wurden reich durch den Karawanenhandel mit Weihrauch, Gewürzen und Edelmetallen. In der Blütezeit im 1. Jahrhundert v. Chr. dehnte sich ihr Reich von Damaskus im Norden bis nach Mekka im Süden aus und wurde von einem König regiert. Petra, zuerst wohl nur Zeltstadt, entwickelte sich zu einer antiken Wüstenmetropole mit Palästen, grossartigen Tempeln, Theatern, Prachtstrassen, umgeben von den berühmten Felsgräbern. Sie sind es vor allem, welche die Besucher Petras so verblüffen.

«Über diese Gräber, aber auch über die Stadt, weiss man heute dank den Ausgrabungen viel mehr als noch vor 20 Jahren, als 1993 die erste Petra-Ausstellung in Basel zu sehen war; dieses Neue wollen wir zeigen», sagt die Kuratorin. «Wir wissen jetzt, dass die Nabatäer das Bunte liebten, dass sie ihre Gräberfassaden bemalten und auch in ihren Wohnhäusern nicht mit Farbe sparten.»
Die Forschungen hätten auch zutage gebracht, dass die Gräber nicht isoliert lagen, sondern umgeben waren von palastähnlichen Vorbauten für Festbankette, dass die Lebenden die Toten also besuchten. Auch über die Wasserversorgung weiss man viel besser Bescheid: Ein ausgeklügeltes Zisternen- und Kanalisationssystem versorgte die Stadt, die über keine Quellen verfügte, ständig mit Frischwasser.

Kooperation mit Jordanien

Es wird eine reiche Fülle an Objekten zu sehen geben, die jordanischen Behörden haben fast allen Basler Wünschen entsprochen. «Die Zusammenarbeit war sehr gut», lobt van der Meijden. Sie bleibt vor einer Vitrine mit rotbrauner Keramik stehen: «Diese sogenannte nabatäische Tonware beeindruckt mich immer wieder», sagt sie bewundernd. Tatsächlich sind die Schalen eierschalendünn und mit feinen, in Schwarz aufgemalten Tieren, Pflanzen und Ornamenten verziert – eine Augenweide. Auch das rechteckige Kultbild mit Mund und Augen, es stellt wohl das Antlitz der Göttin Isis dar und ist der Blickfang im Garten draussen, gehört zu ihren Favoriten. Es ist zwar nur so gross wie ein A4-Blatt, hat aber in seiner versteinerten Strenge eine fast magische Ausstrahlung, die sicher einige Besucher gefangen nehmen wird.

  • Petra. Wunder in der Wüste. Auf den Spuren von J. L. Burckhardt alias Scheich Ibrahim. Antikenmuseum, Basel. 23. 10. 2012 bis 17. 3. 2013.
  • Begleitbuch (Fr. 48.–) zur Ausstellung und Bildband (Fr. 38.–). Schwabe 2012.
  • Scheich Ibrahims Traum. Schätze aus einer Textil- und Schmucksammlung. Ausstellung im Basler Haus zum Kirschgarten bis 7. 4. 2013.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 12.10.12

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