Piratenfilm 2.0

Drei junge Schweden gegen den Rest der Welt in «TPB AFK: The Pirate Bay Away From Keyboard».

Im Visier der Fahnder: The-Pirate-Bay-Gründer Gottfrid Svartholm.

Drei junge Schweden gegen den Rest der Welt in «TPB AFK: The Pirate Bay Away From Keyboard».

Wer an der Berlinale einen Film sehen will, darf kostenlos an einer der Kultveranstaltungen teilnehmen: Schlangestehen. Das schreckt Filmfreunde nicht ab. Die Warteschlangen bieten oft ein umfassendes Kinoerlebnis. Mit Nervenkitzel. Unterhaltung. Menschenkenntnis. Und Muskelkater. Wer in Berlin den schwedischen Dokumentarfilm «TBF AFK: The Pirate Bay Away From Keyboard» sehen wollte, durfte die Karten auch übers Netz anklicken. Da musste man nur ein paar Minuten zittern. Dann waren auch diese ausverkauft.

Als die Austauschbörse The Pirate Bay in Schweden aufgegleist wurde, steckte die Anti-Copyright-Organisation «Piratbyrån» dahinter. Gottfrid Svartholm, Fredrik Neij und Peter Sunde stellten die grösste Filesharing-Website der Welt zur Verfügung. 2008 wurden sie angeklagt, ein Jahr später verurteilt. Trotzdem läuft The Pirate Bay weiter – und wächst noch immer täglich. Eigentlich hatten die Jungs lediglich eine Technologie entwickelt, die das Streaming vereinfachte und für jeden normalen Computer möglich machte.

Anstatt ihre Entwicklung zu verkaufen, stellten sie sie der Community im Netz zur Verfügung. Sie wollten die Diskussion um die Verteilung der Erlöse aus dem Handel mit Files neu lancieren. Ihre Aktion endete damit, dass die USA Schweden Sanktionen androhten. Die Jungs wurden zu bedingten Gefängnisstrafen und Schadenersatzzahlungen von 2,7 Millionen Euro verurteilt.

Wie die drei jungen Schweden plötzlich in den Brennpunkt der internationalen Fahnder gerieten, wie sie verfolgt wurden, wie der Staat selber Gesetze brach, um ihr Netz lahmzulegen, wird in diesem neuen Dokumentarfilm noch einmal aufgerollt.
Wer nicht an die Berlinale fahren konnte, kann sich «TBF AFK: The Pirate Bay Away From Keyboard» jetzt auch zu Hause anschauen – und das ohne Warteschlange. Gratis, auf Youtube. Eine Woche nach der Weltpremiere in Berlin regt der Film dazu an, über die Verteilung der Erlöse aus dem Copyright nachzudenken.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 15.02.13

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