Am 1. Februar schliesst das Kunstmuseum für 14 Monate seine Tore. Dann wird sich einiges verändert haben. Nicht zum ersten Mal, wie ein kurzer, etwas nostalgischer und sehr persönlicher Blick zurück verrät.
Es ist zwar schon eine Weile bekannt, doch nun ist es tatsächlich so weit: Das Kunstmuseum schliesst Ende Woche für mehr als ein Jahr seine Tore. Und plötzlich kommen die nostalgischen Gefühle hoch, bei jenen zumindest, die das Haus am oberen Ende der Wettsteinbrücke zu regelmässigen Besuchen lockt. Bei mir zum Beispiel.
Schon früh führten mich meine Wege in diesen klotzartigen Bau, der auf den ersten Blick so gar nicht einladend erscheint. Spätestens im Gymnasium gehörte ich zu den regelmässigen Besucherinnen – was dazu führte, dass ich die Deutschlehrerin einmal damit schocken sollte, dass ich Auguste Rodins «Bürger von Calais» in einem Aufsatz mit einem Toaster verglich.
Heute schmunzle ich darüber, doch so weit hergeholt war das gar nicht: Schliesslich ging es mir nur darum aufzuzeigen, dass ich die Skulpturengruppe im Innenhof des Museums beim Vorbeigehen gar nicht mehr richtig wahrnehme, weil sie halt immer da sei. Wie der Toaster in der Küche eben. Natürlich wurde dies dem Werk des Franzosen keinesfalls gerecht, und lustigerweise zwinkere ich dem Bürger-Grüppchen seither jedes Mal verschwörerisch zu, wenn ich in Richtung Eingangstür schreite.
Während meines Studiums zwinkerte ich recht häufig, denn damals war das Kunsthistorische Institut noch im Kunstmuseumsbau beheimatet. Der Vortragssaal diente als Seminarraum, ein schrecklich düsterer Ort damals, mit grauenhafter Akustik. Entlang dem hinteren Innenhof, den noch die Stühle und Tische des alten Cafés zierten, waren die Büros der Professoren angelegt.
Kramen in Karteikärtchen
Und dann war da noch die ehemalige Bibliothek, dort, wo heute der Museumsshop liegt. Der Durchschnittsbesucher ahnte davon wohl nichts, denn es war ein recht kleiner Eingang, der dorthin führte, wenn ich mich richtig entsinne. In einem kleinen Raum dann konnte man (obwohl das Computerzeitalter schon länger angebrochen war) in unzähligen Karteikärtchen wühlen, bis man das richtige Buch gefunden hatte, welches das Personal dann auf einem kleinen Wagen heranrollte.
Das altertümliche Flair war aber vor allem im Bibliothekssaal erhalten geblieben: Lange Tische, in deren Mitte längliche Hängelampen gerade genügend Licht warfen, um eine Buchseite zu erhellen. Meine Füsse erreichten in den monströsen lederbespannten Sesseln davor den Boden nicht.
Na, erinnern Sie sich? So sah früher der Eingangsbereich des Kunstmuseums aus. Hinten in der Ecke der Eingang zur Bibliothek. (Bild: Keystone)
Die Bibliothek, das Café und das Uni-Institut mussten als Erste das Feld räumen bei der letzten Sanierung im Jahr 1999. Das Café zog nach vorne an die Strasse, die Bücher und Studenten in den Laurenz-Bau um. Ich schloss mein Studium ab.
Als «normale» Besucherin gewöhnte ich mich schnell an die Neuerungen. So wie ich mich wohl auch schnell daran gewöhnen werde, dass links vom Eingang künftig ein Loch unter die Erde, unter der Dufourstrasse hindurch in den Erweiterungsbau führen wird. Die Erinnerungen daran, wie es jetzt noch aussieht, werden bleiben, wenn sie wohl auch etwas verblassen über die Zeit.
Ein letztes Mal kann man sich nun am Wochenende das Kunstmuseum im Ist-Zustand ansehen. Sich diesen einprägen. Und dann froh der Zukunft entgegenblicken. Denn etwas Nostalgie ist manchmal zwar schön – das Überführen dieses alten Gebäudes ins 21. Jahrhundert aber nicht nur von der Bausubstanz her eine Notwendigkeit. Ich jedenfalls freue mich drauf.
_
Der Abschied will gefeiert werden: Das Kunstmuseum tut das am Wochenende vom 31.1./1.2. mit einer zweitägigen Finissage. An beiden Tagen ist das Museum bis 20 Uhr geöffnet, am Sonntag gibt es einen Apéro mit Musikprogramm ab 16 Uhr. Mitte April 2016 wird es zusammen mit dem Erweiterungsbau die Türen wieder öffnen.