Postkarten: «Kunstwerke im Kleinformat»

Für die neunte Ausgabe des Basler Postkartenfestivals haben sich bisher rund 140 Künstler angemeldet. Das Festival sei ein Selbstläufer, sagen die Initiantinnen – und brechen eine Lanze für die Postkartenkultur.

Mafalda Trueb (links) und Christine Weber präsentieren das Plakat zum 9. Basler Postkartenfestival. (Bild: Hans-Joerg Walter)

Für die neunte Ausgabe des Basler Postkartenfestivals haben sich bisher rund 140 Künstler angemeldet. Das Festival sei ein Selbstläufer, sagen die Initiantinnen – und brechen eine Lanze für die Postkartenkultur.

Im Zeitalter von Facebook, WhatsApp und Instagram werden kaum mehr Postkarten verschickt. Könnte man meinen. Doch Christine Weber und Mafalda Trueb, Initiantinnen des Basler Postkartenfestivals, vermitteln ein anderes Bild: Für die neunte Ausgabe der grossen Postkartenausstellung, die am 1. November im Unternehmen Mitte über die Bühne geht, haben sich bisher rund 140 Künstlerinnen und Künstler angemeldet.

Im Vergleich zu vergangenen Postkartenfestivals herrsche dieses Jahr ein richtiggehender «Run» auf die Ausstellerplätze, wie die freischaffende Postkartengestalterin Christine Weber herausstreicht. So habe man gar die Bewerbungsfrist nach vorne schieben müssen, um nicht plötzlich zu viele Postkartengestalter mit an Bord zu haben. «Irgendwann reichen unsere Postkartenhalterungen nicht mehr aus», sagt die 55-Jährige und schmunzelt.

Auch Jugendliche schicken Postkarten

Vom Aussterben der Postkartenkultur also keine Spur: Der Postkarten-Versand sei gerade im Vergleich mit dem schnellen, aber eher oberflächlichen E-Mail-Verkehr der Arbeitswelt viel persönlicher und sinnlicher. «Selbst junge Menschen, die mit den digitalen Medien aufwachsen, scheinen dem Reiz der Postkarte zu verfallen: Eben erst habe ich von meinem Göttibuben eine Karte aus Barcelona erhalten», erzählt Weber weiter.

Und Mafalda Trueb, Zeichnungslehrerin und freischaffende Künstlerin, ergänzt: «Postkarten sind Kunstwerke im Kleinformat.» Bestimmte Kartenmotive würden sich eben ideal mit Gefühlen, Personen oder Geschenken verbinden lassen. Und im Gegensatz zu elektronischen Mitteilungen würden Postkarten nach dem Lesen nicht gleich im Papierkorb landen, sondern oftmals einen Platz am Kühlschrank oder an der Zimmerwand finden.

Grosses Besucheraufkommen erwartet

«Wenn jeder Künstler zwischen fünf und zehn Leute einlädt, dürfen wir am Postkartenfestival mit einem entsprechend grossen Besucheraufkommen rechnen», freut sich Mafalda Trueb. Das Festival in der Mitte richte sich an alle, die Freude an Postkarten und am künstlerischen Gestalten haben. Um ein künstlerisch vielfältiges Angebot zu garantieren, wird auf eine Vorselektion der Künstlerbewerbungen verzichtet.

Egal ob Primarschulkind, Kunststudent oder pensionierter Hobby-Künstler: Am Postkartenfestival finden sich Werke von Gestaltern aller Schichten und Altersklassen. Die Kartenpreise bewegen sich meist im ein- bis zweistelligen Bereich, wobei es gemäss Mafalda Trueb schon mal vorkomme, «dass ein Postkartensammler für die Originalkarte eines professionellen Künstlers 200 Franken hinblättert.»

«Das Festival ist ein Selbstläufer»

Nach ihrem Abschluss an der Schule für Gestaltung in Basel haben Trueb und Weber begonnen, sich gegenseitig selbstgebastelte Postkarten zuzuschicken. Aus diesem kreativen, experimentellen Austausch ist schliesslich das Postkartenfestival entstanden – im Jahr 2002 wurde es erstmals durchgeführt. Gemeinsam mit der Websites-Gestalterin Juliette Fong zeichnen die beiden auch heute noch für die Organisation verantwortlich.

«Mittlerweile hat der Anlass eine Eigendynamik entwickelt: Mit den Jahren kamen immer mehr Künstler und immer mehr Besucher. Heute ist das Festival quasi ein Selbstläufer», erzählt Christine Weber. Der Event sei selbsttragend, die Einnahmen (Anteil an den verkauften Karten und Anmeldegebühr) würden sich weitgehend mit den Ausgaben für Miete, Einrichtung und Öffentlichkeitsarbeit decken.

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Basler Postkartenfestival findet am 1. November 2014 statt, 12-22 Uhr. Im Unternehmen Mitte, 1. Stock.

(Dieser Artikel erschien am 29. September aus aktuellem Anlass, haben wir ihn nochmals platziert.)

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