Gerade eben hat man das Depot Basel mit einem Eidgenössischen Designpreis ausgezeichnet. Noch mehr freuen könnte das Team sich, wenn es nun auch noch neue Räumlichkeiten für eine längerfristige Zwischennutzung finden würde.
Mit Lob und Anerkennung wurde nicht gespart. Depot Basel gewann im vergangenen Jahr den Kulturförderpreis in Höhe von 10’000 Franken des Kantons Basel-Stadt und wurde am Freitag nun auch noch mit dem Eidgenössischen Designpreis im Bereich Vermittlung ausgezeichnet: Am 11. Juni darf das Team des Depot Basel diesen im Rahmen der Swiss Design Awards entgegennehmen. «Wir freuen uns sehr, dass unser Pionierprojekt damit schweizweit von einer Fachjury Anerkennung erhält», sagt Laura Pregger.
Neben all diesen Freuden aber plagen die Verantwortlichen des Depot Basel auch Sorgen: Seit Januar nämlich hat das fünfköpfige Team – bestehend aus Pregger, Moritz Walther, Matylda Krzykowski, Rebekka Kiesewetter und Elias Schäfer – keinen festen Ort mehr, an dem es seine Veranstaltungen durchführen kann. Der bisherige Ausstellungsort, das Silo an der Schwarzwaldallee im hinteren Teil des ehemaligen nt/Areals, mit seiner für das Team längerfristig zu grossen und nicht beheizbaren Ausstellungsfläche, musste verlassen werden. Etwas Neues zu finden, gestaltet sich schwerer als gedacht.
Depot Basel hat 13 Designer eingeladen, eine Serie von Arbeiten und eine – thematisch freie – Zeichnung zu präsentieren. Ein Blatt Papier wird zur Spielwiese des Designers, aus dem Crafts- wird ein Drafts-Man. Die Idee dahinter ist, dass Zeichnungen eine eigene Qualität und eine einzigartige Ästhetik besitzen: Während Produkte meist minutiös geplant und über lange Zeiträume entwickelt werden und sie die reichen imaginären Welten ihrer Entwerfer nur sehr reduziert zum Ausdruck bringen, können beim freien Zeichnen Gedanken, Inspirationen, Poesie und Vorstellungskraft spontan, direkt und ungefiltert zu Papier gebracht werden. Die Ausstellung zeigt die ganz unterschiedlichen Herangehensweisen der Teilnehmer an die Aufgabe, Objekte zu entwerfen und eine freie Zeichnung zu realisieren.
Vernissage: Mo, 10. Juni, 17 Uhr.
Ausstellung: 11. bis 29. Juni 2013.
Depot Basel, Uferstrasse 90.
11.–16. Juni 11–19 Uhr;
20., 21., 22., 27., 28., 29. Juni 14–19 Uhr.
«Es ist verflixt», sagt Pregger. «Wir wollen zwar ein Programm machen, aber das Programm hängt von einem Raum ab, der Raum wiederum von Geld. Und Geld bekommen wir nur, wenn wir ein Programm vorweisen können.» Man habe sich in den letzten acht Monaten sicher zehn Räume angesehen, die sich für eine Zwischennutzung eignen würden. Teils habe es auch gut ausgesehen, teils kurzfristig nicht geklappt. «Es ist frustrierend, denn an Ideen und Umsetzungswillen fehlt es uns nicht», sagt Preggers Teamkollege Moritz Walther: «Trotz guter Vernetzung und positiven Referenzen ist es uns noch nicht gelungen, Besitzer leerstehender Immobilien für eine Zwischennutzung zu gewinnen. Sie lassen die Räume lieber leer stehen.» «Schade auch, dass Immobilien Basel-Stadt nichts vermitteln kann. Laut telefonischer Auskunft haben sie keinen Leerstand», fügt Pregger an.
Die Hoffnung stirbt zuletzt
Rund 10’000 Leute hatte das Depot Basel an der Schwarzwaldallee während der dortigen Zwischennutzung angezogen. Und das international angelegte Projekt hat nicht nur lokal, sondern weit über die Region hinaus Beachtung gefunden. Der letzte Woche verliehene Designpreis ist Beweis dafür. «Natürlich ehrt und freut uns diese Form von Bestätigung sehr. Mit Preisgeld lässt sich aber kein Jahresprogramm umsetzen», sagt Walther. Doch auch ohne physischen Raum versucht man Ausstellungen und Veranstaltungen aufzugleisen – in der Überzeugung, früher oder später einen passenden Ort zu finden.
Immerhin einen Teilerfolg hat man erzielt: Für die Ausstellung «Handwerk & Zeichnung» hat man nun für drei Monate, von Juni bis September, einen Raum zugesprochen erhalten. Temporär wird das Depot Basel an die Uferstrasse 90 ziehen, neben die Kunstmesse «Scope», die ihr Zelt dieses Jahr ebenfalls wieder im Hafen aufschlägt, in ein Gebäude der Basler Grisard-Gruppe. Gleichzeitig aber wird immer noch weiter gesucht, nach einem Standort, der längerfristig zur Verfügung steht.
Investitionen kaum möglich
Wobei «längerfristig» nicht heisst, dass das Depot Basel-Team sich auch über mehrere Jahre hinweg verpflichten kann. «Das ist eine weitere Schwierigkeit bei unserer Suche: Zur Zeit können wir einen mehrjährigen Vertrag nur bei sehr geringer Miete riskieren, weil wir keine regelmässige Unterstützung erhalten», erklärt Pregger. Im Moment laufen Abklärungen für einen Raum im Kleinbasel – «das wäre ideal», so Pregger. Der Haken: Für sanitäre Anlagen müssten gegen 50’000 Franken aufgewendet werden. Bei so einer Investition müsste man aber eigentlich längerfristig planen können, sagt Pregger. «Vielleicht liegt der Schlüssel darin, sich mit anderen zusammenzutun und somit den Raum und die Investionen zu teilen. Man muss stets bereit sein umzudenken und die beste Lösung situationsbedingt zu finden.»
Trotzdem kann es durchaus sein, dass das Depot Basel im Herbst wieder heimatlos dasteht. Wenn nicht ein Wunder passiert. «Langsam überlegen wir uns wirklich, ob Basel der richtige Ort für uns ist, oder ob wir mit unserem Projekt hier weg müssen», sagt Walther. Obwohl man eigentlich nicht wolle. «Aber manchmal kommen uns schon ganz absurde Ideen: Wir haben uns beispielsweise schon überlegt, ob wir beim Kanton mal nachfragen, ob wir den Kulturförderpreis zurückgeben und gegen einen Raum eintauschen könnten…»