Queens of the Stone Age

Ob sich das ambitionierte neue Album der Queens of the Stone Age live umsetzen lässt, kann man in der St. Jakobshalle erkunden.

Meister der Neuerfindung: Josh Homme (Mitte) und seine Queens of the Stone Age. (Bild: zVg)

Das neueste Album der Queens of the Stone Age ist ein ambitioniertes Soundabenteuer. Ob es sich live umsetzen lässt, kann man am Konzert in der St. Jakobshalle erkunden.

Wie gut die Party ist, verrät stets die Gästeliste. Auf der von Josh Homme stehen mittlerweile drauf: Dave Grohl, Trent Reznor, Julian Casablancas, Billy Gibbons, Alex Turner, Shirley Manson, John Paul Jones, PJ Harvey. Vor einem halben Jahr kam Elton John hinzu. Damals erschien «…Like Clockwork», das sechste Studioalbum der Queens of the Stone Age, ein Comeback der fluiden Formation um den rothaarigen Hünen Josh Homme nach sechs Jahren Stille. Mit dabei sind Nick Oliveri und Dave Grohl, und wer die Bandgeschichte von Queens of the Stone Age kennt und schätzt, muss ob dieser beiden Mitwirken ins Zittern geraten. Grohl trägt als früherer Schlagzeuger von Nirvana seit zwanzig Jahren ein Stück Rocklegende mit sich herum und erreichte danach mit seiner Band Foo Fighters anhaltenden Ruhm im Mainstream-Rock, Nick Oliveri spielt den Bass im Riffrock so saftig wie kaum ein zweiter. Beide, Grohl wie Oliveri, waren letztmals 2002 auf einem Album der Queens vertreten: «Songs for the Deaf».

«Songs for the Deaf» war das Meisterstück einer Nische. Der Stoner Rock, geschaffen aus einem tiefgelegten, gebremsten und bis ins psychedelische Delirium schleppend-repetitiven Bluesrock, wurde in den späten Achtzigerjahren von der Band Kyuss geschaffen. Dort, im brütend heissen und drogengetränkten Palm Desert, war Josh Homme an der Gitarre, und als Kyuss sich auflösten, machte er weiter. Trat ans Mikrofen, holte immer wieder neue Musiker herbei, manche blieben kurz, manche länger.

Wahrscheinlich ist es diese offene Durchlaufatmosphäre, die den Queens of the Stone Age früh die Vielgestaltigkeit in die DNA legte. Mit «Songs for the Deaf», ihrem dritten Album, hatten sie den Stoner Rock, der mehr auf Bässe und Rhythmen denn filigrane Gitarrensoli setzte, derart meisterhaft verschachtelt auf ein neues Level geführt, dass ihnen die Fans aus allen Ecken zurannten. Die Heavyrocker, weil dieser Riffrock stark an Black Sabbath erinnerte, die Partymacher, weil man zu den satten Rhythmen gut tanzen konnte, die Indierocker, weil sich bei Josh Homme über die trickreiche Gitarrenmusik immer auffälliger Gesangsspuren legten, die mit poptauglichen Melodien und knackigen Falsettpassagen auftrumpften. Josh Homme wurde ein immer besserer Sänger und konzentrierterer Songschreiber.

Am Ziel angelangt

Mit den Folgealben «Lullabies to Paralyze» und «Era Vulgaris» hatten sich die Queens Of The Stone Age zu einer der einflussreichsten und, was ihre weitschweifigen Genreexkurse anging, bedeutendsten Rockbands der Gegenwart emporgedonnert. Deutlichstes Zeugnis war die Single «Make It Wit Chu», die klang, als hätte man den Bee Gees ein paar verrostete Gitarren umgehängt.

Sechs Jahre danach sind diese Exkurse an ein Ziel gelangt. Die neuen Töne dieser Experimentierplatte kommen von einem traurigen Klavier und vom Funkrock, von analogen Synthiefetzen und balladeskem Zittergesang und, in der psychedelischen Wolllustorgie «Kalopsia», von einem kammermusikalisch ornamentierten Geräuschpanorama. «…Like Clockwork» überragt alles, was Hommes Truppe je an unvergleichlichen wie ambitionierten Soundabenteuern auf die Beine gestellt hat – was davon nachhaltig bleibt, davon wird ihre Setliste in der St. Jakobshalle künden.

Nächster Artikel