«Red Carpet» in der Flatterschaft – der etwas andere rote Teppich

Janick Zebrowski trat bislang vor allem als Schweizer Meister im Breakdancen in Erscheinung, jetzt präsentiert der ausgebildete Fotograf seine erste Ausstellung in der Flatterschaft. Die TagesWoche zeigt exklusiv eine Vorschau und verrät, was es mit dem roten Teppich auf sich hat.

Szenen einer Grossstadt: Ein Zebrowski-Motiv, aufgenommen aus dem fahrenden Auto.

(Bild: Janick Zebrowski)

Janick Zebrowski trat bislang vor allem als Schweizer Meister im Breakdancen in Erscheinung, jetzt präsentiert der ausgebildete Fotograf seine erste Ausstellung in der Flatterschaft. Die TagesWoche zeigt exklusiv eine Vorschau und verrät, was es mit dem roten Teppich auf sich hat.

In der Flatterschaft eröffnet am Donnerstag, den 18. Juni, eine Ausstellung im Dunstkreis der Art Basel, die sich zumindest in Sachen Konzept mit Ausschnitten der Art messen kann. Der Name des Künstlers: klingend. Die Welt seiner Bilder: mondän. Willkommen zu «Red Carpet» von Janick Zebrowski.

Die Fotos zur Ausstellung entstanden im Sommer 2012 auf den Strassen von Los Angeles. Zebrowski weilte damals als Fotograf am Set von «Who Killed Jonny» (Regie: Youngzom Brauen), im Anschluss an die Dreharbeiten blieb er für einige Monate in der goldenen Stadt der Stars und Sternchen.

Der Name «Red Carpet» ist also Programm – dennoch ist die Ausstellung alles andere als eine Hommage an die Gesellschaftsschicht der Reichen und Schönen. Zebrowski inszeniert vielmehr die einfachen Fusswege als roten Teppich, Trottoirs, Strassenränder, Hinterhöfe. Viele Bilder entstanden aus dem fahrenden Auto heraus, einhändiges Abdrücken, tiefe Verschlusszeit.




(Bild: janick zebrowski)

Hunderte von Kilometern spulte Zebrowski ab in seinem alten Mietwagen. Ihn faszinierten die Vielfalt der Stadt, die enge Nachbarschaft, die zeitweise Verflechtung von Boulevards und der Gosse.

Und eigentlich, so dachte sich Zebrowski, ähneln sich die Diva am Santa Monica Beach und das einfache Mädchen auf dem Trottoir in Skid Row zumindest in einem Punkt: Beide machen sich schön, bevor sie aus dem Haus gehen, hier wie da gelten die Regeln des Sehen und Gesehen werden. Wo die eine bloss Asphalt betritt, begeht die andere gefärbten Stoff. Doch im Prinzip ist es für beide ein roter Teppich.




(Bild: janick zebrowski)

Zuerst sollte sich das Fotoprojekt auf die Bilder aus dem fahrenden Auto beschränken, doch Zebrowski beschlich bald das Gefühl, das etwas falsch war. Sein Bildersammeln glich manchmal einem drive-by-shooting: «Wenn ich vorbeifuhr und neben mit die Kamera in Sekundenbruchteilen Bilder schoss, fühlte sich das manchmal an, als würde ich auf Menschen schiessen.»

Zebrowski beschloss, auszusteigen und mit Passanten zu sprechen. Er bat sie, ein Porträt machen zu dürfen. Mit unterschiedlichem Erfolg. «Einige waren sofort bereit für eine Pose, andere rieten mir, mich aus dem Staub zu machen.» Ein alter Herr mit Zigarette und Bart ging richtig auf in seiner Rolle als Model, «er suchte sich einen Ort und sagte ‹hier ist es perfekt›», erinnert sich Zebrowski.




(Bild: janick zebrowski)

Ein Fotoprojekt auf den Strassen von Los Angeles läuft schnell Gefahr, ins Klischeehafte abzurutschen. Gangster, Knarren, dicke Autos und Palmen. Diese Bilder hat man schon oft gesehen, sie bilden gewissermassen ein fixes Assoziationsnetz um die Stadt am Pazifik.

Zebrowski beweist auf seiner ersten Ausstellung ein feines Gespür, indem er solche Motive grösstenteils auslässt. Porträts und Strassenszenen wechseln sich ab. Einfache, unprätentiöse Bilder, die gerade durch ihre Unaufgeregtheit eine Anziehung besitzen.




(Bild: janick zebrowski)

Unaufgeregt und damit in einer Linie mit dem inhaltichen Konzept der Fotos ist auch die Art der Darstellung in der Flatterschaft. Zebrowski schweisste sich seine Bilderrahmen aus unbehandeltem Metall zusammen, die Bilder selber wurden auf Schallplatten oder alte Laptopbildschirme aufgezogen. Noch kann man unter der Oberfläche die Textur des Holzes erkennen, der Qualität der Bilder tut dies aber keinen Abbruch.




(Bild: janick zebrowski)

Der Zeitpunkt von «Red Carpet» mag hinsichtlich der mit kulturellen Höhepunkten gespickten Art-Woche unglücklich gewählt erschienen. Gleichzeitig kann aber auch dieser Faktor als Teil des Konzepts von «Red Carpet» verstanden werden. Am Messeplatz präsentieren sich die Stars, in der Flatterschaft ein Newcomer. Vom lokalitätsbedingten Hierarchieunterschied einmal abgesehen, bespielen sie jedoch beide dieselbe Bühne: die der Kunst.

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Janick Zebrowski ist 29 Jahre alt und seit 2008 ausgebildeter Fotograf. Bislang ist er in der Öffentlichkeit vor allem als Breakdancer in Erscheinung getreten. Er ist mehrfacher Schweizer Meister sowohl als Einzeltänzer als auch mit dem Kombinat ruff’n’x. Seit Januar 2014 betreibt Zebrowski den Blog «justanothermonday», auf dem er jeden Montag ein Porträt veröffentlicht:




Die Öffnungszeiten der Ausstellung sind: Donnerstag 18. Juni ab 19.30 Uhr – Vernissage mit Showcase von Laurin Buser, Music by Audio Dope, DJ Tray und Dj Pun.

Freitag 19. Juni, 16.30–22.00 Uhr
Samstag 20. Juni, 12.30–22.00 Uhr
Sonntag 21. Juni, 12.30–19.00 Uhr

Montag 22. Juni, 11.30–14.00 / 17.30–21.00 Uhr
Dienstag 23. Juni, 11.30–14.00 / 17.30–21.00 Uhr
Mittwoch 24. Juni, 11.30–14.00 / 17.30–22.30 Uhr

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