Regierung sagt Danke: Basel erhält liegengebliebene Kunst

Die Basler Regierung freut sich über die Schenkung von zwei Kunstobjekten für den öffentlichen Raum. Eines davon ist bereits seit 16 Jahren auf dem Petersplatz installiert. Beachtet hat es bislang kaum jemand.

Ein vergessener Schatten aus Backsteinen: «2 Shadows» von Ian Hamilton Finlay auf dem Petersplatz.

(Bild: Dominique Spirgi)

Die Basler Regierung freut sich über die Schenkung von zwei Kunstobjekten für den öffentlichen Raum. Eines davon ist bereits seit 16 Jahren auf dem Petersplatz installiert. Beachtet hat es bislang kaum jemand.

«Dankbar und mit Freude» hat die Basler Regierung die Schenkung von zwei Kunstobjekten angenommen. Dies geht aus den aktuellen Kurzmitteilungen der Exekutive hervor. Es handelt sich um die Stahlskulptur «Endlose Linie» des Schweizer Künstlers Christoph Rütimann und um die Land-Art-Intervention «2 Shadows» des Schotten Ian Hamilton Finlay.

Wie der Mitteilung weiter zu entnehmen ist, ist das Werk «2 Shadows» bereits installiert – und zwar auf dem Petersplatz. Ein Kunstwerk auf diesem zentralen Platz? Eine kurze Umfrage auf der Redaktion ergibt, dass dieses Werk bislang niemandem aufgefallen ist. Liegt dies vielleicht daran, dass es erst kürzlich installiert wurde?

Überbleibsel aus Littmanns «Skultur»-Ausstellung

Ist es nicht. «Die Installation befindet sich bereits seit 16 Jahren auf dem Petersplatz», sagt Thomas Gerspach, stellvertretender Leiter der Abteilung Grünplanung im Bau- und Verkehrsdepartement, der in der Medienmitteilung als Auskunftsperson angegeben ist. Das Werk war im Jahr 2000 eine von elf Installationen, die im Rahmen der Kunstaktion «Skultur» von Klaus Littmann in der Stadt verteilt wurden.

Und eigentlich alle wieder hätten verschwinden sollen. «Ich habe angekündigt, dass die Backsteinskulpturen im September wieder verschwinden und deshalb soll von ihnen auch kein Stein übrig bleiben», gab Littmann damals in der «Basler Zeitung» zu Protokoll.

Ein vergessenes Kunstwerk?

Wurde das Werk des 2006 verstorbenen schottischen Lyrikers, Schriftstellers und Künstlers einfach vergessen? Nicht ganz. «Wir haben es einfach liegenlassen», sagt Littmann, «es lag so schön im Boden drin und niemand störte sich daran.» Immerhin handelt es sich um das Werk eines international renommierten Minimal- und Konzeptkünstlers, der unter anderem auch zum Künstler-Inventar der Documenta zu zählen ist.

Ganz in Vergessenheit geriet das Werk auch in der kantonalen Verwaltung nicht. Im Zusammenhang mit der Aktualisierung des Inventars der Kunstwerke im öffentlichen Raum ging eine Anfrage an Littmann, wie man nun mit diesem Werk umzugehen habe. Der 2006 verstorbene Künstler konnte sich dazu nicht mehr äussern. Die Nachlass-Stiftung entschloss sich auf die Vermittlung der Basler Galerie Stampa hin, das Werk dem Kanton als Schenkung zu überlassen und es somit zu erhalten. Die bekannte Basler Galerie hatte Finlays Werke regelmässig gezeigt.

Gesucht und gefunden

Es ist also höchste Zeit, das Werk zu besuchen, das sich 16 Jahre fast gänzlich unbeachtet auf dem Petersplatz befindet. Aber wo genau auf dem weiten, baumbestandenen Platz? Gerspach konnte nicht weiterhelfen.

An Ort und Stelle findet man das Werk allerdings schnell. Nicht weit vom Weg, der dem Kollegiumsgebäude der Universität entlangführt, erstreckt sich wie ein versteinerter Schatten von einem Baum ausgehend ein rund vier Meter langer Backsteinstreifen auf dem Boden.

Wer genau hinschaut, entdeckt in den Backsteinen das Wort «VIRGIL» eingehauen. Virgil ist die englische Bezeichnung für den römischen Dichter Vergil (70–19 v. Chr.). Wie genau Vergil mit Schatten, mit Bäumen oder dem Petersplatz in Verbindung gebracht werden kann, erschliesst sich nicht von allein. Vielleicht ist die Nähe zur Alma Mater gemeint, wie die Lateiner die Universität gerne nennen.

«Endlose Linie» kommt 2017

Etwas einfacher erschliesst sich die zweite Schenkung, die die Regierung entgegennehmen konnte. Die Plastik «Endlose Linie» von Christian Rütimann ist eine solche: Eine Stahllinie umreisst gleichzeitig die Umrisse eines voluminösen Würfels und einer Kugel.

Das Werk ist laut Gerspachs Auskunft eine Schenkung eines anonymen Stifters. Zusammen mit dem Künstler und einer Tochter des Stifters hat die Verwaltung den künftigen Platz für das Werk eruiert: Es soll Mitte 2017 beim Nachtigallenwäldeli unter einem der Brückenbogen der Viaduktstrasse aufgehängt werden.

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Mehr Kunst am Wegrand finden Sie in unserem Dossier. 

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