Komiker Ricky Gervais hat in Los Angeles erneut die Verleihung der Golden Globes moderiert. Etwas zahmer als auch schon wirkte der 50-jährige Brite. Dennoch platzierte er einige treffende Pointen – auf Kosten der Veranstalter und der versammelten Hollywood-Prominenz.
Einem Briten ist es zu verdanken, dass die Verleihungen der Golden Globes wieder weltweit Beachtung finden: Ricky Gervais. Der Komiker hat 2010/11 die versammelte Hollywood-Prominenz schockiert und amüsiert. Unvergessen, wie er sich vor einem Jahr über Charlie Sheen, Mel Gibson oder Johnny Depp lustig machte. Damit nicht genug: Auch die Veranstalter, die Hollywood Foreign Press Association, bekamen ordentlich eins aufs Dach. Danach schien klar: Wer so frech und politisch inkorrekte Sprüche macht, hat diesen Gala-Anlass zum letzten Mal moderiert. Denkste.
Dass Ricky Gervais erneut zum Zug kam, lässt sich ganz einfach damit erklären, dass er für sensationelle Zuschauerquoten sorgte – im Fernsehen wie auch im Internet – und damit den Golden Globes globale Aufmerksamkeit beschert, wie vermutlich nie zuvor.
Kim Kardashian und Kate Middleton
So wartete man auch in diesem Jahr gespannt auf seine Moderation (die Preise waren fast nebensächlich), voller Vorfreude (und manche Hollywoodstars womöglich voller Angst). «Wo waren wir stehen geblieben?», fragte Gervais gleich zu Beginn der Show. Und schoss kurz darauf ein erstes Mal gegen seine Auftraggeber: Er sei der grösste Komiker Grossbritaniens, die Golden Globes die zweitgrösste Filmawardshow und NBC der drittgrösste Sender der USA … «ach nein, der viertgrösste. Es geht bergab mit ihnen.» Das sass.
Gervais verglich die Golden Globes mit den Oscars, «einfach ohne all das Ansehen.» Um gleich noch einen draufzusetzen: «Die Golden Globes verhalten sich zu den Oscars wie Kim Kardashian zu Kate Middleton. Sie sind ein bisschen lauter, ein bisschen trashiger, ein bisschen betrunkener – und leichter zu kaufen. Angeblich!»
Jodie Fosters «Beaver»
Gervais las dem Publikum auch eine Liste vor, die ihm die Veranstalter gegeben hätten. Darauf stehe, was er alles nicht mehr sagen dürfe: Zum Beispiel keine Sprüche über Mel Gibson. Dieser musste in der Vergangenheit einiges einstecken. So sagte Gervais vor zwei Jahren: «Ich kann so viel trinken wie der nächste Gast. Es sei denn, der nächste Gast heisst Mel Gibson.»
Nicht nur über Gibson dürfe er sich heuer nicht lustig machen, scherzte Gervais gestern, ihm seien auch Sprüche verboten worden über «Jodie Foster’s Beaver.» Schlüpfrig-doppeldeutig fügte er hinzu: «Wie die meisten hier drin habe ich Jodie Foster’s Beaver noch nicht gesehen, das heisst aber nicht, dass er nicht gut ist!» Foster, im Publikum, reagierte locker und lachte herzhaft mit.
So frech manche Highlights waren: Im Vergleich zu den Vorjahren schien Gervais ein wenig gemässigter aufzutreten. Aber vielleicht waren wir zuvor auch einfach verwöhnt worden. Seine Moderation 2011 bleibt unübertroffen, dennoch sind uns auch einige freche und zitierwürdige Pointen von der diesjährigen Show geblieben. Hier ein kleiner Überblick:
- Gervais über Madonna/Elton John: «Unsere nächste Preis-Präsentatorin ist die ‹Queen of Pop›. Nicht du, Elton. Setz dich wieder hin. Es ist eine richtige Frau!»
- Gervais über George Clooney: «Wenn er noch populärer und schöner wird, wird er diese Show hier das nächste Mal moderieren.»
- Gervais über die Veranstalter: «Sie haben mich gewarnt: Sollte ich jemanden von euch oder von ihnen beleidigen, sollte ich irgendeinen Zuschauer verletzen oder sonst irgendeine Kontroverse auslösen, dann werden sie mich definitiv wieder einladen.»
- Nochmals über die Hollywood Foreign Press: «Sie tun enorm viel für gute Zwecke und sind eine Non-Profit-Organisation – genau wie NBC.»
- Gervais über Johnny Depp: «Im letzten Jahr habe ich sehr schlecht über seinen Film geredet, worauf seine Karriere dermassen stark bergab ging, dass er gezwungen war, mit mir zusammenzuarbeiten.»
- Gervais über Natalie Portman: «Im letzten Jahr hat sie den Golden Globe und den Oscar für ihre Leistung in «Black Swan» gewonnen. Dann nahme sie eine Auszeit und bekam ein Baby. Folglich ist sie diesmal für gar nichts nominiert. Richtig erbärmlich. Aber sie hat eine wichtige Lektion gelernt, die ihr bereits kennt: Setze deine Familie nie an erste Stelle! Bitte begrüsst die überaus dumme Natalie Portman.»
- Gervais über Jodie Foster: «Wie die meisten hier drin habe ich Jodie Foster’s Beaver noch nicht gesehen, das heisst aber nicht, dass er nicht gut ist!»