Schlau gedacht, schön gemacht

Am Sonntag wird die neu gestaltete Dauerausstellung im Unterschoss der Barfüsserkirche eröffnet. Der erste Eindruck: Viel hat sich geändert, viel bleibt gleich.

Eindrücke aus der neuen Dauerausstellung im Untergeschoss der Barfüsserkirche (Bild: HMB Philipp Emmel)

15 Jahre ist es her, da beschloss man, das Historische Museum Basel in der Barfüsserkirche einer Gesamterneuerung zu unterziehen. Am Sonntag wird die Sammlungsausstellung im Unterschoss in ihrer neuen Form eröffnet. Der erste Eindruck: Viel hat sich geändert, viel bleibt gleich.

Vor allem Touristen besuchen ein historisches Museum. Laut einer Umfrage, die das Historische Museum Basel im vergangenen Jahr durchführte, sind es rund 60 Prozent ausländische Besucher, die den Weg in die Barfüsserkirche finden. Man sollte sich deshalb keine Illusionen machen: Beim Umbau und der Erneuerung der Dauerausstellung in der Barfüsserkirche ging es nicht darum, die innovativste Idee umzusetzen oder eine Ausstellung zu kuratieren, die auf Spezialisten zielt. Gefragt war hauptsächlich eine Übersetzung des Bestehenden in eine zeitgemässe Sprache. Für ein paar Novitäten blieb aber natürlich trotzdem Platz.

1981 war das Untergeschoss der Barfüsserkirche das letzte Mal neu eingerichtet worden. Wir erinnern uns an helles Licht und Sisalteppiche, und merken schon beim Eintreten in die neu gestalteten Räume: Hier hat sich viel getan. Das Licht ist gedämpft, die Wände sind in dunklen Tönen gehalten, Spots erhellen einzelne Exponate, die Böden sind aus dunklem Holz. Die Räume strahlen Ruhe aus.

Offenes Leitmotto

«Wege zur Welterkenntnis» lautet das Leitthema der Ausstellung – ein breit gefasstes Motto, absichtlich gewählt, wie Museumsdirektor Burkard von Roda betont: Ein offenes Konzept zwinge nicht zu einer chronologischen Reihenfolge, Schwerpunkte liessen sich frei setzen. So bewegt sich die Ausstellung 52 Kapiteln entlang, gegliedert in drei Hauptteile bzw. -räume.

Gleich beim Eingang gelangt man durch eine spätgotische Stube in die Welt des Mittelalters, repräsentiert durch 14 Bildteppiche, die sich einem Garten gleich um das zentrale Zimmer gruppieren. Man schlendert an Liebespaaren, Wildleuten, Tieren und Fantasiewesen bis zum «Gartentor», das einen in die Welt der Basler Sammler entlässt. «Eine Welt im Kleinen» fokussiert auf die Sammlungen des Historischen Museums, vom Nachlass des Erasmus von Rotterdam, der zum Grundstock des Amerbach-Kabinetts gehört, über Basilius Amerbach, Andreas Ryff, Felix Platter, Remigius Faesch, die Familie Schorndorff bis zu Daniel Bruckner und Daniel Burckhardt-Wildt. Auch Jacob Burckhardt und Wilhelm Wackernagel dürfen nicht fehlen. Neben Porträts bilden einzigartige Sammlungsmöbel die Schaustücke dieser Galerie.

Mitten in diesem Ausstellungsteil steht «Die grosse Kunstkammer» – ein runder Raum-im-Raum, in dessen Innern Gegenstände aus dem Museum Faesch und dem Amerbach-Kabinett ohne grosses Brimborium zum Angestauntwerden präsentiert werden. Die Einrichtung folgt der theoretischen Ordnung einer «idealen» Kunstkammer: Den Naturalia, den Antiquitates, den Artificalia, den Scientifica. Unter dem Chor der Barfüsserkirche schliesslich findet sich die grosse Neuerung: Nach zehnjähriger Pause hat hier die bis zu den Kelten zurückreichende, archäologisch erforschte Stadtgeschichte wieder ihren festen Platz in der Dauerausstellung gefunden.

Auch für Kinder

Thematisch ist somit im Untergeschoss der Barfüsserkirche vieles beim Alten geblieben, die Neuerungen betreffen – mit Ausnahme des archäologischen Teils – vor allem die Präsentation. Die Dreischiffigkeit der Kirche hat man diskret kaschiert, und es finden sich kaum rechte Winkel in den Räumen. Lobenswert zu erwähnen ist der Einbezug der neuen Medien: An Bildschirmen kann man vielerorts zusätzliche Informationen zu Ausstellungsstücken abrufen. Münzen können auf dem Bildschirm beispielsweise vergrössert und von beiden Seiten betrachtet werden. Und auch Kinder kommen zum Zug: Mit einem Eulensymbol versehen sind Texte und Stationen, die sich an die kleinen Besucher und Besucherinnen richten.

Burkard von Roda hinterlässt mit der neuen Dauerausstellung seinem Nachfolger, der in diesen Wochen gewählt wird, keine Bürde. Die Räume sind klassisch gehalten, sie werden so sicherlich ein paar Jahre stehenbleiben können, ohne veraltet zu wirken. Weil bei den Vitrinen grösstenteils auf Beschriftungen verzichtet wurde, können einzelne Exponate ohne grosses Aufsehen ausgetauscht werden. Die Ausstellung kann sich so stetig von innen heraus selbst erneuern. Schlau gedacht, schön gemacht.

> Historisches Museum Basel, Barfüsserkirche. Ab Sonntag, 13. November. Di bis So 10–17 Uhr.

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