«Schwarze Schafe gibt es überall»

Der für den Messeneubau verantwortliche Generalunternehmer HRS fühlt sich wegen mutmasslicher Lohndumpingfälle völlig zu Unrecht an den Pranger gestellt.

Auf der Gross-Baustelle der Messe Basel gibts einiges zu flicken. (Bild: Michael Würtenberg)

Der für den Messeneubau verantwortliche Generalunternehmer HRS fühlt sich wegen mutmasslicher Lohndumpingfälle völlig zu Unrecht an den Pranger gestellt.

Martin Kull, CEO des Generalunternehmens HRS, sprach an der eilends einberufenen Pressekonferenz nicht nur, er appellierte vielmehr: «Glauben Sie uns, dass auch wir Lohndumping nicht goutieren.» Kull ist CEO jenes Unternehmens, das im Auftrag der Messe den 430 Millionen Franken teuren Neubau aufstellt. Und er ist gehörig unter Druck: Denn die Messebaustelle sorgte wegen verschiedener mutmasslicher Lohndumpingfälle immer wieder für negative Schlagzeilen. Heute Dienstag trat Kull die Flucht nach vorn an. Wichtigste Botschaft: «Schwarze Schafe gibt es überall und wird es auch in Zukunft immer geben. Auf einer Baustelle mit über Tausend Arbeitern, finden Sie schneller solche, als auf einer Baustelle mit nur zehn. Das ist rein mathematisch schon so.»

Und Kull legte weitere Zahlen auf den Tisch, die seine Aussage unterstreichen sollten: 53 Prozent der Aufträge habe der Generalunternehmer HRS an ortsansässige Firmen vergeben. Insgesamt 90 Prozent an Schweizer Firmen, nur 7 Prozent an ausländische.

Nicht nur die in dieser Rechnung  fehlenden 3 Prozent waren nicht ganz schlüssig. Zahlen dazu, wie viele dieser Unternehmen die Aufträge an Subunternehmer weiter gaben, präsentierte Kull nicht. Diese habe man nicht aufbereitet, erklärte er auf Nachfrage. Dabei müsste die HRS gemäss ihren eigenen allgemeinen Geschäftsbestimmungen den Überblick haben, denn alle von HRS beauftragten Firmen müssen dem Generalunternehmen nicht nur melden, sondern es sich von diesem sogar genehmigen lassen, wenn sie einen Subunternehmer beiziehen oder auswechseln.

Verträge bleiben geheim

Und gerade diese Subunternehmen sind entscheidend, denn das Muster mutmasslicher Lohndumpingfälle ähnelt sich: Am Ende einer Kette von Subunternehmen arbeitet schliesslich ein Arbeiter für einen Hungerlohn auf der Baustelle. CEO Kull betonte, die HRS habe keine Handhabe, um die Lohnbücher dieser Subunternehmen zu überprüfen. Dies könnten nur die Kontrolleure.

Im neusten Fall der polnischen Gipser, die angaben, zu einem Dumpinglohn von 14 Franken pro Stunde zu arbeiten, habe die HRS von der von ihr beauftragten Schweizer Firma Dämmtech. Nottwil GmbH eine schriftliche Erklärung, dass alle Mindestlöhne eingehalten worden seien. Zum Beweis hielt Wolfgang Schäfer von der HRS ein Dokument hoch. Darauf war aus der Ferne das Firmenlogo zu erkennen.

Obwohl Kull auszugsweise aus dem Vertrag der Messe mit der HRS zitierte, blieb die zentrale Frage ungeklärt: Nämlich, ob darin dieselben griffigen Instrumente bei Verstössen vorgesehen sind wie im Basler Vergabegesetz. «Wir geben grundsätzlich keine Auskunft über Verträge», so die Auskunft auf Nachfrage. Statt weitere Fakten auf den Tisch zu legen, musste Martin Kull deshalb ein weiteres Mal an die Pressevertreter appellieren: «Der Vertrag zwischen der Messe und HRS ist scharf. Daran waren genug Anwälte beteiligt.»

Eine Zahl legte der HRS-CEO dann doch noch auf den Tisch. Es sei gar nicht wahr, dass bei Ausschreibungen der HRS immer nur der günstigste zum Zuge komme. Immer wieder vergebe die HRS Aufträge nicht an den günstigsten, nämlich in ganzen 16 Prozent der Fälle.

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