In «Anatol» wirft Arthur Schnitzler einen ironischen Blick auf einen Wiener Lebemann. Die Komödie ist gegenwärtig in Basel zu sehen.
Vor einem Jahr trieben die Theaterenthusiasten der Bühne 67 in August von Kotzebues Verwechslungskomödie «Der Rehbock oder Die schuldlosen Schuldbewussten» ein witziges Spiel mit Geschlechterrollen und -stereotypen. Nun beleuchten sie mit Arthur Schnitzlers Stück «Anatol» die Selbsttäuschungen eines Wiener Lebemanns im ausgehenden 19. Jahrhundert.
Schnitzlers Komödie aus dem Jahr 1893 besteht aus einem Reigen von sieben Szenen, in denen Anatol, der sich als tollen Hecht sieht, sieben verschiedenen Frauen begegnet. Dabei erhält das Selbstbild des Wiener Dandys diverse Sprünge.
Individuelle und gesellschaftliche Selbsttäuschung
Arthur Schnitzler war ein ausgebildeter Arzt, er war mit Sigmund Freud bekannt und zeigte auch als Schriftsteller und Dramatiker Interesse für die Psychoanalyse. «Anatol» entstand zu einer Zeit, als die ersten Zeichen den Verfall der Donaumonarchie ankündeten. Das Verhalten von Schnitzlers Figuren gibt Einblick in das Unbewusste, ihre Darstellung ist ein Stück Gesellschaft- und Kulturkritik. Daneben ist «Anatol» aber vor allem ein erfrischendes Stück Theater, eine charmante Wiener Komödie.
Das Ensemble der Bühne 67 nutzt für seine Inszenierung im Keller des Schönen Hauses am Nadelberg 6 die Besonderheiten des Ortes und spielt auf zwei Ebenen. Regie führten Reinhard Hammel und Thomas Waldmann, die beide auch als Schauspieler auftreten.
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«Anatol» ist am 21., 22., 28. und 29. März jeweils um 20 Uhr und an den Sonntagen vom 23. und 30. März jeweils um 17 Uhr im Kellertheater des Schönen Hauses am Nadelberg 6 in Basel zu sehen. Weitere Aufführungen in der Aula des Schulhauses Lettenweg, Allschwil, am 5. April (19.30 ) und 6. April (17 Uhr). Vorverkauf: buehne67@hispeed.ch.