Sie fing mit den Männern an

Die Modedesignerin Claudia Güdel ist seit zehn Jahren erfolgreich im Geschäft, findet die Teilahme an «Blickfang» aber immer noch wichtig.

Claudia Güdel macht Kleider, keine Trendobjekte. (Bild: Michael Würtenberg)

Die Modedesignerin Claudia Güdel ist seit zehn Jahren erfolgreich im Geschäft, findet die Teilahme an «Blickfang» aber immer noch wichtig.

Claudia Güdel hat geschafft, was nur wenigen in der Schweiz gelingt: Sie kann von ihrer Mode leben. Vor zehn Jahren ist sie mit ihrem eigenen Label gestartet, mit Männermode und von Basel aus. Beides Voraussetzungen, könnte man meinen, die den Erfolg nicht gerade beflügeln würden. Gilt doch auf diesem schweizerisch-harten Pflaster für Modeschaffende am ehesten noch Zürich als Ausgangspunkt für Newcomer, und Frauen sind bekanntlich leichter mit schönen Kleidern zu verführen als Männer. Doch Claudia Güdel zeigt, dass es andersrum funktionieren kann. Denn inzwischen hat sie tatsächlich einen Laden in Zürich und kleidet auch Frauen ein. Doch beginnen wir von vorn.

An Trendmaschine nicht interessiert

Die Zürcherin Claudia Güdel landete in Basel, weil sie «die Stadt mag», wie sie sagt, und weil sie hier an der HGK Modedesign studierte. «Damals galt die Schule in Basel als experimenteller und künstlerischer als diejenige in Zürich.» Damals, sagt die heute 40-Jährige, sei ihr das wichtiger gewesen als der Gedanke, als Modedesignerin dereinst Geld verdienen zu können. «Mode als Trendmaschine» habe sie denn auch nie interessiert. «Aber immer der Mensch.»

Deshalb versteht sie das Kleid als Schutzhülle, als etwas, das man anzieht, um sich darin wohlzufühlen. Und deshalb begann sie mit einer Männerkollektion. «Mit der Idee, dass ich mit Kleidern für Männer am ehesten Trends ausweichen konnte.» Material, Schnitte und Verarbeitung sollten im Vordergrund stehen. «Eine Hose soll beispielsweise bequem sein zum Velofahren.»

2007, fünf Jahre nach dem Start ihres Labels, gewann Claudia Güdel mit ihrer Männerkollektion den eidgenössischen Preis für Design. Ein Jahr darauf lancierte sie ihre erste Kollektion für die Frau – ebenfalls schlichte, schöne Kleider aus hochwertigen Materialien – und wieder ein Jahr später eröffnete sie den Laden in Zürich. Der Spielraum mit den Männerkleidern, sagt sie, sei immer enger geworden, zu eng, um einzig damit überleben zu können.

Immer dranbleiben

Ebenso war der Laden in Zürich ein wichtiger Schritt, um weiter zu kommen. Nicht nur wegen Zürich, sondern auch, weil die Kundschaft in Basel den Weg ins Kleinbasel, wo sich Güdels Atelier und Verkaufslokal befindet, eher selten findet. Das war für die Modemacherin letztlich auch der Grund, im September vergangenen Jahrs im Grossbasel zusätzlich ein kleines Geschäft zu eröffnen. «Das ist vielleicht der auffälligste Unterschied zwischen Zürich und Basel», sagt Güdel, «die Basler gehen weniger auf Entdeckungstour in ihrer Stadt als die Zürcher.»

Und deshalb ist die Teilnahme an «Blickfang» für Claudia Güdel nach wie vor – auch wenn sie keine Newcomerin mehr ist – wichtig. «Die Messe ist ein weiterer Schritt in die Öffentlichkeit und bietet die Möglichkeit, ein Publikum anzutreffen, dem man sonst vielleicht nicht begegnen würde.»

Denn nach zehn Jahren im Geschäft weiss Güdel: Stehenbleiben liegt nicht drin. Auch wenn sie sagt, sie habe kein Rezept für den Erfolg, den Rat von Ruth Grüninger, einer erfahrenen Modedesignerin und Kollegin, hat sie nicht vergessen: «Dranbleiben, immer dranbleiben.»

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 23.03.12

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