Sieben Erlebnisse à la Marina Abramovic

In der Ausstellung «Metamatic Reloaded» wird das Museum Tinguely unter anderem eine Arbeit der serbischen Performancekünstlerin Marina Abramovic zeigen. Das Publikum ist dabei der zentrale Faktor – wer mitmachen will, darf sich jetzt anmelden.

Sieben Zelte, siebenmal Leiden? Ab Ende Oktober im Park des Museum Tinguely. (Bild: zVg)

In der Ausstellung «Metamatic Reloaded» wird das Museum Tinguely unter anderem eine Arbeit der serbischen Performancekünstlerin Marina Abramovic zeigen. Das Publikum ist dabei der zentrale Faktor – wer mitmachen will, darf sich jetzt anmelden.

Marina Abramovic testet in ihren Performances gerne die physischen und mentalen Grenzen ihres Körpers. Sie hat sich Gefahren ausgesetzt oder Schmerzen ertragen. Für ihre Arbeit «The House with the Ocean View» beispielsweise verbrachte sie im Jahr 2002 zwölf Tage und Nächte in der Sean Kelly Gallery in New York und trank nur Mineralwasser. Sie ass nicht, sprach nicht und schlief nicht mehr als sieben Stunden täglich. Das Publikum konnte ihr dabei jederzeit zusehen.

Seit einigen Jahren bezieht die serbische Künstlerin das Publikum auch aktiv in ihre Arbeiten mit ein. Bekanntestes Beispiel ist die Performance «The Artist is Present» im New Yorker Museum of Modern Art 2010 (siehe Video unten), als Marina Abramovic insgesamt 721 Stunden lang schweigend auf einem Stuhl sass und jeder Besucher, jede Besucherin sich ihr gegenüber für eine undefinierte Zeitdauer hinsetzen und in die Augen blicken konnte.

Selbst erleben

Während der Ausstellung «Metamatic Reloaded» kann sich ab Ende Oktober auch das Publikum des Tinguely Museums unter Anleitung der Künstlerin einem ähnlichen Versuch unterziehen. Abramovic ist in der Schau vertreten mit ihrer Arbeit «MAI-Prototype», bestehend aus sieben miteinander verbundenen Zelten, die im Park des Museums aufgestellt werden. Einem Parcours gleich können die Besucher durch diese Zelte wandern – allerdings müssen sie dafür einiges an Zeit einplanen.

Jedes der Zelte ist einem Thema gewidmet. Gemeinsam ist ihnen, dass sie alle darauf ausgerichtet sind, volle Konzentration zu ermöglichen. Denn «MAI-Prototype» soll den Besuchern Erfahrungen bieten, die sich am Leben und Werk Abramovics orientieren. So wird man in einem Zelt zwar nicht der Künstlerin selbst gegenüber sitzen, sondern einem anderen Teilnehmer, und diesem einfach in die Augen blicken. Störende Faktoren sollen dabei möglichst aussen vor bleiben, weshalb man am Eingang sein Handy und auch seine Uhr abgibt und sich einheitliche Umhänge überzieht.

Mindestens zwei Stunden muss man für den Parcours aufwenden. Die Plätze sind deshalb beschränkt, was eine Anmeldung notwendig macht – und diese ist ab sofort unter www.tinguely.ch möglich.

Während der Art Basel 2012 führte Marina Abramovic im Theater Basel das ­spartenübergreifende Spektakel «The Life and Death of Marina Abramovic» auf. In einem Interview im Hinblick darauf erzählte die Künstlerin der TagesWoche, wie sie Extremsituationen erlebt – und was sie dazu motiviert: «Der Tod macht das Leben doch erst lebenswert».

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